
Während andere bei über 30 Grad Celsius schwitzen, plant Carolin Faustmann schon winterliche Aktionen im neuen Einkaufszentrum: Schon einige Tage nach der Eröffnung des Canos soll es Nikoläuse geben, die Weihnachtsstimmung verbreiten. Erstmals nannten die Verantwortlichen vom Bauherren ECE am Montag offiziell das Eröffnungsdatum: Am 19. November geht es los, um 8 Uhr wird die Centerleiterin Carolin Faustmann dann mit Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler das rote Band durchschneiden.
Wie viele Besucher sie zu diesem Ereignis erwartet? Das sei wegen Corona schwer vorherzusagen, sagt sie. „Ziel war immer, vor der Weihnachtszeit zu eröffnen“, erklärt Projektdirektor Marcus Janko. Diesen Plan habe die Corona-Pandemie bislang glücklicherweise nicht ins Wanken gebracht.

Bis zu 300 Handwerker arbeiten am Innenausbau
Ein Rundgang durch das Gebäude zeigt: Hier ist in den vergangenen Wochen viel passiert. Der Rohbau ist demnächst abgeschlossen, bis Mitte August werden noch die Parkflächen fertiggestellt und dann markiert. Nun ist besonders innen noch Einiges zu tun. An jeder Ecke sind Mitarbeiter damit beschäftigt, Fußboden, Decken oder Wände fertigzustellen – an Spitzentagen sind es bis zu 300 Menschen, wie Projektmanager Eberhardt Sturm erklärt. Zwei Flächen wurden bereits an die Mieter vergeben: Edeka und Norma können im Untergeschoss mit dem Ausbau starten.
Zwei Mieter sind schon drin
Edeka hat beispielsweise schon damit begonnen, Fliesen zu verlegen und das lange Rolltor zu befestigen. Als nächstes kann der Drogeriemarkt Müller seine Räume gestalten: Obwohl dieser sogenannte Ankermieter als letzter feststand und Sonderwünsche wie eine eigene Rolltreppe mitbrachte, ist das Bauteam zwei Wochen vor dem eigentlichen Übergabetermin fertig. Neu als Mieter bestätigt ist Foto Wöhrstein.
„Dieses Bauvorhaben war schon krass“, sagt Janko, den die Centerleiterin Faustmann als „Urvater des Cano„ bezeichnet: Erst gab es einen Bürgerentscheid, dann gab es Probleme am Baumarkt mit steigenden Preisen und nun kam Corona. „Man hat wenig ausgelassen“, fasst der Projektdirektor zusammen. Deshalb sei man rasch vom eigentlichen Plan, im Frühjahr 2020 zu eröffnen, abgekommen. Aus dem frühen Herbst 2020 sei nun der späte Herbst geworden – Hauptsache, das Weihnachtsgeschäft findet in diesem Jahr auch im neuen Einkaufszentrum statt. Noch könne man sich schwer vorstellen, dass hier bald Besucher flanieren können, erklärt Janko, „aber es passiert unglaublich viel parallel“.
Derzeit sind noch vier Flächen im Cano zu vermieten, wie Vermarktungs-Manager Nils Hoffmann erklärt, sie sind zwischen 60 und 200 Quadratmeter groß. Es fehle beispielsweise noch ein Reiseanbieter oder ein Möbelgeschäft. Bei zwei oder drei Stellen hätten die Mieter zwischenzeitlich gewechselt, weil sie in Zeiten von Corona nicht weiter expandieren wollten oder konnten, sagt Hoffmann. Auch bei der weiteren Planung der Ladenflächen mache sich die Pandemie bemerkbar: Einige Unternehmen hätten Kurzarbeit angemeldet, das Fertigstellen von Plänen dauere etwas länger als sonst.
Die Bauarbeiten selbst seien glücklicherweise systemrelevant, wie Projektmanager Eberhardt Sturm sagt: Sie konnten mit Hygienekonzepten weiter arbeiten und sorgten zum Beispiel mit verschiedenen Teams für eine mögliche Quarantäne vor. Zwischenzeitlich seien aber auch die meisten Mitarbeiter des Planungsteams aus dem Homeoffice zurückgekehrt.

So können sie live und in Farbe bestaunen, wie das denkmalgeschützte Hotel Victoria Stein für Stein wieder aufgebaut wird: „Spätestens Anfang August kommt das Türmchen“, dann komme das Dach und Anfang September sehe es fast aus wie vorher – nur schöner, wie OB Häusler sagt.
Auch die Stadtverwaltung liegt im Zeitplan: Der Bahnhofsvorplatz nimmt Gestalt an und die Fußgängerzone um das Cano sei zum Eröffnungstermin im November fast fertig. Sobald die Gerüste des Cano nicht mehr nötig seien, könne dann auch die Thurgauer Straße fertig gestellt werden, sagt Oberbürgermeister Bernd Häusler: Seit Jahren arbeite man an einem neuen Gesicht für die Einkaufsstadt, das man schon bald bewundern könne. Das Cano habe auch andere Bauprojekte beflügelt.
Michael Spreitzer ist Bauleiter für die, nach seinen Angaben, ungewöhnlich große städtische Baustelle mit einer ähnlich großen Fläche wie das gesamte Einkaufszentrum. Seit September 2018 werde daran gearbeitet, die Kosten bezifferte er mit rund acht Millionen Euro. Welch logistische Meisterleistung so ein Großprojekt ist, schildern alle Beteiligten – ebenso wie ihre Freude darüber, dass die Karstadt-Filiale gegenüber des Cano nun doch erhalten bleiben soll: „Ich glaube fest daran, dass wir uns gut ergänzen“, sagt Projektdirektor Marcus Janko.