Zwischen Start-ups und Pleiten, Neugründungen und Abschieden spannt sich der Rückblick auf das Jahr 2022 in Singen. Gleich zu Jahresbeginn startet ein junges Unternehmen mit einem neuen Freizeitangebot in der Stadt. Nach einem intensiven Endspurt kann die Erlebniswelt „Flipped Funpark“ schließlich im Singener Industriegebiet eröffnen. Der kleine Freizeitpark in Singen lädt ein zum Toben und Spielen. Zur Eröffnung gab es eine große Show.

Während die eine Erlebniswelt loslegen konnte, gab der Hallenspielplatz Berolino in Steißlingen kurze Zeit später bekannt, dass der Betrieb nach 15 Jahren eingestellt wird.
Einmal mehr Bangen um Karstadt
Und noch ein Singener Traditionshaus für die Freizeitgestaltung steht vor dem Aus, wie Otto Schweizer zum Jahresende bekannt gegeben hat. Er schließt das Intersport-Fachgeschäft im Frühjahr. In den Sternen steht, wie es mit dem Singener Karstadt weiter geht, nachdem der Betreiber-Konzern Galeria erneut Insolvenz angemeldet hat und ankündigt, etliche Filialen zu schließen.
Mit einem folgenschweren Fall hatte es die neue Cano-Chefin Kitty Molnar zu tun. Im Frühjahr stürzte ein junger Mann aus großer Höhe im Singener Einkaufszentrum über mehrere Etagen zu Boden. Wie das passieren konnte, sollte die Polizei klären. Ergebnis der Ermittlungsarbeit: Es sei ein tragischer Unfall gewesen. Tragisch hat sich für viele Haushalte und Mittelständler die Energiekrise entwickelt. Bäcker haben deshalb ein Zeichen gesetzt: Aus Protest gegen hohe Energiekosten haben sie einen Tag lang das Licht in den Verkaufsräumen ausgelassen.

Sogenannte Spaziergänger beschäftigten auf dem Höhepunkt der Corona-Welle die Sicherheitskräfte. Über 1000 Teilnehmer legten immer wieder montagabends in Singen den Verkehr lahm. Nur durch schärfere Kontrollen gelang es der Polizei, für Ordnung zu sorgen. Drei mutmaßliche Protest-Taktgeber wurden angezeigt. Eine Gruppe Singener wollte den Kritikern der Corona-Maßnahmen nicht das Feld überlassen und startete eine Gegen-Aktion am Hohgarten.
Der eine Koch nimmt Fahrt auf, der andere Gastronom geht
Die Gastronomie im Hegau hat 2022 das Fernsehen angelockt. Fünf Gastronomen waren beim Dreh der Kochshow „Mein Lokal, dein Lokal“ dabei. Der goldene Teller für das beste Restaurant ging am Ende auch nach Singen: Sebastian Kopitzki vom Kreuz in Singen teilt sich den Sieg mit Christian Ott vom Atelier Tian in Ravensburg.
Schlagzeilen machte auch Schroeder-Wirt Edgar Deschler, der nach über 30 Jahren seinen Hut nimmt. Hier endet eine Ära, aber die Singener Kult-Kneipe hat dennoch Zukunft, da die Übernahme gesichert ist.

Eine andere Schlagzeile zum Jahresende lautete: Hüttenzauber ist erneut abgesagt! Mit einem kleinen Singener Weihnachtsmarkt als Sternenzauber konnten die Hüttenzauber-Macher aber immerhin ein Angebot in der Fußgängerzone etablieren.
Hat Singen ein Sicherheitsproblem?
Ganz andere Schlagzeilen hat die Singener Fußgängerzone nach einem Großeinsatz der Polizei gemacht. Eine Massenschlägerei mit vielen Verletzten beschäftigte nicht nur die Sicherheitskräfte, sondern auch die Politik bis hinauf ins Stuttgarter Innenministerium. Die Frage lautete: Hat Singen ein Sicherheitsproblem? Mit verschiedenen Maßnahmen wurde gegengesteuert. Nach der Massenschlägerei hat die Stadtverwaltung Mitglieder von drei syrischen Familien aus der Innenstadt verbannt. Das lange Nachspiel dieser Massenprügelei endete später im Jahr vor dem Singener Amtsgericht. Dabei wurde bekannt, dass sich nicht jeder an das Aufenthaltsverbot gehalten habe.
Erleichtert waren die Ordnungshüter aber zu Ostern: Die meisten Tuner posierten am berüchtigten Car-Freitag in Singen zu Hause.
Feuerwehr hat ganz schön viel zu tun
Vielfach im Einsatz war die Feuerwehr, der spektakulärste war der Brand der Friedenskirche an der Rielasinger Straße. Das Gotteshaus brannte samt Nebengebäuden und Wohnungen komplett aus. Die Ruine der Friedenskirche steht immer noch. Nach der Feuernacht hatten Ermittler eine Brandstiftung zunächst nicht ausgeschlossen. Ein derartiger Verdacht hat sich aber nicht erhärtet.

Ein weiterer Großbrand im Singener Ortsteil Bohlingen beschäftigte neben der Feuerwehr auch die Bürger. Viele Bohlinger unterstützten den Betroffenen, dessen Zuhause ist nach dem Brand nicht mehr bewohnbar war.
Nach mehreren Jahren ohne das beliebte Hohentwielfestival haben die Singener auch 2022 kurz den Atem angehalten, als erneut ein 1,3 Tonnen schwerer Fels vom Hontes gekracht ist. Schließlich hat sich aber gezeigt, dass dieser Felsbrocken kein Risiko für die Burgfestgäste darstellt. Aber auf das Programm auf der oberen Burg wurde verzichtet. Dennoch hieß es: Endlich wieder Musik auf dem Berg.
Das Thema Gesundheit hat hohe Wellen in der Diskussion um die Klinikzukunft im Kreis geschlagen. Der Plan ist, die beiden Krankenhäuser von Singen und Radolfzell an einem neuen Standort in einem Neubau zusammenzuführen, und das hat für reichlich Sprengstoff um den richtigen Standort gesorgt. Dabei hat die Hoffnung, mit einem zentralen Standort Personal effektiver einsetzen zu können, bereits wieder einen Dämpfer erlitten – unklar ist, wie das Millionen-Projekt finanziert werden soll.
Ein Arzt auf Abwegen
Auch die Justiz war mit dem Thema Gesundheit beschäftigt. Einblicke in die Praxis eines Singener Neurochirurgen gab es bei einer Gerichtsverhandlung um unnötige und verpfuschte Operationen. Ein Urteil belastet den Neurochirurgen seither schwer.
Dauerthema bleibt die Bahn. In der Hochzeit des Neun-Euro-Tickets endete die Fahrt für 65 Menschen am Hauptbahnhof Singen. Die Polizei musste eingreifen, weil ein Zug überfüllt war. Nicht viel später strandeten Bahnreisende bei einer Pannenfahrt bei 35 Grad stundenlang im Zug auf freier Strecke. Dazu kamen etliche Baustellen, die über längere Zeit die Strecke zwischen Singen und Immendingen zum Nadelöhr machen. Aber das Neun-Euro-Ticket hatte auch positive Seiten. Viele nutzten die Gelegenheit, nahe liegende Ausflugsziele mit Bus und Bahn zu erreichen.

Und das steht 2023 auf dem Programm
Geschäfte und Gesellschaft in Singen rechnen für dieses Jahr mit vollem Programm. Los geht es mit der Fasnacht und der Ankündigung der Poppelezunft, dass die Pandemie auch Verbesserungen gebracht habe: So zum Beispiel die Machtübernahme, die auch in diesem Jahr zum Schmotzigen Dunschtig, 16. Februar, auf dem Rathausplatz vollzogen werden soll.
Die Neuauflage des grenzüberschreitenden Literaturfestivals Erzählzeit ohne Grenzen wird vom 24. März bis 2. April veranstaltet und die IG Singen Süd kündigt eine Leistungsschau für Sonntag, 7. Mai, an. Ein verkaufsoffener Sonntag soll die Veranstaltung komplettieren. Das Stadtfest soll laut Standortmarketingverein Singen aktiv vom 23. bis 25. Juni gefeiert werden. Das Hohentwielfestival beginnt mit dem Burgfest am 16. Juli, die Bohlinger Sichelhenke am 25. August. Mit der Museumsnacht am 16. September geht der Sommer kulturell zu Ende und am Sonntag, 5. November, startet der Singener Handel mit einem verkaufsoffenen Sonntag zum Martinimarkt auf dem Hohgarten in den Jahresendspurt.