Es geht um Millionen, die der Stadt Singen wegen der finanziellen Auswirkungen der Pandemie auf der Einnahmeseite fehlen, und folglich handelt es sich um Millionen, die eingespart werden müssen. Der Gemeinderat hat deshalb die bislang bis zum 15. Juni geltende Haushaltssperre bis Ende Juli verlängert. Trotz des Schiebens und Streckens bei den Ausgaben beläuft sich der Saldo aus voraussichtlichen Mindereinnahmen von 17,7 Millionen Euro und der beschlossenen Einsparungen von 16,14 Millionen Euro noch immer auf mehr als 1,5 Millionen Euro (siehe Grafik).

Bild 1: Haushaltssperre der Stadt Singen: Was heißt das konkret?
Bild: Schönlein, Ute

So richtig fassbar wird die derzeitige Millionen-Jonglage in der Kämmerei allerdings erst beim Blick aufs Detail. Zum Beispiel bei der Scheffelhalle: Das Gebäude mit seinem einmaligen Dachgebälk gehört zu den Treffpunkten mit hoher Relevanz für das Selbstverständnis vieler Singener, nicht zuletzt die Narren sorgten für die Aufnahme in eine Sanierungsplanung. 400.000 Euro waren dafür in diesem Jahr eingeplant, doch daraus wird nun nichts.

Einsparung bei Hallenbad-Reparatur

Und es gibt weitere prominente Opfer. Unumstritten ist der Sanierungsbedarf des Hallenbads, die Diskussionen darüber gehen weit über den überschaubaren Zirkel des Gemeinderats hinaus. 80.000 Euro waren in diesem Jahr für Reparaturen an den Bodenfliesen und bei der Verfugung vorgesehen, auch für dieses Geld gibt es infolge der Haushaltssperre bis auf Weiteres keine Freigabe.

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Das bei weitem größte Einsparpotenzial wird durch den vorläufigen Verzicht des Neubaus der Bruderhof-Kita in der Nordstadt erreicht. Bei einer Gesamtinvestitionssumme von rund sechs Millionen Euro waren für dieses Jahr rund 3,6 Millionen Euro (zuzüglich 350.000 Euro für Außenanlage und Erstausstattungen) eingeplant, doch der Gemeinderat verschob – wie in der vergangenen Woche ausführlich berichtet – das Vorhaben.

Der Friedinger Pfarrgarten ist schön – aber schöner wird er vorerst nicht.
Der Friedinger Pfarrgarten ist schön – aber schöner wird er vorerst nicht. | Bild: Tesche, Sabine

Angesichts dieses satten Betrages und der Bedeutung für die soziale Infrastruktur der Stadt gehen andere, für die betroffene Zielgruppen aber nicht minder wichtige Vorhaben unter. Beim ESV-Platz beispielsweise sollte ein Mini-Spielfeld eingerichtet werden, das mit einem finanziellen Planansatz von 124.500 Euro vergleichsweise bescheiden daher kommt – die Ausgabe ist bis auf Weiteres gestrichen. Und die Feuerwehr muss sich beim Bau eines neuen Funktionsgebäudes gedulden, die Planungskosten in Höhe von 100.000 Euro fallen ebenfalls unter die Haushaltssperre.

Auch Ortsteil-Projekte in der Warteschleife

In den Ortsteilen immerhin gibt es einige Vorhaben, deren Verschiebung als verschmerzbar bezeichnet werden können. Etwa im Fall von Bohlingen, wo in diesem Jahr die Summe von 300.000 Euro für ein Lagergebäude vorgesehen war, mittels dessen insbesondere die Veranstaltung der Sichelhenke sichergestellt werden soll. Die vorläufige Streichung dieser Investition allerdings ist naheliegend, da die Traditionsveranstaltung wegen der Abstandsregelungen in Corona-Zeiten ohnehin nicht stattfinden kann.

Der Friedinger Pfarrgarten ist schön – aber schöner wird er vorerst nicht.
Der Friedinger Pfarrgarten ist schön – aber schöner wird er vorerst nicht. | Bild: Tesche, Sabine

Gleich mehrfach taucht Friedingen auf der Streichliste der Stadtverwaltung auf. 280.000 Euro waren für die Sanierung der Schlossberghalle vorgesehen, die Schlepperfreunde freuten sich auf 60.000 Euro für die Gebäudeerhaltung und in die Gestaltung des Pfarrgartens wollte man 142.300 Euro investieren – sämtliche Plansätze sind Makulatur.

Die Kapelle in Schlatt soll einen neuen Anstrich bekommen. 18.000 Euro sind dafür veranschlagt, aber daraus wird wegen der ...
Die Kapelle in Schlatt soll einen neuen Anstrich bekommen. 18.000 Euro sind dafür veranschlagt, aber daraus wird wegen der Haushaltssperre vorerst nichts. | Bild: Tesche, Sabine

Dass selbst Kleinstposten ins Blickfeld der Corona-Revisoren geraten sind, zeigt sich am Beispiel der St. Johannes-Kapelle in Schlatt. Die Fassade sollte gestrichen werden, was in der Haushaltsplan mit einem Betrag von 18.000 Euro hinterlegt ist. Auch dieses Geld wird mittels Haushaltssperre aufs Eis gelegt und die Chance, dass aus dem Anstrich in diesem Jahr etwas wird, ist gering.