Im Wahlkreis Singen/Stockach geht es Grün weiter – zumindest was das Direktmandat im Stuttgarter Landtag angeht. Dorothea Wehinger hat den Wahlkreis bei der Landtagswahl am gestrigen Sonntag verteidigt. Noch in der Nacht zum Montag, 15. März, gab das Statistische Landesamt bekannt, wer die Zweitmandate bekommt. Danach ist klar: Der Wahlkreis 57 Singen/Stockach entsendet drei Abgeordnete in den Stuttgarter Landtag. Die Zweitmandate gehen demnach an Hans-Peter Storz (SPD) und Bernhard Eisenhut (AfD).

Dorothea Wehinger holte 32,09 Prozent der gültigen Stimmen (18.839 Stimmen). Was bei der vorigen Landtagswahl vor fünf Jahren noch eine Sensation war, war in diesem Jahr erwartbar – der Trend lief eindeutig in Richtung der Ministerpräsidenten-Partei. Im Gegensatz zur Landtagswahl vor fünf Jahren gab es nun kein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, Wehingers Verfolger Tobias Herrmann von der CDU blieb mit 21,52 Prozent der gültigen Stimmen (12.637 Stimmen) sehr nah am Landesschnitt. Vor fünf Jahren lagen Wehinger (19.208 Stimmen, 28,8 Prozent) und CDU-Kandidat Wolfgang Reuther (18.559 Stimmen, 27,8 Prozent) noch deutlich näher beieinander.

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Entsprechend fielen die Reaktionen der beiden Wahlkreiskandidaten aus. Dorothea Wehinger sagte am Sonntagabend: „Ich freue mich so wahnsinnig, ich bin wirklich überwältigt.“ Sie freue sich vor allem über die hohe Zustimmung zu ihr und über die Wertschätzung für ihre Arbeit, die sie auch an Wahlständen gespürt habe, sagte sie am Telefon. Nun wolle sie die Grünen noch sichtbarer machen und beispielsweise das Thema Klimaschutz weiter nach vorne stellen – auch mit Hilfe der Grünen-Gemeinderäte im Wahlkreis.

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Bei Tobias Herrmann überwog am Wahlabend hingegen die Enttäuschung: „Eigentlich ist das Ergebnis traurig, auch wenn es erwartbar war“, lautete seine erste Stellungnahme. Er räumte ein, dass die Maskenaffäre auf Bundesebene die Partei Vertrauen gekostet habe. Für viele Menschen sei eine Landtagswahl auch eine emotionale Sache, die sich weniger auf die Kandidaten vor Ort fokussiere.

Tobias und Maren Herrmann an ihrem Wahllokal in Überlingen am Ried.
Tobias und Maren Herrmann an ihrem Wahllokal in Überlingen am Ried. | Bild: Tesche, Sabine

Rennen um Platz drei ist spannender als die Verteilung der ersten beiden Plätze

Spannender wurde es beim Rennen um Platz drei. Dieses entschied im Hegau-Wahlkreis SPD-Kandidat Hans-Peter Storz für sich. Über seine 12,25 Prozent (7195 Stimmen) äußerte er sich sehr glücklich. Sein Ergebnis von 2016 habe er fast gehalten. Und er äußerte sich vor allem zufrieden darüber, dass seine Partei vor der AfD liege. „Wir haben einen guten Wahlkampf gemacht, das hat sich ausgezahlt“, sagte Storz am Abend am Telefon.

Hans-Peter Storz (SPD) gab seine Stimme im Wahllokal ab.
Hans-Peter Storz (SPD) gab seine Stimme im Wahllokal ab. | Bild: Tesche, Sabine

Auch FDP-Kandidat Markus Bumiller ist mit seinen 11,74 Prozent der gültigen Stimmen (6893 Stimmen) sehr zufrieden: „Das ist das beste Ergebnis für die FDP seit 2011.“ Die Unzufriedenheit der Menschen mit dem Umgang mit der Corona-Pandemie habe in dieses Ergebnis hineingespielt, so Bumiller: „Die FDP war in dieser Hinsicht sehr lösungsorientiert unterwegs.“

Familie Bumiller auf dem Weg zum Wahllokal in Singen: FDP-Kandidat Markus Bumiller mit Lydia und Sohn Maximilian.
Familie Bumiller auf dem Weg zum Wahllokal in Singen: FDP-Kandidat Markus Bumiller mit Lydia und Sohn Maximilian. | Bild: Tesche, Sabine

Knapp an fünfter Stelle (11,32 Prozent, 6645 Stimmen) ging AfD-Kandidat Bernhard Eisenhut durch die Ziellinie. 2016 war Singen/Stockach auch einer der Wahlkreise, die einen Abgeordneten der erstmals angetretenen AfD in den Landtag schickten. Wolfgang Gedeon erreichte aus dem Stand 10.517 Stimmen (15,7 Prozent). Hinter diesem Ergebnis blieb die AfD dieses Mal zwar zurück, Eisenhut äußerte sich dennoch zufrieden: „Mit der Stimmenzahl bin ich sehr zufrieden, das ein sehr gutes Ergebnis.“

AfD-Kandidat Bernhard Eisenhut vor dem Wahllokal im Kulturpunkt Arlen.
AfD-Kandidat Bernhard Eisenhut vor dem Wahllokal im Kulturpunkt Arlen. | Bild: Tesche, Sabine

Den Einzug in den Landtag machten in diesem Jahr wieder dieselben Parteien wie 2016 unter sich aus. Die Linkspartei blieb landesweit gesehen erneut unter der Fünf-Prozent-Hürde. Für ihren Wahlkreiskandidaten Franz Sebers war es da nur ein schwacher Trost, dass er mit 2,99 Prozent (1753 Stimmen) nun deutlich mehr Stimmen verbuchte, als es der Partei vor fünf Jahren gelang (2,2 Prozent, 1443 Stimmen). Bei den Parteien, die unter Sonstige laufen, erreichten nur die Freien Wähler mit Hansjörg Laufer einen nennenswerten Stimmenanteil (2,98 Prozent, 1752 Stimmen).

Antje Behler (Mitte) und Franz Segbers (rechts) kandidieren für die Linke im Wahlkreis Konstanz und Wahlkreis Singen. Gemeinsam mit ...
Antje Behler (Mitte) und Franz Segbers (rechts) kandidieren für die Linke im Wahlkreis Konstanz und Wahlkreis Singen. Gemeinsam mit Wahlkampfleiter Daniel Färber (links) bereiten sie sich auf die virtuelle Wahlkampfparty vor. | Bild: Arndt, Isabelle

Nur mit einem konnte keiner der Kandidaten zufrieden sein, egal, ob er sich zu den Gewinnern oder Verlierern zählte: Die Wahlbeteiligung lag mit 58,5 Prozent deutlich unter dem Wert von 2016 (66,6 Prozent).