Lukas Bucher ist sauer. Und zwar so richtig. Vandalen haben den Verkaufsautomaten des jungen Landwirtes vom Berghof in der Hilzinger Braungasse zerstört. Bereits zum fünften Mal in etwas mehr als einem Monat. „Das Ding ist einfach: Die Kerle haben nichts davon“, sagt Lukas Bucher und schüttelt frustriert den Kopf. Denn gestohlen wurde bisher nichts. Dies würde laut seiner Aussage auch nicht funktionieren, denn die Verkaufsautomaten seien nahezu diebstahlsicher. „Denen geht es nur darum, etwas zu zerstören. Das ist kein Lausbubenstreich mehr“, schimpft Bucher.
Zwei Verkaufsautomaten betreibt der Hilzinger Landwirt seit 2020 in Hilzingen und seinen Ortsteilen. Einer davon steht in Riedheim, kurz bevor es zum Berghof der Familie Bucher geht. Der andere in der Braungasse in Hilzingen. „Der in Riedheim war nie das Problem“, sagt Lukas Bucher. Dafür habe es umso mehr Ärger mit dem Automaten in der Braungasse. Los ging alles am 8. Mai. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde das erste Mal am Automat randaliert. „Am Sonntagmorgen wurden wir telefonisch über den Schaden informiert“, schildert Lukas Bucher.
Danach folgten quasi im Wochentakt weitere Vorfalle am Verkaufsautomaten. Erst in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai, dann noch einmal am 21. Mai. „Die kommen immer nachts“, sagt Bucher. Beim Vorfall am 21. Mai habe jemand seine Frau auf dem Handy angerufen. Als sie am nächsten Morgen zurückrief, berichtete eine Kundin von den Schäden.

Danach hatte die Familie Bucher genug, wie Lukas Bucher im Gespräch mit dem SÜDKURIER schildert. Kurzerhand stellten sie eine Überwachungskamera auf. Zwar randalierten die Unbekannten in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai erneut am Verkaufsautomaten. „Aber dann war erst einmal Ruhe“, so Bucher weiter. Seine Einschätzung: Die Kamera habe Wirkung gezeigt. Bis zur Nacht vom 12. Juni. „Dann ging der ganze Mist von vorne los“, sagt Bucher. Wieder haben Unbekannte ihre Zerstörungswut am Verkaufsautomaten in Hilzingen ausgelassen.
Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen
Auch die Polizei berichtet auf SÜDKURIER-Anfrage von einem Vorfall. Laut Pressesprecherin Katrin Rosenthal hätten drei Jugendliche in der Nacht auf Sonntag, 12. Juni, den Lebensmittelautomaten in der Braungasse demoliert und dabei einen Schaden in Höhe von rund 1.500 Euro verursacht. Der Automat sei an den vergangenen Wochenenden bereits mehrfach durch Unbekannte beschädigt worden, teilt sie mit. Der Polizeiposten Gottmadingen habe die Ermittlungen aufgenommen.
Jetzt sind die Vandalen auf Video zu sehen
Für Lukas Bucher ist der Fall vom 12. Juni ein besonderer. Denn zum ersten Mal gibt es ein Video von den Vandalen. Es wurde in den sozialen Netzwerken schon hunderte Male geteilt. Eine Nutzerin schreibt darunter: „Wir lieben euren Automaten, würde es aber auch verstehen, wenn ihr sie irgendwann abbauen würdet. Hoffentlich findet ihr die Kerle oder jemand erkennt diese.“
Lukas Bucher und seine Frau Nadine ziehen Kraft aus den vielen Aufmunterungen. „In der Landwirtschaft hat man so schon kaum Freizeit und dann müssen wir zwei oder drei Stunden lang gefühlt jeden Monat die Sauerei aufräumen“, sagt Nadine Bucher. Etliche Hinweise seien bei ihr eingegangen. „Diese liegen jetzt bei der Polizei“, sagt sie. Polizeisprecherin Katrin Rosenthal bestätigt, dass der Polizeiposten Gottmadingen die Ermittlungen aufgenommen habe.
Und die Buchers selbst? Die wollen nicht aufgeben: „Die Automaten bleiben, wir bekommen nur gute Rückmeldungen deswegen“, sagt Nadine Bucher. So gut, dass sie vor Kurzem an jedem Standort einen zusätzlichen Automaten aufgestellt und das Produktangebot, das davor hauptsächlich aus Eiern bestand, aufgestockt haben.
Wie gut die Verkaufsautomaten ankommen, wird beim Besuch des SÜDKURIER deutlich. Bereits nach wenigen Minuten sind zwei Kunden vorbeigekommen und haben sich mit frischen Eiern und Salatsoße eingedeckt. Eine von ihnen ist Karola Brenner. Sie komme häufig zum Automaten und kaufe sich Eier, für den Enkel gebe es oft einen Schokoladen-Drink. Als sie von den Vorfällen hört, schüttelt sie nur den Kopf: „Wer macht denn sowas? Die Automaten sind doch super.“
Gemeinde bietet Hilfe an
Auch Bürgermeister Holger Mayer ärgert sich über die wiederholte Zerstörungswut. Er berichtet davon, dass gerade am Wochenende viele Menschen spontan zum Einkaufen an die Automaten kommen. „Zudem ist es so, dass die Automaten für unsere Direktvermarkter als zusätzliches Standbein wichtig sind.“ Warum Jugendliche dieses Angebot mutwillig zerstören, könne er nicht nachvollziehen.
Aber als Gemeinde wolle man in diesem Fall helfen, sagt Mayer. So könne sich der Hilzinger Rathauschef vorstellen, dass der kürzlich in Hilzingen eingeführte Sicherheitsdienst, der vermehrt Kontrolle etwa rund um die Hegau-Halle und den Dorfplatz läuft, einen zusätzlichen Schlenker um die Verkaufsautomaten drehen könnte.
Angesichts der Zerstörungswut bleibt Lukas Bucher ruhig. Er wirkt nicht wie jemand, der nun klein beigeben wolle. Angesprochen darauf, was er den jugendlichen Vandalen sagen würde, wenn er ihnen begegne, antwortet er: „Ich würde sie fragen, ob sie eine Ahnung davon haben, wie viel Arbeit hinter unserem Angebot steckt.“ Und dann würde er sie kurzerhand zu einem Praktikum auf seinem Hof einladen – mindestens eine Woche, oder am besten noch länger. „Spätestens dann wissen sie, wie viel Arbeit es wirklich ist“, sagt Lukas Bucher.