Bald müssen die Autofahrer in Singen tiefer in die Tasche greifen: Erstmals seit mehr als 30 Jahren sollen die Parkgebühren für die oberirdischen Parkplätze in der Innenstadt angehoben werden. Oberbürgermeister Bernd Häusler sprach im Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt davon, dass Singen eine attraktive Einkaufsstadt sei, die – lasse man die pandemiebedingte Schließung beiseite – Menschen zum Einkaufen und Verweilen einlade. „Die Erhöhungen sind aber moderat. Singen ist weiterhin im Vergleich mit anderen Städten mit einer ähnlichen Größe günstig“, betont Häusler.
Bereits im März hatte sich der Betriebsausschuss der Stadtwerke auf eine Erhöhung der Parkgebühren in den städtischen Tiefgaragen zum 1. Mai verständigt. Welche Kosten kommen nun auf Autofahrer auf innerstädtischer Parkplatzsuche zu?
Die Mischung soll es machen
OB Bernd Häusler sprach offen von einem großen Parkdruck in den Wohngebieten nördlich der Freiheitsstraße. „Dort kommt es zum Teil zu sehr abenteuerlichen Situationen beim Parken“, schildert Häusler. Deshalb sollen im Stadtgebiet in gesondert beschilderten Bewohnerparkbereichen auch Kurzzeitparkplätze im Mischprinzip angeboten werden. Dies sieht vor, sowohl den Bewohnern als auch den Besuchern Kurzzeitparkplätze anzubieten. Tickets könne mit Parkschein oder mit digitalem Smartphone erworben werden. Bewohner können sich für 30 Euro pro Jahr einen ein Jahr gültigen Bewohnerparkausweis zulegen.

Handel zeigt sich skeptisch
Der Singener Handel habe sich laut OB Häusler von der Gebührenerhöhung nicht begeistert gezeigt. „In Gesprächen wurde deutlich, dass sich die Händler eine Steigerung in Etappen gewünscht hätten“, sagt er. Claudia Kessler-Franzen von Singen aktiv wird deutlicher: Grundsätzlich seien Erhöhungen nie erfreulich, sie geschehen immer zu Unzeiten und der Handel könne nicht erfreut sein. „Erfahrungen aus dem Austausch mit anderen Städten haben gezeigt, dass das Parken in der Stadt Singen grundsätzlich preiswert ist“, sagt sie.
Kessler-Franzen verwies darauf, dass es zudem über 500 Gratis-Parkplätze auf dem Festplatz und an der Landesgartenschau nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Des weiteren sei die gute Anbindung der Innenstadt mit dem ÖPNV mit der Neugestaltung des Bus-Bahnhofes gestärkt worden. „Mit der laufenden Umgestaltung der Fußgängerzone wird zudem Schritt für Schritt eine qualitative Aufwertung der Innenstadt vollzogen“, so Kessler-Franzen.
Das sagen die Gemeinderäte
Das Gremium war sich einig – beinahe. Lediglich Markus Weber (Neue Linie) sprach sich gegen die Gebührenerhöhung aus. Sein Einwand: Die Steigerung sei eben nicht moderat. Weber kritisierte, dass zuerst der Baubeschluss für das neue Parkhaus in der Bahnhofstraße gefasst und danach über die Gebühren auf den oberirdischen Parkplätzen diskutiert wurde: „Das war der zweite vor dem ersten Schritt.“

Für Eberhard Röhm (Grüne) sei es an der Zeit, nach über 30 Jahren bei den Gebühren nachzusteuern. „Es ist richtig, den Verkehr in die Parkhäuser zu bekommen“, sagte er. Dies würde auch durch den Preis gesteuert. Aber gerade um den Aufschrei bei Bürgern gering zu halten, sei eine gute Kommunikation wichtig.

Klaus Niederberger (CDU) brach eine Lanze für den ohnehin durch Corona schwer gebeutelten Einzelhandel: „Für den Einzelhandel ist es wichtig, nicht alle oberirdischen Stellplätze verschwinden zu lassen.“ Außerdem kritisierte er den Zeitpunkt der Erhöhung. „Die Erhöhung ist wichtig, aber wir müssen deutlich machen, dass Singen weiterhin günstig ist“, so Niederberger.

Auch Kirsten Brößke (FDP) gab zu, dass das oberirdische Parken charmant sei, gerade bei schnellen Erledigungen: „Wir dürfen im Sinne unseres Einzelhandels nicht alle dieser Parkplätze aufgeben.“ Walafried Schrott (SPD) sprach davon, dass die Erhöhung längst überfällig sei: „Der Singener Handel ist getroffen, das liegt aber nicht an den Parkgebühren.“