Die Scheffelhalle, die lieben wir alle, die Scheffelhalle, die lieben wir sehr – so heißt es in einem Liedtext, den Stephan Glunk über das ehemalige Singener Kleinod geschrieben hat. Damit spricht der Zunftmeister der Poppele-Zunft für Generationen. Schon im Jahr seiner Geburt 1958 haben sich seine späteren Schwiegereltern bei einem Bankenball in der Scheffelhalle kennengelernt, sein Vater Karl Glunk war von 1969 bis 1982 Zunftmeister der Poppele.

Stephan Glunk hat als Elfjähriger die Fasnacht geradezu eingesogen: „In den 70er-Jahren saßen wir Kinder zu Hundert vor der Bühne und sahen zu, wie die Gäste bei der Polonaise dicht an dicht durch die Halle zogen und die Galerie zu zittern begann“, erinnert sich Glunk. Bei den Bällen sei es zum Teil so voll und heiß gewesen, dass die Brillengläser beschlugen. Aber die als Provisorium gebaute Scheffelhalle habe bis zum Schluss allem standgehalten.
Das schreibt Glunk auch den Poppele zu, die über die Fasnachtszeit die Halle von der Stadt angemietet hatten. Für zahlreiche Mitglieder wurde der Ort in dieser Zeit zur zweiten Heimat. Mit Riesenaufwand sei dekoriert worden und auch die schlimmsten Stellen im Parkett wurden ausgebessert. „In einer Woche haben wir die Halle wieder so in Schuss gebracht, dass sie weitere elf Monate durchhielt“, sagt er mit närrischem Schmunzeln.
In dieser Zeit wurde die Scheffelhalle auch zu einem Kunsttempel hergerichtet, wie Glunk sagt. Denn mit Gero Hellmuth haben die Poppele einen Künstler in ihren Narren-Reihen, der einzigartige Bühnenbilder und Wandfriese entworfen und gemalt hat. In der Zunftschüür der Poppele sind diese Schätze aufbewahrt. Unter ihnen wahre Kunstwerke, die auf großflächigen Bildleinwänden das närrische Leben bei zahlreichen Veranstaltungen festhalten.

Mit Blick zurückbleibt dem Zunftmeister eins in lebendiger Erinnerung: „Jeder Zunftball war für sich etwas Besonderes.“ Das seien Pflichttermine gewesen, Leute, die sich das ganze Jahr nicht gesehen hatten, trafen sich. „Um dabei zu sein, reisten selbst viele Weggezogene zum Zunftball nach Singen“, weiß Glunk. Zum Zunftball gebe es auch zig Anekdoten, denkt er an einen Auftritt mit einem echten Kamel aus einem in Singen gastierenden Zirkus. „Bei der Probe öffnete das Kamel schon beim Reingehen in die Halle seine Schleusen. Wenn das auf der schrägen Bühne passiert wär, wäre alles in den Saal gelaufen“, so Glunk. Man entschied sich dann doch für ein Plüschkamel.
Auch die Kunst des Wortes wurde zelebriert. Der Höhepunkt des Narrenspiegels sei seit 1957 die Büttenrede von Wafrö alias Walter Fröhlich gewesen. Eine geniale Szene hätten Peddi Schwarz und Arnold Bippus geliefert. Schwarz hatte tatsächlich mal eine Textzeile vergessen. Bippus ließ Schwarz kalt mit den Worten stehen: „Ich woss wie‘s wieter goht, aber ich sag‘s dir it.“ Auch Michael Burzinski sorgte bei seiner Vorstellung als neuer Zunftkanzler für Belustigung des Publikums. Versteckt im Kartoffelsack war er zu früh auf die Bühne gekommen und schnell wieder nach hinten gehüpft. Er hatte sich im Stichwort geirrt.