Es war ein langer Weg bis zur Unterschrift. Doch jetzt sind die Verträge mit der Bio-Supermarktkette Alnatura in trockenen Tüchern. Und endlich kann auch Thomas Wagner reden. Er leitet den Umbau des mehrstöckigen Gebäudes in der Singener Innenstadt an der Ecke Erzberger-/Hegaustraße. Wie eine klaffende Wunde wirkte die leerstehende Ladenfläche nach dem Umzug des Drogeriemarktes Müller ins Cano. Sollte das der erste Kollateralschaden nach der Eröffnung des neuen Einkaufszentrums sein?
Alle Anfragen an Peter Graf liefen ins Leere. Der Makler für Gewerbeimmobilien ließ sich zu keinen Aussagen über den Vermittlungsstand hinreißen. Selbst als die Presslufthämmer bereits den Estrich im Erdgeschosse herausklopften und in den Schaufenstern nur noch Schuttberge zu sehen waren, blieb Graf bei seiner Aussage. Man verhandle noch mit verschiedenen Interessenten.
Fläche gehört zwei verschiedenen Eigentümern
Dass Alnatura schon länger Interesse am Standort Singen hat, bestätigte das Handelsunternehmen schließlich auf SÜDKURIER-Anfrage. Am Ende sollte es fast ein Jahr dauern, bis die Verträge in der vergangenen Woche unterzeichnet werden konnten. Ganz unkompliziert dürfte der Mietvertrag nicht sein, zumal die Ladenfläche zwei verschiedenen Eigentümern gehört. Thomas Wagner vertritt den Immobilienbesitzer mit dem größeren Anteil. Er gewährte nun einen ersten Einblick in die großflächige Sanierung.
„Das Gebäude wurde Mitte der 1970er Jahre neu gebaut. Die Ladenfläche im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss war seitdem an den Drogeriemarkt Müller vermietet. Für uns war es schade, dass Müller ins Cano umgezogen ist“, erzählt Wagner. Er habe aber auch Verständnis für die Entscheidung, weil der Markt sich vergrößern wollte. Den Platzbedarf habe man im Bestand nicht erfüllen können. Für Alnatura reicht der Platz aber offenbar aus. „Alnatura kommt nach Singen“, bestätigte jetzt die Unternehmenssprecherin Stefanie Neumann. „Die Ladenfläche in der Hegaustraße wird kernsaniert. Die Verkaufsfläche wird rund 670 Quadratmeter betragen.“
Wärmeschutz und Beleuchtung erneuert
Für Thomas Wagner stand schon länger fest, dass das Gebäude saniert werden müsste. „Auch wenn Müller geblieben wäre, hätten wir etwas tun müssen.“ Die Ladenfläche habe an moderne Anforderungen angepasst werden müssen. Das betrifft unter anderem die Belastbarkeit des Fußbodens, über den zum Beispiel palettenweise Milch gerollt werden müsse, ohne dass der Belag reißt. Auch der Wärmeschutz und die Beleuchtung waren nicht mehr zeitgemäß.

Die Wärme- und Klimatechnik baut der Mieter nach eigenem Konzept ein. Alnatura verzichtet dabei auf fossile Brennstoffe. „Bei der Gestaltung unserer Bio-Märkte legen wir großen Wert auf eine nachhaltige und natürliche Ladengestaltung“, erklärt Stefanie Neumann. Die Einrichtung bestehe aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, aus Natursteinfliesen und recycelten Materialien. Die Wände würden in Naturfarben gestrichen. Glastüren vor den Kühlregalen sollen Energie sparen.
Eröffnung am 15. November?
Schon in der kommenden Woche wolle der Mieter mit dem Innenausbau beginnen, sagt Wagner. „Die Eröffnung ist für November 2021 geplant“, wird Stefanie Neumann konkreter. „15 neue Arbeitsplätze entstehen in dem neuen Alnatura Super Natur Markt.“ Der Bio-Markt werde ein breites Vollsortiment mit rund 6000 verschiedenen Bio-Produkten, Naturkosmetik und Bio-Textilien bieten.
Das Unternehmen lege Wert darauf, dass möglichst viele Produkte aus dem Umfeld des jeweiligen Marktes kommen und von Bio-Bauern und Bio-Bäckern aus der Region geliefert werden, erklärt die Sprecherin.
Bereicherung für die Innenstadt
Thomas Wagner ist überzeugt davon, dass der neue Markt eine Bereicherung für Singens Innenstadt wird. Das werde sich auch im Gebäude widerspiegeln. „Wir werden eine nachhaltige Fassade aus vorgegrautem Holz mit geschwungener Optik bauen“, sagt Wagner. „Sie wird das Muster einer leichten Welle haben. Damit wollen wir uns ganz bewusst von der Umgebung abheben. Auch das Vordach wird neu gestaltet und mit LED-Beleuchtung ausgestattet.“
Über die Investitionssumme will Thomas Wagner nicht sprechen. Aber er betont, dass man sich bei der Wahl der Handwerker auch nachhaltig verhalten habe. 15 regionale Firmen aus Singen und Umgebung seien an dem Bau beteiligt. Wagner hätte die Fläche auch an einen Billigladen vermieten können. „Doch das kam für uns nicht in Frage“, sagt er. Die Stadt habe die Hegaustraße stark aufgewertet. „Uns war es wichtig, dass unser Gebäude zum Stadtbild passt und eine vernünftige Nachnutzung bekommt. Mit Alnatura hat sich die erfolgreichste Verbindung ergeben. Die Gespräche waren sehr konstruktiv“, beschreibt er das Verhandlungsklima.