Ein tiefer Graben zog sich durch den Singener Gemeinderat mit Blick auf Baubeschluss zum Wiederaufbau der Scheffelhalle zwar nicht, aber kleine Furchen waren am Dienstagabend dann doch ein wenig zu spüren. Zwar hat der Gemeinderat dem Wiederaufbau der Scheffelhalle mit großer Mehrheit – vier Stadträte stimmten mit Nein, einer enthielt sich – zugestimmt. Aber vom einstimmigen Rückhalt für das millionenschwere Projekt kann unterm Hohentwiel mittlerweile nicht mehr gänzlich die Rede sein.

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Widerstand aus Reihen der Grünen

Vor allem aus Reihen der Grünen gab es heftigen Gegenwind für den Wiederaufbau der Scheffelhalle. Ein Großteil der Fraktion macht sich Sorgen, ob die 9,7 Millionen Euro teure neue Scheffelhalle nach dem Bau auch ausreichend genutzt werde. Laut Eberhard Röhm (Grüne) fehle es in Singen an geeigneten Räumen für kleine Gruppen in der Stadt. Aber diese sehe er in der neuen Scheffelhalle nicht. „Mit einer offenen Empore sehe ich diese Nutzung nicht“, betonte er.

So soll die neue Scheffelhalle von Außen aussehen. Neu ist die Loggia, die den Eingangsbereich aufwerten soll.
So soll die neue Scheffelhalle von Außen aussehen. Neu ist die Loggia, die den Eingangsbereich aufwerten soll. | Bild: Ben Nägele/Solar-System-Haus
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Viele etablierte Veranstaltungen, die im Nutzungskonzept der neuen Scheffelhalle stünden, könnten auch in anderen Hallen – etwa im Curana oder in der Stadthalle – stattfinden. „Ich sehe keinen Mehrwert für zusätzliche Veranstaltungen. Deswegen weiß ich nicht, ob sich der Aufwand lohnt“, so Röhm weiter. Ohnehin würde Singen außerordentlich viel Geld im kulturellen Bereich ausgegeben. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir das gleiche Engagement in die dringend benötigte dreiteilige Sporthalle gesteckt hätten“, sagte Röhm.

CDU fehlt die Aufbruchstimmung

Beinahe schien es an diesem Abend so, also ob der Gegenwind, der aus Reihen der Grünen für die Scheffelhalle aufkam, im Gremium einen Orkan der Befürworter des Wiederaufbaus hervorrief. Markus Weber (Neue Linie) wurde deutlich: „Wollen wir das Rad wirklich rückwärts drehen?“, fragte er. Weber sei sich sicher, wenn die Scheffelhalle erst stehe, werde sich eine Nutzung entwickeln. Hans-Peter Stroppa (CDU) sah dies ähnlich: Die neue Scheffelhalle werde Strahlkraft über Singen hinaus haben. „Mir fehlt die Aufbruchstimmung. Die Scheffelhalle ist ein Projekt, auf das man sich freut und auf das man sich auch freuen darf“, so Stroppa.

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Laut Kirsten Brößke (FDP) könne Singen dankbar sein, dass nun eine moderne und energieeffiziente Halle bauen können. „Das ist das einzige Gute in der Brandkatastrophe“, so Brößke. Dirk Oehle (Neue Linie) betonte, dass Singen kein Geld zu verschenken habe. Er sei froh, dass die Planer zu keinen überteuerten Maßnahmen gegriffen hätten. „Bei diesem Projekt stehen wir in der Pflicht“, so Oehle.

Hubertus Both (FW) brachte die Frage nach den Alternativen auf – und beantwortete sie gleich selbst: „Die Alternative ist eine marginale Entschädigungssumme und keine Scheffelhalle.“ Aber er stellte auch klar, dass die Frage nach der Nutzung richtig sei, denn die Scheffelhalle solle eine Halle für die Singener werden. Laut Birgit Kloos (SöS) könne man in Singen nicht jede Veranstaltung ins Curana oder die Stadthale verlagern.

Sie sind die Planer für die Scheffelhalle: Ben Nägele und Alexander Kionka.
Sie sind die Planer für die Scheffelhalle: Ben Nägele und Alexander Kionka. | Bild: Matthias Güntert

Für Regina Brütsch (SPD) sei es klar gewesen, dass man den Kostenrahmen nicht werde halten können. Aber: „Die Maßnahme können wir gut mittragen, denn es bringt deutlich mehr Nutzungsmöglichkeiten für Vereine und private Personen.“ Brütsch appellierte aber auch daran, dass das Nutzungskonzept der neuen Scheffelhalle eine schärfere Abgrenzung zu dem der Stadthalle erhalte.

Braucht es Kredite für den Bau?

Die gute Nachricht gab es von OB Bernd Häusler vorneweg, denn für den Bau der Scheffelhalle brauche die Stadt nach aktuellem Stand keine Kredite aufzunehmen. „Wenn wir eine Summe in einen Haushaltsplan schreiben, sind wir auch in der Lage, sie zu finanzieren“, sagte er. Um die nach derzeitigem Stand fehlenden 3,6 Millionen Euro abzudecken, soll es einen Nachtragshaushalt geben, heißt es in der Sitzungsvorlage.

In den Haushaltsjahren 2022 bis 2024 stehen im städtischen Haushalt 6,55 Millionen Euro. Die Versicherungssumme von etwa 3,2 Millionen Euro, die allerdings nur bei rechtzeitigem Baubeginn fließt, kommt zu diesen Beträgen noch hinzu. Laut Planer Ben Nägele solle der Bauantrag und die Ausschreibung im November 2023 erfolgen, nur dann fließe die volle Summe der Versicherung. Am Zeitplan, dass die neue Scheffelhalle 2025 wieder steht, halten die Planer fest.