Rassismus, Nationalismus und Diskriminierung sind nicht nur bei älteren Menschen ein Thema. Auch bei der Robert-Gerwig-Schule in Singen wird viel darüber diskutiert. Das ist auch Romana Kipper zu verdanken, die als Gemeinschaftskundelehrerin die Wanderausstellung „Oh, ein Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“ an die Schule holte. Die Ausstellung sollte durch Ironie und Satire zeigen, wie absurd rechtsradikale Weltanschauungen sein können. Dabei kamen auch diskriminierende Haltungen der jungen Schüler zum Vorschein.
Lehrerin erkennt AfD-Nähe
Die Robert-Gerwig-Schule setze sich aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten zusammen und es gebe viele Schüler mit Migrationshintergrund, erklärt Schulleiterin Karin Schoch-Kugler – „Toleranz steht bei uns deshalb an erster Stelle“. Eine grundlegende Entwicklung nach rechts könne die Schulleiterin nicht feststellen, jedoch werde die Problematik auch unter Schülern immer mehr zum Gesprächsthema. Als Lehrerin ist Romana Kipper näher an den Schülern und deren politischen Standpunkten dran. Nationale Konflikte hat sie bereits mitbekommen, wie beispielsweise Anfeindungen unter Türken und Kurden. Auch die Nähe vereinzelter Schüler zur AfD (Alternative für Deutschland) habe sie bereits feststellen können. Die als rechtspopulistisch und teils rechtsextremistisch geltende Partei machte seit ihrer Gründung zunehmend durch Schlagzeilen aufgrund ihrer teils diskriminierenden Haltung gegen Randgruppen auf sich aufmerksam.
In solchen Fällen sei die Konfrontation und anschließende Diskussion mit den Schülern besonders wichtig – „oft wird unüberlegt nachgeredet oder provoziert“, stellt die Lehrerin fest. Im Gespräch könne sie sich offen mit den Jugendlichen austauschen, wodurch diese mitunter ihre Meinung ändern.
Projekt soll zum Nachdenken anregen
„Wenn wir nur einen Schüler zum Nachdenken anregen konnten, war es ein voller Erfolg“, betont Mascha Schwerdt-Schneller, die ebenfalls Lehrerin an der Robert-Gerwig-Schule ist. Rund drei Wochen lang konnten Schüler die Wanderausstellung innerhalb des Gemeinschaftskunde- und Deutschunterrichts, aber auch in den Pausen besuchen. Ausgestellt wurden satirische Beiträge und Karikaturen in unterschiedlichen Formen zum Thema Rechtsextremismus. Die ausgestellten Werke seien schülergerecht und ansprechend gestaltet worden. „Natürlich lacht man darüber, aber es regt zum Nachdenken an“, erklärt Gemeinschaftskundelehrerin Romana Kipper. Die Wanderausstellung wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und durch die Singener Kriminalprävention unterstützt. Teile der Ausgaben werden durch den Förderverein der Schule übernommen.

Satire muss erst verstanden werden
Neben den Karikaturen wurden weiße Hocker aufgestellt, auf denen die Schüler Kommentare zur Ausstellung hinterlassen konnten. „Es gab viele positive, aber auch negativ auffallende Kommentare“, schildert Mascha Schwerdt-Schneller. Ein negatives Beispiel war das fiktive Gedicht eines Schülers, beginnend mit: „Advent, Advent, ein Nazi brennt“. Derartige Anfeindungen gegen Rechts seien seitens der Schulleitung ebenfalls nicht vertretbar. Kommentare wie dieser, aber auch die überwiegend gemäßigten Kommentare wurden zum Gegenstand anschließender Diskussionen innerhalb des Unterrichts. Dabei habe die Mehrheit der Schüler die Kritik an solchen Aussagen angenommen.
„Klar ist, wir können sowas nicht achselzuckend hinnehmen“, so Schwerdt-Schneller. Auch die Schüler haben erkannt: „Gar nichts dagegen zu machen, ist falsch.“ Satire laufe schnell Gefahr, in ihrer Sinnhaftigkeit falsch verstanden zu werden. Teilweise mussten den Schülern einige Karikaturen erst erklärt werden, damit nicht aus falschen Beweggründen darüber gelacht wird. Doch die breite Mehrheit der Schüler habe die Satire glücklicherweise richtig aufgefasst.
Nationalismus soll weiter thematisiert werden
Nach Anregungen von Schülern sollen die Kommentar-Hocker auch nach der Ausstellung stehen bleiben. Außerdem wurde alles Erfahrene dokumentiert und das Erlernte an Pinnwänden aufgehängt. Weiterhin wolle man Gespräche bezüglich Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit führen, sagt Lehrerin Romana Kipper, um den Schülern das Thema auch in Zukunft vor Augen zu führen.