Singen-Bohlingen – Das muss man den Narren in Bohlingen lassen, jedes Jahr zaubern sie aufs Neue mit großem Aufwand einen ideenreichen und unterhaltsamen Narrenspiegel und bekamen dafür auch dieses Mal den verdienten Beifall und Respekt. Dabei spielt der Narrensamen eine große Bedeutung, schon vierjährige Kinder durften sich auf der Bühne mit Showeinlagen zeigen, so etwa zum Auftakt beim orientalischen Tanz „Bei den Ägyptern“.

Da sprang der Funke an Begeisterung gleich auf das bestgelaunte Publikum über und eine Zugabe war der Lohn für einen wirklich grandiosen Auftritt der 25 Kinder. Überhaupt zählten die jungen Akteure diesmal zu den Gewinnern des Narrenspiegels, das Ansagerduo Sonja Janetzko und Julian Dunaiski überzeugten mit schlagfertigen und charmanten Sticheleien gegenüber den Überlingern und Bohlingern im eigenen Dorf. Die beiden Zwölfjährigen bekamen für ihre jeweils kurzen Auftritte den größten Beifall des Abends.

Grundele-Ballett brilliert

Eine Augenweide war beim Narrenspiegel der brillante mexikanische Tanz des Grundele-Balletts von der Insel Reichenau, und auch die schmissigen Showelemente der Trubehüeterzunft beim Narrentanz verzückten das klatschende Publikum in der vollbesetzten Aachtalhalle.

Dagegen hatten es die teils langatmigen Sketche und Auftritte der Narren wie die Holzertagesschau weitaus schwerer, um den Funken an Begeisterung in der Halle zu erwecken. Nicht so Peter Sigmund, der im „Verwirrenden Beipackzettel“ den Bohlinger Landarzt Dubouis spielte und mit dessen französischem Akzent sogleich die Lacher auf seiner Seite hatte. Kurz und prägnant zeigten sich auch die Narrebolizei mit der Pausennummer, köstlich war auch die Nummer des Narrenrates im Dorfladen, bei der so mancher Dorfbewohner spaßig auf die Schippe genommen wurde. Den lokalen Klamauk mag das Publikum, da wird herzhaft gelacht und die Zunftmusik sorgte für den entsprechenden musikalischen Tusch.

Aufwendiges Narrengericht

„Mir sind die fröhlichen und heiteren Bollinger“, resümierte Werner Müller in seinem Sketch über allerlei Themen aus Kultur und der Weltpolitik. In Anlehnung an die Stockacher am Schmutzigen Dunschtig probten sich auch die Bohlinger Narren mit einem aufwendigen Narrengericht, zu dem Ortsvorsteher Stefan Dunaiski in Handschellen und Fußfesseln angeklagt wurde. Ihm wurde während der 1250-Jahrfeier auch angehängt, dass er in kurzen Hosen die Jubiläumsrede gehalten habe.

Für diesen unverzeihlichen Dresscode-Fehler nutzte auch die Verteidigung durch den Narrenpräsidenten Tobias Müller wenig, der Ortsvorsteher muss nun zur gerechten Strafe bei der Abholung des Weibertrunkes an der Fasnet im Wimmlerinnen-Kostüm auftreten.