Der Einladung der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB) waren Abordnungen der 120 angeschlossenen Narrenzünfte nach Gottmadingen gefolgt. Sie erschienen in vollem, mit Orden behängtem farbenfrohem Ornat und füllten die Halle bis auf den letzten Platz.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Ehrungen für verdiente Zunftmitglieder. Die ausrichtende Narrenzunft Gerstensack unterhielt die Narren zudem nach dem offiziellen Teil aufs Beste mit närrischem Treiben in Form von Showtanz, Büttenreden und Musik, bevor die Zunftmeistertagung bei Tanz und Barbetrieb ausklang.
Die Gerstensackkapelle sorgte schon vor dem offiziellen Beginn mit „Mein kleiner grüner Kaktus“ und dem „Schneewalzer“ für musikalische Unterhaltung. Die Musiker ließen es sich nicht verdrießen, als der Beifall zu Beginn noch spärlich ausfiel. Der Grund war nicht etwa die geringe Begeisterung der Gäste für das musikalisch Dargebrachte, sondern das vor Veranstaltungsbeginn verabreichte Essen in Form von heißem Schinken und Kartoffelsalat. Da die Narren mit Messer und Gabel die leckeren Speisen zu sich nahmen, hatten sie schlichtweg die Hände nicht frei, um zu klatschen.
Der sichtlich gut aufgelegte Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee Rainer Hespeler begrüßte die Zunftmeister mit einem dreifachen „Narri Narro“ und dankte der ausrichtenden Narrenzunft Gerstensack und ihrem Zunftmeister John Weber für die Einladung. Und gab der Hegau-Gemeinde gleich im nächsten Atemzug eine Breitseite mit, indem er meinte, dass Gottmadingen zwar nicht am Arsch der Welt liege, man diesen von hier aus aber schon sehr gut sehen könne.
Vom Tisch des Bürgermeisters Michael Klinger waren darauf Laute des Missfallens zu hören. Wie es nicht anders zu erwarten war, blieb dieser in seinem – übrigens in Reimen gefassten – Grußwort den Hegau-Bodensee-Obernarren nichts schuldig und nahm diese folgendermaßen aufs Korn: „Der Altersdurchschnitt hier im Saal: Hohes Niveau – phänomenal! Rein biologisch ein Gekröse und jenseits schon von Gut und Böse. Auf jedes Mädchen hier, noch jung und wacker, fallen mindestens vier alte Knacker!“
Rahmenbedingungen für die Fasnacht sind schwierig
Auf den Austausch dieser Höflichkeiten folgte der Bericht des Präsidenten, wobei die Narretei nüchternen Betrachtungen Platz machen musste. Rainer Hespeler wies darauf hin, dass man in diesem Jahr die Fastnacht weitestgehend im normalen Umfang feiern könne, doch die Rahmenbedingungen, wie etwa die Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges, seien schwierig.
„Aus der Vergangenheit wissen wir, dass gerade in solch schwierigen Situationen der Fastnacht eine besondere Bedeutung zukommt“, so der Vorsitzende. Die Fastnacht schaffe Plattformen, wo sich Menschen jeden Alters und jeglichen Standes im gemeinschaftlichen Du begegneten, wie es der Narrenpräsident prosaisch formulierte. Er forderte die Vereinsmitglieder auf, die Ärmel hochzukrempeln, aus der durch Corona aufgezwungenen Lethargie aufzuwachen und die Aufgaben wieder anzupacken. Zudem sprach er die aus seiner Sicht ausufernde Bürokratie an, die Fastnachtsveranstaltungen erschwere. Und er erwähnte die Zunftmeisterseminare, die nun wieder durchgeführt würden und kündigte an, dass die Jugendarbeit zukünftig immer mehr in den Fokus rücken werde.

Bernd Schuckert wird Narrenvogt
Es folgten die Ehrungen, unter anderem für Präsidiumsmitglieder der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Der Präsident Rainer Hespeler nahm sich für die Geehrten viel Zeit, indem er mit einem närrischen Augenzwinkern auf deren Biografien ausführlich einging, bevor diesen die riesigen Urkunden überreicht wurden.

Höhepunkt der Ehrungen war zweifellos die Verleihung des Titels „Narrenvogt“ an Bernd Schuckert. Der gebürtige Emminger gehört seit mehr als 40 Jahren der Narrenzunft der Eichelklauber in Gailingen an, davon 20 Jahre als deren Zunftmeister und Präsident. Als Liedermacher, Gitarrist und Sänger nahm er seine Gailinger immer wieder liebevoll aufs Korn.
Im Jahr 2009 wurde Bernd Schuckert als stellvertretender Kanzelar in das Präsidium des NVHB berufen und trat drei Jahre später die Nachfolge von Walter Benz als Kanzelar an. Dieses Amt hatte er bis 2021 inne. In dieser Zeit habe er, so Präsident Rainer Hespeler, durch die Umstellung von Post- auf E-Mail-Verkehr der Narrenvereinigung 3456,90 Euro an Postgebühren erspart. Er selbst habe es vorhin nochmal kurz nachgerechnet. Für die engagierte Arbeit, die Loyalität den Kollegen gegenüber und das eingebrachte Herzblut wurde Bernd Schuckert der Titel „Narrenvogt“ verliehen und er gleichzeitig zum Ehrenmitglied im NVHB ernannt.