Auch zur 64. Auflage der Rattlinger Narrenspiele zündet das Programm schnell. Narrenchef Holger Reutemann konnte viele Narren in der Talwiesenhalle begrüßen und direkt anschließend nahm Gerd Schoch in seiner Büttenrede den Bürgermeister aufs Korn. Mit dem Titel: „Sieben Schläge und noch viel mehr“ widmete er Ralf Baumert sogar ein Lied, wobei er auf dessen Fassanstich beim Feuerwehrfest anspielte.
Auch bei der Nummer „Die Gruschtelschublade“ hatten die Narren Baumert im Blick – oder, um genau zu sein, den Inhalt seiner Schreibtischschublade im Rathaus. Toll waren die Kostüme: Reiner Baum als Schweizer Taschenmesser oder Paul Schoch als Textmarker. Doch Marita Reitze-Fürst als abgebrannter und auf dem Schreibtisch festgeklebter Kerzenstummel toppte die anderen dann doch. Auch sie nahmen das Dorfgeschehen aufs Korn, wobei Ihre Schlussbotschaft eine sehr versöhnliche war: „Wichtig isch doch, dass mir z‘ammehalte!“
Reichlich Lacher ernteten Sandro Ienco und Daniel Schorpp mit ihrer sehr eigenwilligen „Tagesschau“ aufs Extremste. Ein kurzer Werbespot wurde als Videoeinspieler vorgeschaltet: „Magnesidumm“ als Mittel gegen die Begriffsstutzigkeit bei Männern, worauf auch der Hinweis auf dem Beipackzettel nicht fehlte: „Zu Nebenwirkungen fragen sie niemanden und lassen bitte alle mit ihrer Dummheit in Ruhe!“
Den Streik der Bahn kommentierte Lukas der Lokomotivführer als Gewerkschaftsvertreter und fordert, eine Seilbahn vom Rosenegg zum Hegautower zu bauen. Und natürlich darf auch der Seitenhieb ins benachbarte Arlener Katzdorf nicht fehlen: „Was haben Wolken und Arlener gemeinsam?“, wollten die Nachrichtensprecher wissen. Für die Antwort „Wenn sie sich verziehen, kann‘s nur besser werden“ gab es reichlich Pfiffe aus dem Saal.

Danach hatten Rielasingens junge Männer ihren großen Auftritt. Zu Melodien aus den 1990er-Jahren wurde getanzt und schließlich flogen die verschwitzten Hemden der Tänzer ins Publikum. In der Pause konnte Gerd Schoch als Sänger zu den Tönen des Musikvereins Rielasingen-Arlen mit Klassikern wie „Die Fischerin vom Bodensee“ oder „Wunder gibt es immer wieder“ überzeugen.
Musikverein Rielasingen-Arlen gibt den Ton an
Zu einem Höhepunkte des Abends wurden die „Superhelden im Altersheim“ – die Schwestern Milena Gonsior als Superman, Sarah Kauder als Batman und Alisa Böhler als Spiderman wurden von Trainerin Cosima (alias Thomas Gonsior) wieder fit gemacht. Da zwickte es auf einmal kaum noch, worauf die drei insbesondere gesanglich mit kraftvollen Stimmen loslegten und dafür tosenden Applaus erhielten. Danach tauchten Tänzerinnen alles in die Farbe rosarot und entführten mit grazilem, gut choreographiertem Tanz, der an Ballett erinnerte, die närrischen Gäste in ihre Barbie-World.

Der nächste Höhepunkt ließ mit „Die 3 vu do“ nicht lange auf sich warten, wobei Marc Eder, Thomas Gonsior und Daniel Piper das Gemeindegeschehen aufs Korn nahmen. Objekt ihres Spotts war in erster Linie der Bürgerbus, der durch die Tempo-30-Zonen in Rielasingen so langsam fahren müsse, dass dieser sogar von Rentnern mit Rollator überholt werde. Eine Begründung für die Geschwindigkeitsbegrenzung war schnell ausgemacht: Die sei nur deshalb eingeführt worden, damit man die kleine Schrift auf den Plakaten zum Schmutzigen Dunschtig lesen könne.
Auch die Beschwerden aus Teilen der Talwiesenhallen-Nachbarschaft, die sich darüber beklagten, dass der Lärm bei Veranstaltungen dort zu groß sei, wurde aufgespießt. Dies habe zu Lärmmessungen durchs Landratsamt Konstanz geführt mit negativen Folgen für die Veranstaltungen in der Halle.
Auch das Publikum bleibt nicht verschont
Als Putzfrau im Leopardenlook wollte Ali Schoch schon vor Ende der Veranstaltung unbedingt die Tischreihe für ihr Klassentreffen reservieren, an der Gemeinderat Rudolf Caserotto saß – zuckersüß säuselnd gelang es ihr, ihn zu überzeugen. Weniger Glück hatte Ralf Fürst als ehemaliger Klassenkamerad: Auf seinen Vorschlag hin, sie zu umarmen und zu küssen, lautete ihre lapidare Antwort: „Ungern!“
Zum Schluss gab es mit dem Tanz „Maskerade“ etwas für die Augen. Damen in langen weißen Gewändern und kaum weniger elegante Herren entführten die Gäste zum Karneval in Venedig, bevor alle Beteiligten, auch diejenigen, die hinter der Bühne agierten, auf die Bühne geholt und mit großem Applaus bedacht wurden. Narrenspiel-Regisseurin Dagi Wenzler-Beger erhielt einen großen Blumenstrauß überreicht.