Vertrauensbildende Maßnahmen sind die Hauptaufgabe von Thorsten Krenz, der seit Jahresanfang Konzernbevollmächtigter der Bahn für Baden-Württemberg ist. Das Misstrauen, das ihm entgegenschlägt ist groß, auch beim zweiten Bahngipfele, zu dem der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung ins Singener Rathaus eingeladen hatte. „Die Region darf nicht abgehängt werden“, forderte Jung und listete die Themen, die seit Jahrzehnten die Region bewegen: Die Gäubahn Richtung Stuttgart, die Bodenseegürtelbahn nach Lindau und die Hochrheinschiene bis Basel.
Die Freude der Bahn, dass immer mehr Kunden ihre Angebote nutzen, werde – so Krenz – getrübt, weil es nicht gelingt, die notwendige Infrastruktur mitwachsen zu lassen. Aber auch in der Zentrale wachse das Bewusstsein, dass der Regionalverkehr an Bedeutung gewinne.

- Gäubahn: Zuversicht verbreitete Krenz für den Ausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen. Die Verträge zum zweigleisigen Ausbau der Strecke Horb-Neckarhausen seien unterzeichnet. Jetzt werde geplant, ab 2021 soll gebaut werden. „Mit der Inbetriebnahme rechnen wir 2023“, so Krenz. Problematisch sei hingegen die Frage nach dem passenden Anschluss an den Stuttgarter Bahnhof. Im Ziel, die Bahnverbindung von Stuttgart nach Zürich zu beschleunigen, sei man sich einig, der Weg dahin aber noch variantenreich.

- Strittig ist auch die Frage über den Einsatz von Neigetechnik. „Wir als Bahn haben damit keine guten Erfahrungen gemacht.“ Versprochen wurde Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler, dass auch beim Einsatz konventioneller Züge der Singener Hauptbahnhof nicht abgehängt werden soll. Deutlich machten die Interessenvertreter vom Bodensee, dass Endpunkt der Gäubahn in jedem Fall der Stuttgarter Hauptbahnhof bleiben solle.

- Bodenseegürtelbahn: Fortschritte bei der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn seien bislang einzig auf kommunales Interesse zurückzuführen, klagte Regionalverbandsdirektor Wilfried Franke als Geschäftsführer des Interessenverbandes Bodenseegürtelbahn und forderte ein größeres finanzielles Engagement der Bahn für die Ertüchtigung der Infrastruktur. Bald sei das Teilstück Radolfzell-Friedrichshafen der letzte Abschnitt auf der wichtigen Fernverkehrslinie Basel-Ulm, der nicht unter Strom stehe. Jung sicherte zu, das Thema in Berlin anzusprechen.

- Hochrheinbahn: Voran geht es beim Ausbau der Elektrifizierung auf der Hochrheinbahn zwischen Konstanz und Basel. Über 300 Millionen Euro sollen investiert werden. Eine Besonderheit sei das finanzielle Engagement der Schweiz bei der Kostenübernahme. Dies liege auch – so Felix Schreiner (MdB) aus Waldshut, Vorsitzender der deutsch-schweizerischen Parlamentariergruppe und im Verkehrsausschuss des Bundestags aktiv – an der Bedeutung der Strecke für den Pendlerverkehr nach Basel.
Das „Bahn-Gipfele“
Bereits zum zweiten Mal hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung Interessenvertreter und DB-Verantwortliche zum so genannten Bahn-Gipfele ins Singener Rathaus eingeladen, ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten Treffen. Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Im September erwartet Jung – wie er jetzt angekündigt hat – mit Steffen Bilger den Staatssekretär des Bundesverkehrsministerium zur dritten Auflage der Diskussionsrunde um den Ausbau des Schienenverkehrs.