Die Feierlichkeiten zur 1250-Jahr-Feier im Singener Stadtteil Bohlingen finden in der Bevölkerung und bei den Gästen von auswärts großen Zuspruch. Der Höhepunkt des Jubiläums war bislang das zweiwöchige Festprogramm im Juni mit der großen Konzertbühne auf dem Kirchplatz.
Tausende Besucher hatten die verschiedenen Veranstaltungen und Konzerte der örtlichen Vereine besucht und mit großer Anerkennung gewürdigt. Mehr noch, das Dorfjubiläum hat über das ganze Festjahr hinweg eine ungeahnte Dynamik entwickelt, einzelne Bürger haben sich mit großen Vorbereitungen selbst ehrenamtlich in das Programm eingebracht.
Große Bewunderung gab es beim Vortrag von Angelika Weigand zum Thema „Bollinge – Häuser und Menschen.“ Die gebürtige Bohlingerin forscht schon seit Jahren akribisch an einer Häuserchronik des Dorfes und stellte den 200 interessierten Besuchern im Gemeindehaus die Vorgehensweise und Ergebnisse ihrer bisher erfolgten Arbeit vor und wie sich das Dorf aufgrund von Grundstücksverzeichnissen und Karten von 1719 bis Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.
Am Beispiel eines Anwesens in der Fabrikstraße nahm sie die Zuhörer mit auf ihre Suche nach den jeweiligen Hausbesitzern. „Ohne Ahnenforschung ist das nicht möglich, da Grund- und Pfandbücher nicht ausreichen, um die dort genannten Personen eindeutig zu identifizieren und die familiären Verhältnisse zu klären“, machte Angelika Weigand deutlich. Aber woher stammen diese Daten und wie wurden sie erfasst? Die größte Herausforderung an der Chronik war die Tatsache, dass bei der Neuvermessung der Bohlinger Gemarkung um das Jahr 1870 alle Flurstücks-Nummern geändert wurden und kein altes Verzeichnis zu finden war.
Angelika Weigand nahm die zusätzliche Arbeit jedoch bereitwillig auf sich. Im Stadtarchiv Singen musste sie Tausende von Seiten nach den Häusern und ihren Besitzern durchforsten. In Zahlen: „Ich hab allein 13.000 Seiten in Bohlinger Grund-, Pfand- und Contractenbüchern durchblättert und diese in 3400 Einträgen erfasst, um die Besitzerfolge der Häuser herauszufinden“, erklärte Angelika Weigand.
Bei der Fülle an Zahlen, Daten und der geleisteten Arbeit ging ein Raunen durch die Reihen der Besucher, und es gab anerkennenden Beifall. In Verbindung mit den Ahnendaten konnte die Heimatforscherin Weigand so die Chronik und eine Karte von Bohlingen mit den alten und neuen Flurstücks-Nummern erstellen.
Viele Besucher zollten ihr den Respekt vor dieser Leistung, ihr Dank galt den Mitgliedern des Heimat- und Museumsvereins Bohlingen, welche ihr Projekt von Anfang an mit Wissen um Traditionen und Menschen im Dorf begleiteten und unterstützen.
Das Gesamtwerk der etwa 500-seitigen Häuserchronik von Angelika Weigand soll durch Finanzierung der Gemeinde Bohlingen und der Stadt Singen in Buchform gedruckt und am Jahresende der Bevölkerung vorgestellt werden.