In Engen gehört die närrische Ratssitzung zum Rosenmontag wie in Mainz die Motivwagen. Die Zutaten dafür sind eine Prise närrisches Frotzeln von den Zünftlern ebenso wie vom abgesetzten Schultes, ein wenig Schunkeln und ganz viel Liebe zur Narretei. Die muss der neue Engener Bürgermeister Frank Harsch als Schwabe erst noch finden. Mit seiner launigen Rede im Foyer der Stadthalle hat er den ersten Schritt dorthin aber bereits gemeistert.

Die Engener Narrenzunft war fleißig, während sie die Geschicke über die Fasnacht in Engen übernommen hat. Das zumindest berichtete Narrenpräsident Sigmar Hägele im Rahmen der närrischen Ratssitzung. „Im Moment isch alles vorgeschafft“, so Hägele. Und zwar ganz im Sinne der Engener Narren. Die hätten sich nämlich für das 150. Zunftjubiläum im nächsten Januar schon mal einen städtischen Zuschuss über 20.000 Euro fertig gemacht. „Inklusive einem Ausflug“, feixte Hägele in Richtung des Engener Bürgermeisters.

Gute Stimmung im Foyer der Stadthalle: Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter, Stadtmusik und Engener Narren sorgten für volles Haus bei der ...
Gute Stimmung im Foyer der Stadthalle: Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter, Stadtmusik und Engener Narren sorgten für volles Haus bei der närrischen Ratssitzung. | Bild: Helene

Bürgermeister in der Bütt

Der machte daraufhin deutlich, dass er zwar noch Neuling in Sachen Fasnacht, aber durchaus für närrischen Spaß zu haben ist. „Gut, dass Sie so zusammenhalten, auch mit Ausländern, so wie mit mir“, so der Schwabe Harsch inmitten badischer Narren. „Irgendwie spricht der Blinde von den Farben“, gestand Harsch vor seiner Fasnachts-Bütt. Und bewies dann, dass er doch ein bisschen tief gestapelt hat.

„Die Narretei bei uns im Hegau ist doch klar gesetzt, ein Bürgermeister als Fasnachtsmuffel wird dabei sofort auf Dauer abgesetzt“, sagte er und gab mit Blick auf die anstehenden Projekte und die finanziellen Möglichkeiten der Stadt zu verstehen: „Wir jammern nicht, wir handeln, und lassen unseren Nächsten dabei immer wandeln.“

Der Engener Bürgermeister Frank Harsch stellte unter Beweis, dass auch ein Schwabe Fasnacht kann. Für seine Büttenrede bekam er viel ...
Der Engener Bürgermeister Frank Harsch stellte unter Beweis, dass auch ein Schwabe Fasnacht kann. Für seine Büttenrede bekam er viel Applaus vom Publikum. | Bild: Helene

Die vergangenen Tage, so Harsch, seien für ihn sehr spannend gewesen. Er dankte seiner Assistentin Erika Scheerer und Sigmar Hägele für deren närrische Fortbildung und zeigte, dass er sich auch gerne selbst aufs Korn nimmt: „Ein protestantischer Schwabe spricht über die Fasnet. Ach, dass ich net lach‘ – wer hat sich des denn ausgedacht?“, so Harsch am Ende seiner Bütt.

Was Harsch von anderen unterscheidet: Weitsicht

Spitzfindig und scharfzüngig nahm sich Säckelmeister Dominik Grömminger die Engener Themen des vergangenen Jahrs vor. So zum Beispiel den archäologischen Fund einer keltischen Straße in Anselfingen, die nach zweieinhalbtausend Jahren immer noch weniger Löcher aufweise als die Breitestraße heute. Oder das Lob für die Weitsichtigkeit des Engener Bürgermeisters. Denn der habe sich, im Gegensatz zu seinen Kollegen aus den Nachbargemeinden, gleich eine Mütze zum Bauernprotest mitgenommen und sich nicht vor Ort eine geben lassen müssen.

Einfach gut aufgelegt: Engenerin Roswitha Distel feierte als Schwan bei der närrischen Ratssitzung.
Einfach gut aufgelegt: Engenerin Roswitha Distel feierte als Schwan bei der närrischen Ratssitzung. | Bild: Helene

Die Engener Katzenmusik stellte eindrücklich unter Beweis, dass sie nicht nur laut sein kann, sondern auch eine richtig starke Gruppe von mittlerweile über 50 Mitgliedern. Für die, die am längsten dabei sind, gab es einen Orden der Narrenzunft Engen.

Die Engener Katzenmusik kam in großer Gruppenstärke zur Ratssitzung.
Die Engener Katzenmusik kam in großer Gruppenstärke zur Ratssitzung. | Bild: Helene

Neben Narrenschelten und Büttenrede sorgten die Stadtmusik und Hans-Peter Röttele am Akkordeon für gute Stimmung. Und so schob sich bereits kurz nach 11 Uhr die erste Polonaise durch die Stadthalle.

Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung machten es vor: Mit einer Polonaise zogen sie als Stimmungsmacher durch das Stadthallen-Foyer.
Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung machten es vor: Mit einer Polonaise zogen sie als Stimmungsmacher durch das Stadthallen-Foyer. | Bild: Helene