Was am Schmotzigen Dunschtig tagsüber in Singen und dem Hegau geschah, muss nachdenklich stimmen. Nicht weil zu viel los war – sondern wegen des Gegenteils. Am Hochtag der Hegauer Narren blieben die Straßen weitgehend leer, es herrschte Corona-bekannter Alltagsbetrieb mit nur wenig Menschen in den Straßen. Das ist lobenswert, weil es vernünftig ist. Es dürfte kaum jemanden geben, der sich nicht nach einem Leben zurücksehnt, das nicht von Abstandsgeboten und Kontaktverboten beherrscht wird. Wenn an der Fasnacht alle dazu beitragen, dass kein neuer Infektionsherd entsteht, ist das also zunächst eine gute Sache.

Nachdenklich stimmen muss aber, wie gründlich das närrische Element aus dem Straßenbild verschwunden ist. Tagsüber waren nur einzelne verkleidete Menschen in Singen zu sehen, selbst die meisten Kinder hatten keine Verkleidung. Das deutet in eine Richtung, die leidenschaftlichen Fasnachtern nicht gefallen kann: Auch das größte Kulturerbe kann von der Bildfläche verschwinden, wenn keiner mehr da ist, der es pflegt. Und virtuelle Treffen im Internet können kein Ersatz sein. Die Hoffnung ruht auf der Fasnacht 2022.