Hinter den Resten der noch stehenden Mauer der Friedenskirche in Singen sind laute Geräusche zu hören. Es gibt einen lauten Rums, dann bricht ein Stück der Brandruine in sich zusammen. Kontrolliert, ohne weiteren Schaden anzurichten. Der Abriss der Brandruine der Friedenskirche hat begonnen. Mit schwerem Gerät verschwindet Stückchen für Stückchen des Gebäudes, das bei einem Großbrand im März 2022 fast vollständig zerstört wurde.
An diesem Morgen ist auch Kirchenvorstand Lutz Kirchhoff auf dem Gelände. „In einigen Tagen jährt sich der Brand unserer Friedenskirche zum ersten Mal. Es ist eigentlich passend, dass jetzt auch der Abriss der Ruine beginnt“, sagt er bei einem Baustellenbesuch mit dem SÜDKURIER.
Bis die Brandruine gänzlich verschwunden ist, wird es noch eine ganze Weile dauern. Laut Andreas Münch von der Firma Hohensee aus Villingen-Schwenningen, die mit dem Abriss betraut ist, seien etwa vier Wochen für die Abrissarbeiten nötig. „Es können auch mehr werden“, sagt er. Dies hänge auch damit zusammen, dass vor allem das Holz separat abtransportiert werden müsse, da es sich um schadstoffbelastetes Material handle. „Beim meisten handelt es sich jedoch um normalen Bauschutt“, sagt er.

Während der SÜDKURIER mit Kirchenvorstand Lutz Kirchhoff spricht, fällt der nächste Teil der noch stehenden Mauern in sich zusammen. „Am Freitag sind die ersten Mulden mit Bauschutt gefüllt worden“, sagt er. Ursprünglich sei der Abbruch bereits im Sommer 2022 geplant gewesen. Allerdings hätten sich die Abbrucharbeiten aufgrund von Personalmangel bei der Abrissfirma und krankheitsbedingten Ausfällen immer weiter verzögert.
Die Zeichen stehen voll auf Wiederaufbau
Wie es mit der Friedenskirche weitergehen soll, ist derzeit noch nicht gänzlich geklärt. Was aber für die Kirchengemeinde feststeht: Es soll einen Wiederaufbau geben. „Die Zeichen stehen ganz klar auf Wiederaufbau“, so Kirchhoff. In einer Mitgliederversammlung der Gemeinde sollen die nächsten Schritt in die Wege geleitet werden. Dazu gehöre laut Kirchhoff die Gründung eines Bauausschusses. Diese solle sich dann mit dem weiteren Vorgehen beschäftigen.

Hierzu zähle auch die Standortfrage. Zwar würde viele Gemeindemitglieder einen Neubau am jetzigen Standort befürworten, denn dieser bringe viele Vorteile mit sich. So liege der jetzige Standort eigentlich zentral und damit günstig.
Aber es gebe auch Stimmen, die einen anderen Platz bevorzugen würden. Denn die Parkplatzsituation könnte sich in der Rielasinger Straße als schwierig erweisen. Vor allem mit Blick auf die Besucherzahlen bei Gottesdiensten. Im Schnitt würden laut Kirchhoff etwa 150 Menschen zu den Gottesdiensten kommen.
1,5 Millionen Euro werden wohl nicht reichen
Ein weiterer Faktor bei der Planung für einen Neubau sei laut Kirchhoff die Versicherungssumme. Dazu sei die Gemeinde noch in Verhandlungen. „Es sind noch keine endgültigen Summen von der Versicherung genannt worden“, sagt er. Zur Erinnerung: Laut Gemeindeleiter Maximilian Stroscher sei die Friedenskirche in der Rielasinger Straße 19 im Jahr 1993 als Ersatzbau für die zu klein gewordene Friedenskirche in der Rielasinger Straße 1 eingeweiht worden. Die Baukosten hätten damals rund vier Millionen D-Mark betragen.
Die Polizei bezifferte den durch den Brand entstandenen Schaden kurz nach dem Feuer auf rund 1,5 Millionen Euro. „Das wird wohl kaum reichen“, betonte Stroscher gegenüber dem SÜDKURIER im Sommer. Allein Inventar im Wert von 300.000 Euro sei seiner Aussage nach beim Feuer zerstört worden.

Und ähnlich wie bei der Scheffelhalle drückt der drängt die Zeit auch mit Blick auf einen möglichen Neubau der Friedenskirche. Laut Kirchhoff müsse der Wiederaufbau der Friedenskirche zeitnah geschehen – sonst erhalte die Gemeinde deutlich weniger Geld von der Versicherung. Im Fachjargonunterscheidet die Versicherung dabei zwischen Neu- und Restwert des Gebäudes.
Froh zeigt sich die Friedenskirchen-Gemeinde, dass sie auch weiterhin die Räumlichkeiten von Team Pirmin in der Singener Südstadt für ihre Gottesdienste nutzen können. „Das ist weiterhin ein echter Segen für uns“, sagt Kirchhoff. Die Nutzung der Räumlichkeiten dort sei zeitlich unbegrenzt. „Das nimmt uns bei unseren weiteren Planung zumindest ein bisschen Druck“, betont er.