Der Fipronil-Skandal löst derzeit deutschlandweit einen regelrechten Ansturm auf Eier vom Bauernhof des Vertrauens aus. Auch im Hegau finden die Bauernhof-Eier reißenden Absatz. Schon vor Ende des Wochenmarktes am vergangenem Samstag hatte Walter Käppeler vom Schwärzehof seinen Eier-Verkaufsstand geschlossen, für ihn war der Markttag beendet. „Ausverkauft“, zuckte er mit den Achseln, es seien auch Leute da gewesen, die vorher nie kamen. Eier wurden knapp an den Markttagen der vergangenen Woche. Die Nachricht über die mit dem Insektizid Fipronil belasteten Eier löste einen Run auf dieses Produkt aus.
Selbst am Gemüsestand von Ewald Wieland wurde erstmals nach Eiern gefragt. Jörg Hägele hat in seinem Angebot auch Eier, nach dem Dienstagsmarkt nahm er kein einziges Ei wieder mit nach Hause. „Es hat geheißen, in den Geschäften in der Nordstadt gebe es keine mehr“, erzählt er. Hägele kann die Eier mit gutem Gewissen verkaufen, er bezieht sie von Sven Fülle vom Sonnenbühlhof in Neuhausen. Fülle könnte mehr abgeben, als er hat: „Ich kratze jedes Ei zusammen, die Nachfrage ist groß.“

Auch bei Stefan Frank vom Hof Immensitz waren zum Marktende die Eier so gut wie ausverkauft. Die Kunden vertrauen auf ihre Produzenten. „Ich mache mir keine Sorgen, weil ich Eier immer auf dem Markt kaufe“, lässt Christel Höpfner sich von dem Skandal nicht beirren. Stefan Frank sieht für seinen Betrieb auch kein Problem: „Wir haben das Gift nicht im Einsatz und es wurde bisher im Südwesten auch nirgends nachgewiesen“, ist er beruhigt.
Fipronil werde zur Milbenbekämpfung eingesetzt, auf Hof Immensitz verwendet man Streukalk. Der komme ins Einstreu und gelange beim Scharren und Wälzen der Hühner in ihr Federkleid. Die Nachfrage nach Suppen- und Brathähnchen sei bei ihm auch ganz normal gewesen. Frank sieht das Problem für den Run auf regionale Eier in der Unterversorgung im Südwesten, er sagt: „Hier werden zu wenig Eier produziert, deshalb importieren wir sie aus dem Ausland.“
Auf dem Schwärzehof wird gegen Milben auch Streukalk eingesetzt. Bevor neue Junghennen in den Stall kämen, werde desinfiziert und danach stehe der Stall vier Wochen leer. Walter Käppeler sieht das derzeitige Eier-Problem gelassen, er meint: „Jetzt ist das drin in den Köpfen, aber in vier Wochen ist es wieder vorbei.“ Wünschen würde er sich, dass von den neuen Kunden einige bleiben und auch in Zukunft regional produzierte Eier kaufen. Sven Fülle schließt sich gleich an: „Ich hoffe, dass dieser Skandal nachhaltige Wirkung hat und die Leute darauf achten, wo die Eier herkommen.“ Trotz Engpässen nutzen die regionalen Erzeuger die momentane Situation nicht aus, die Eierpreise wurden nicht angehoben.
Kundin Tanja Richter kauft Eier immer nur auf dem Wochenmarkt. „Das sind keine Skandal-Eier“, ist sie sich beim Kauf regionaler Eier sicher. Auch Hans-Peter Rädle kauft Eier nur auf dem Markt. Es stehe ja drauf, wo sie herkommen und ihn stört, dass die Sache von hoher Stelle wieder global ausgetragen werde. „Da wird es wieder neue Vorschriften geben, anstatt da anzusetzen, wo es passiert ist.“ Dort müsste intensiver nachgeforscht werden, meint Rädle.
Auch der Betrieb Maier Eier in Steißlingen wird überrannt von Kunden. Rita und Stefan Maier tangiert der derzeitige Skandal nicht. „Der Betrieb wird regelmäßig kontrolliert, zudem verwenden wir das Mittel Fipronil gar nicht“, erklärt Rita Maier. Auf ihrem Hof wird zur Milbenbekämpfung Sandstaub eingesetzt. Die Eier der eigenen Hühner, die mit selbst angebautem Mais und Weizen gefüttert werden, werden auch bei der hauseigenen Nudelherstellung verwendet. Armin Brütsch aus Murbach bezieht die Eier für seine Nudelproduktion von kleinen Höfen aus Gottmadingen und Nordhalden. „Ich kenne die Produzenten persönlich und auch die Ställe. Das ist ein kleines Netzwerk, und ich kann ihnen vertrauen“, sagt Brütsch. Seine Lieferanten hätten zurzeit auch Lieferschwierigkeiten. Er sieht den Eier-Skandal auch positiv, die Verbraucher würden mehr auf regionale Produkte zurückgreifen.
Nummer zeigt die Herkunft
- Der Skandal: "Ausverkauft" hieß es bei den Eierproduzenten in der vergangenen Woche auf dem Singener Wochenmarkt, nachdem Ende Juli der Skandal um verseuchte Eier aus den Niederlanden bekannt wurde. Laut Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung essen die Deutschen pro Kopf im Durchschnitt 230 Eier im Jahr, Gebäck, Nudeln und andere Lebensmittel inbegriffen. Das entspricht einer Jahresmenge von 18,7 Milliarden Eiern. Deutschland ist der größte Eierimporteur in der EU, obwohl die Eier-Produktion im Land stieg.
- Der Code: Seit 2004 haben Eier eine einheitliche Kennzeichnung. Die führende Ziffer des Eiercodes informiert dabei über eine der vier Haltungsformen: 0 = Ökologische Erzeugung (Bio-Eier). 1 = Freilandhaltung (Freilandeier). 2 = Bodenhaltung. 3 = Käfighaltung. Das Kürzel des Produktionslandes zeigt, aus welchem EU-Land das Ei kommt: DE Deutschland, AT Österreich, IT Italien oder NL Niederlande und dann Betriebs- und Stallnummer.