30 Cent sollte der Liter Benzin ab 1. Juni günstiger sein – auch wenn in den Tagen zuvor schon gewarnt wurde, dass sich der Tankrabatt womöglich nicht gleich am ersten Tag bemerkbar machen wird. Doch wie haben sich die Preise in Singen und dem Hegau wirklich entwickelt, wenn man den 31. Mai und den 1. Juni vergleicht? Und haben Autofahrer ihr Tankverhalten angepasst? Das zeigt ein Besuch diverser Tankstellen an den beiden Tagen. Dabei wurde auch deutlich, wie sehr die hohen Spritpreise manche Geldbeutel belasten.

Liegengeblieben wegen Spritmangel
Jeden Tag pendelt Armin Butua aus Mühlhausen-Ehingen – entweder in seinen Ausbildungsbetrieb oder zur Berufsschule. „Ich bin auf mein Auto angewiesen“, erklärt er an der Aral-Tankstelle in Singen. Dorthin ist sein Wagen am Dienstagvormittag abgeschleppt worden. Weil das Lehrlingsgehalt erst am Abend zuvor auf dem Konto war, habe er nach dem Berufsschulbesuch tanken gehen wollen.

Doch so lange reichte der Kraftstoff nicht mehr, wie Butua erklärt, also war der ADAC gefragt. Laut ADAC-Mitarbeiter Andreas Bauer komme es gar nicht so selten vor, dass Autos wegen Spritmangel abgeschleppt werden müssen. Das passiere öfter, als man denkt. Armin Butua jedenfalls machen die Preise zu schaffen, wie er schildert, denn er müsse alle Kosten für sein Auto vom Lehrlingsgehalt bestreiten.

Auch Josef Binder konnte mit dem Tanken nicht warten, wie er am Dienstag in Gottmadingen erklärt: Sein Auto sei schon auf Reserve. Außerdem sei er nicht sicher, ob der günstigere Preis tatsächlich schon am 1. Juni spürbar sei.

Der Preisvergleich am Mittwoch zeigt: Beim Diesel hätte er vier Cent gespart und 1,94 Euro statt 1,98 Euro bezahlt. Beim Super E5 waren es immerhin 28 Cent weniger, statt 2,17 Euro verlangte die Tankstelle 1,89 Euro pro Liter.

Hohentwiel-Schäfer Michael Thonnet spricht beim Tanken von ganz anderen Dimensionen: Statt zwischen 40 und 80 Liter, wie bei regulären Autos, fasst der Tank seines Traktors 300 Liter. Er denke auch an seine Lohnunternehmer, die mit ihren großen Mähmaschinen tausend Liter Kraftstoff pro Tag brauchen würden. Thonnet brauche den Traktor dringend, um Futtermittel für die Schafe zu transportieren.
Am Mittwoch war der Sprit deutlich günstiger
Einen Tag später hätte Thonnet einige Euro gespart, wie ein erneuter der ZG-Tankstelle in der Hohenkrähenstraße in Singen zeigt: Der Diesel war am Vormittag vier Cent günstiger als am Vormittag des Vortages (1,93 Euro statt 1,97 Euro). Macht bei 300 Litern eine Differenz von zwölf Euro. Beim Super-Benzin war der Unterschied deutlicher, denn da wurden tatsächlich die 30 Cent Tankrabatt berücksichtigt. Statt 2,18 Euro mussten Autofahrer 1,88 Euro für den Liter Super E5 bezahlen.

Bei der Gottmadinger Total-Tankstelle tankt am Mittwochmorgen Hans Peter Steiert – mit zwei Kanistern im Gepäck. Er fülle die Vorräte für den anstehenden Urlaub auf, wie er erklärt – das sei Zufall und nicht absichtlichem Warten auf den Tankrabatt geschuldet. „Wir nehmen es, wie es kommt.“ Dabei hätten sie das Glück, dass die seit Monaten deutlich gestiegenen Tankpreise bei ihnen nicht so sehr ins Gewicht fallen würden. „Uns tun aber die Leute leid, für die die Preise schwer zu stemmen sind und die beruflich auf das Auto angewiesen sind.“

Das sagt ein Tankstellenbetreiber
Bei der Hilzinger Tankstelle am Kreisel der Bundesstraße 314 herrschte am Mittwoch ganz normaler Betrieb. Der Grund: Die Preise haben sich zum Vortrag kaum verändert. „Das liegt daran, dass wir noch Benzin und Diesel verkaufen müssen, die wir zu Preisen ohne steuerliche Minderung eingekauft haben“, erklärt Christian Hägele, der mit seinem Bruder Michael die Geschäfte der Tankstelle und der integrierten Auto-Werkstatt führt. „Sobald wir den Sprit günstiger beziehen können, werden wir dies durch deutlich herabgesetzte Preise an die Kunden weitergeben“, betont Hägele.
Das könne aber noch kurze Zeit dauern. Die Steigerung der Preise in den vergangenen Tage treffe alle Tankstellen. Das Rohöl sei kräftig teurer geworden. Das bestimme auch die Preise der Raffinerien, von denen aus die Tankstellen beliefert werden. „Es ist wohl mehr als genug Öl auf dem Markt. Durch den Ukraine-Krieg kommt es aber offenbar zu Spekulationen, welche den Ölpreis hochschießen lassen“, mutmaßt Hägele.