Das Klima wandelt sich mit einem rasanten Tempo, die Ressourcen werden immer knapper, die Digitalisierung schreitet voran – die Herausforderungen der Zukunft sind bekannt. Gefragt sind innovative Ideen. In Singen wird deshalb im Sommer 2020 ein Schülerforschungszentrum (SFZ) eröffnen.
Bislang mussten die Schüler in unterschiedlichen Fachräumen an ihren Forschungsprojekten in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften sowie Technik (MINT) tüfteln und werkeln. Oft fehlte es an benötigten Werkzeugen, Maschinen oder Materialien. In Zukunft wird alles zentral an einem Ort liegen und mit moderner Infrastruktur ausgestattet sein. Das Angebot gilt für Kinder und Jugendliche aus der ganzen Region. Die Stadt Singen nimmt dafür rund 60.000 Euro in die Hand.
Außerschulischer Treffpunkt für Gleichgesinnte
„Schülerforschungszentren sollen Raum bieten für Forschung und Wissenschaft und ein außerschulischer Treffpunkt für Gleichgesinnte sein“, erklärt Martin Stübig, Abteilungsleiter Naturwissenschaften am Hegau-Gymnasium und Gründungsmitglied des SFZ. Konkret bedeute dies die Einrichtung von Arbeitsräumen, die mit speziellem Werkzeug, Materialien und Laptops ausgestattet sind. Dort könnten die Schüler selbstständig an Projekten arbeiten sowie jahrgangs- und schulartübergreifend Ideen austauschen.
Warum aber braucht es ein solches Zentrum? Zur Spitzenförderung von Kindern und Jugendlichen im MINT-Bereich gebe es bislang nur punktuelle Angebote wie etwa Arbeitsgemeinschaften an den Schulen, erklärt Stübig. Ein Schülerforschungszentrum biete hingegen eine gezielte Förderung der Fähigkeiten.
Dass Potenzial und Bedarf in der Region besteht, zeigen die vielen guten Ergebnisse der Schüler an landes- und bundesweiten Wettbewerben wie etwa Jugend forscht. Ziel der neuen Einrichtung sei es daran anknüpfend, an verschiedenen Wettbewerben teilzunehmen und die Ideen und Projekte Fachleuten vorzustellen.
Schüler sind von der Idee begeistert
In Zukunft werden es die kreativen Schüler sein, die den Raum mit Leben füllen. Sie sehen gleich mehrere praktische Vorteile. „Das SFZ bietet Vertiefung über den Unterricht hinaus und man kann Themen behandeln, die so im Unterricht nicht vorkommen“, meint etwa Michael Gotzmann, Oberstufenschüler am Hegau-Gymnasium und zweimaliger Jugend-forscht-Teilnehmer. Er ergänzt: „Ich kann dann auch in Hohlstunden oder in meiner Freizeit an meinen Projekten arbeiten und bin nicht immer auf den Lehrer angewiesen.“
Elena Krasnova, ehemalige Schülerin des Hegau-Gymnasiums, erreichte mit ihrem Forschungsprojekt beim Jugend-forscht-Landeswettbewerb 2019 den zweiten Platz. Da sie zurzeit ein Praktikum in Singen absolviert, wird auch sie die SFZ-Räume nutzen können: „Künftig kann ich mir auch den zeitintensiven Auf- und Abbau der Projekte sparen und einfach beim nächsten Mal daran weiterarbeiten.“

Planung läuft seit knapp vier Jahren
Für die Organisation brauchte es viel Zeit und Geduld. „Wir sitzen seit Sommer 2016 an der Planung“, sagt Horst Scheu, ehemaliger Rektor des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums und ebenfalls SFZ-Gründungsmitglied.
Lange Zeit war die Standortfrage ungewiss. „Nach intensiver Suche nach geeigneten Räumlichkeiten konnten wir uns zusammen mit der Stadt im Sommer 2019 auf das Tittisbühl-Gebäude festlegen“, sagt Scheu. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Grundschulgebäude an der Major-Scherer-Straße, das teilweise vom Hegau-Gymnasium genutzt wird. „Im ersten Obergeschoss stellt die Stadt zwei ehemalige Klassenzimmer zur Verfügung“, erklärt Bürgermeisterin Ute Seifried. Mittel- und langfristig sei ein Ausbau möglich. Dann könnten bis zu vier Arbeitsräume, Lagermöglichkeiten und ein Verwaltungsraum entstehen.
„Zwischendurch hatten wir auch das ein oder andere Tief“
Nur dank guter Zusammenarbeit mit der Stadt Singen und Singen aktiv sowie verschiedener Sponsoren sei eine Umsetzung möglich, sagt Horst Scheu. Rückblickend gibt er aber auch zu: „Die letzten Jahre bedeuteten viel ehrenamtliche Arbeit neben dem schulischen Alltag. Zwischendurch hatten wir auch das ein oder andere Tief.“
Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt: Das Singener Konzept überzeugte die Jury des bundesweiten Konzeptwettbewerbs für Schülerforschungszentren und erzielte den ersten Platz. Ausschlaggebend waren letztlich „ein äußert differenziertes Konzept sowie ein breites regionales Unterstützernetzwerk“, wie die Veranstalter mitteilen. Das Preisgeld von 15.000 Euro dient als Anschubfinanzierung für das Zentrum.
Umbau soll im Frühjahr beginnen
Bis die Räume im Sommer 2020 offiziell eröffnet werden können, steht noch Einiges an: am Montag, 2. März, findet die Gründungsversammlung des Trägervereins statt. Im Frühjahr soll mit dem Umbau der Tittisbühl-Räume begonnen werden. Noch im Schuljahr 2019/20 soll dann der Betrieb aufgenommen werden, zunächst an zwei Nachmittagen pro Woche.