Karin Zöller

Die alt-katholische Pfarrgemeinde St. Thomas hat Grund zum Feiern: Vor 100 Jahren – am 11. November 1917 – wurde entschieden, dass die kleine Kirche in der Freiheitstraße 9 in den Besitz der Alt-Katholiken übergehen soll. Im Jahr 1864 war das Gotteshaus als erste evangelische Kirche in Singen erbaut und seit den 1880er Jahren von den alt-katholischen Christen mitbenutzt worden. Für den besonderen Anlass hat die Kirchengemeinde nun ein vielfältiges Programm organisiert.

"Wir wollen das Jubiläum unseres 100-jährigen Bestehens mit vier Veranstaltungen feiern", kündigt Pfarrer Robert Geßmann an. Die Feierlichkeiten starten am Samstag, 16. September, ab 18 Uhr, mit einer Premiere: Erstmals beteiligt sich die alt-katholische Kirche an der Museumsnacht. "Besucher können bei dieser Veranstaltung der ältesten Orgel Singens lauschen, an einer Kurzführung teilnehmen, auf über 350 Jahre alten Kirchenbänken Platz nehmen oder in der neuen Gebetsecke verweilen", sagt der Pfarrer.

Im Rahmen des Jubiläumsprogramms (siehe Infokasten) werden in der Zeit von September bis November auch noch ein Benefizkonzert, ein "Tag der lebendigen Erinnerung" inklusive Festvortrag zur Kirchengeschichte sowie eine festliche Eucharistiefeier angeboten. Hier wird Wilhelm Olschewski, pensionierter Vorvorgänger des Singener Pfarrers, die Festpredigt halten. Robert Geßmann trat vor fünf Jahren seinen Dienst in der Gemeinde St. Thomas an. Der engagierte Pfarrer setzt sich auch im Singener Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) aktiv ein. Obwohl die Pfarrgemeinde St. Thomas schon seit 100 Jahren in der Freiheitstraße ansässig ist, scheint dies vor Ort teilweise nicht bekannt zu sein. "Viele wissen nicht, dass es die Kirche gibt", stellt Robert Geßmann bedauernd fest. Daher hofft er, dass die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr dazu beitragen, dass die Bewohner der Region auf die alt-katholische Kirche in Singen aufmerksam werden.
 

Pfarrer Robert Geßmann hält den Baustein-Bauwein in Händen, der anlässlich der geplanten Sanierung der alt-katholischen Kirche St. ...
Pfarrer Robert Geßmann hält den Baustein-Bauwein in Händen, der anlässlich der geplanten Sanierung der alt-katholischen Kirche St. Thomas angeboten wird. Die Gemeinde ist zur Finanzierung der baulichen Maßnahme auf Unterstützung angewiesen. | Bild: Karin Zöller
Pfarrer Robert Geßmann zeigt auf Schäden in der alt-katholischen Kirche St. Thomas, die einer kompletten Sanierung bedarf. Die ...
Pfarrer Robert Geßmann zeigt auf Schäden in der alt-katholischen Kirche St. Thomas, die einer kompletten Sanierung bedarf. Die Pfarrgemeinde ist zur Finanzierung der baulichen Maßnahme auf Unterstützung angewiesen. | Bild: Karin Zöller

Das Jubiläum sei laut Robert Geßmann auch ein Anlass, die Kirche zu sanieren. Denn das Gotteshaus ist inzwischen 153 Jahre alt. Auch wenn es im Laufe der Jahre einige Teilrenovierungen gab, sind die Spuren der Zeit nicht zu übersehen. Eine umfassende Renovierung sei dringend erforderlich, betont der Pfarrer. "Es muss viel gemacht werden, da die Kirche noch nie richtig saniert wurde", sagt er. Doch nun soll das Großprojekt in Angriff genommen werden. Es würden schon Pläne für die Sanierung der Kirche und dem angrenzenden Pfarrhaus, das noch älter sei, vorliegen. "Mitte Oktober wird in der Gemeindeversammlung darüber abgestimmt", erklärt Robert Geßmann.

Wenn die Gemeindeversammlung den Plänen für die Renovierung zustimme, könne die Sanierung der Kirche an Ostern 2018 beginnen. Die Arbeiten würden nach den Planungen etwa ein Jahr dauern. Doch die Kosten für die Komplettrenovierung seien immens, sagt der Pfarrer. 300 000 Euro würde das Bistum übernehmen, 70 000 Euro müsse die Pfarrgemeinde allerdings selbst tragen.

"Ohne Unterstützung von außen ist das nicht machbar", ist Robert Geßmann überzeugt. Er hofft auf viele Spender, Sponsoren und Stiftungen, die beim Erhalt der Kirche mithelfen wollen. Anlässlich der geplanten Sanierung werde ein ausgezeichneter Rotwein als Baustein-Bauwein angeboten, erklärt der Pfarrer. Dieser stamme von einem alt-katholischen Winzer aus Rheinhessen und sei somit ein echtes alt-katholisches Tröpfchen, sagt Robert Geßmann schmunzelnd.

Spenden für die Sanierung sind willkommen, Informationen unter: Alt-katholisches Pfarramt St. Thomas, Telefon (07731) 95 52 35, E-mail: singen@alt-katholisch.de

Das Jubiläumsprogramm

Die alt-katholische Kirche St. Thomas wurde 1864 als erste evangelische Kirche in Singen erbaut und ging am 11. November 1917 in den Besitz der Alt-Katholiken über. Den 100. Jahrestag will die Pfarrgemeinde mit vier Veranstaltungen feiern. Auftakt ist am Samstag, 16. September, ab 18 Uhr: Im Rahmen der Museumsnacht werden bis 22 Uhr stündlich Kurzführungen mit Orgelmusik angeboten. Weiter geht es mit einem Benefizkonzert in der Kirche am Samstag, 30. September, 18 Uhr. Hier werden Udo Krummel an der Orgel, Kai Lupsina an der Trompete sowie weitere Künstler mit verschiedenen Werken von Barock bis Gospel zu hören sein. Am Sonntag, 29. Oktober, 16 Uhr, findet im Veranstaltungsraum des Hegau Museums der "Tag der lebendigen Erinnerung" mit kirchengeschichtlichem Festvortrag statt. Referenten sind Stadtarchivarin Britta Panzer und Professor Günter Eßer (Universität Bonn).

Am Sonntag, 12. November, 10 Uhr, lädt die Gemeinde dann zur festlichen Eucharistiefeier zum Thema "100 Jahre St. Thomas" ein. Festprediger ist Wilhelm Olschewski. Der pensionierte Pfarrer war lange Jahre in Singen tätig.