Was passiert eigentlich beim Glasfaserausbau in Singen? Nachdem das Unternehmen LilaConnect im Dezember 2022 mit einem offiziellen Spatenstich das neue digitale Zeitalter in der Singener Nordstadt einläutet wollte, ist es um das Vorhaben in der Zwischenzeit erstaunlich ruhig geworden. In der Hohentwiel-Stadt mehren sich deshalb die Gerüchte. Sogar von einem Baustopp ist die Rede. Doch was ist an diesen Gerüchten dran? Wie der SÜDKURIER erfahren hat, stimmen sie zum größten Teil nicht – doch beim Glasfaserausbau in Singen harzt es ein wenig im Getriebe.

450 Kilometer braucht es für Singen: So sehen Glasfaserleitungen von innen aus.
450 Kilometer braucht es für Singen: So sehen Glasfaserleitungen von innen aus. | Bild: Matthias Güntert

Der SÜDKURIER wollte von der Stadtverwaltung wissen, ob es tatsächlich zu einem Baustopp in der Nordstadt gekommen ist. Und immerhin: An diesem Gerücht ist nichts dran, wie der städtische Pressesprecher Stefan Mohr auf Nachfrage schildert. „Zu einem Baustopp ist es nicht gekommen, da die Bauarbeiten im Stadtgebiet noch nicht begonnen haben. Bislang wurden nur Vorarbeiten durchgeführt“, betont er. Laut Mohr sei es allerdings zu zeitlichen Verzögerungen gekommen, da das ausführende Unternehmen notwendige Anträge zwar gestellt habe, diese allerdings nicht vollständig gewesen seien.

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„Auch wenn dies geraume Zeit in Anspruch genommen und auch Verhandlungen mit LilaConnect bedurft hat, gehen wir davon aus, dass der Glasfaserausbau in Singen im Sinne der Bürger ausgeführt wird“, so Mohr weiter. Der städtische Pressesprecher verweist dabei darauf, dass das Unternehmen den geplanten Breitbandausbau in Singen eigenwirtschaftlich angehe und dieser ohne öffentliche Zuschüsse erfolge.

Und was sagt das Unternehmen dazu?

Auch bei LilaConnect als Betreiber sowie dem Schwesterunternehmen und Projektentwickler VX Fiber ist die Rede von zeitlichen Verzögerungen. Laut Jan Backman von VX Fiber seien die Arbeiten trotz guter Planung noch nicht einmal gestartet. „Das ist umso bedauerlicher, als wir hier unter den Auswirkun­gen der geopolitischen Lage leiden, konkret unter dem Angriffskrieg Russ­lands gegen die Ukraine“, sagt er. In den vergangenen zwölf bis 14 Monaten hätten sich die Bedingungen im Bausektor signifikant verändert. Backman rechnet vor: „Allein der Preis für Asphalt ist heute mehr als 25 Prozent höher als noch im vergangenen Jahr.“

Jan Backman, Country Manager VX Fiber Deutschland: „Tatsächlich konnten wir mit den Bauarbeiten trotz absolut guter Planung noch ...
Jan Backman, Country Manager VX Fiber Deutschland: „Tatsächlich konnten wir mit den Bauarbeiten trotz absolut guter Planung noch nicht beginnen.“ | Bild: Matthias Güntert

Laut Backman habe das Unternehmen aufgrund der Veränderungen im Bausektor – etwa Inflation, Preisanstiege oder Personalmangel – sich dazu entschieden, Ausschreibungen zu wiederholen, mit denen ein Baupartner gesucht werden solle. Angebote werden hierfür im Frühjahr erwartet, teilt das Unternehmen schriftlich Anfang Mai mit. „Wir sind zuversichtlich, dass wir einen Partner finden, der die Bauarbeiten marktgerecht durchführt und noch dazu zeitnah über ausreichend freie Kapazitäten verfügt. Damit könnte der Tiefbau in der Nordstadt endlich beginnen“, so Backman weiter.

In der Südstadt wird noch akquiriert

Aktuell gehe das Unternehmen davon aus, dass mit dem Ausbau des Glasfasernetzes nach dem Sommer gestartet werden könne. Der Ausbau im Norden der Stadt solle voraussichtlich zwölf bis 24 Monate dauern. Und die Südstadt? Dort laufe aktuell laut Backman noch die Akquise. Er gehe davon aus, dass auch dort in naher Zukunft die erforderliche Anschlussquote von 40 Prozent erreicht werde. „Nach jetzigem Stand starten wir in der Südstadt im ersten Quartal 2024 mit den Bauarbeiten“, sagt Backman.

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Die Zusammenarbeit mit der Stadt Singen bezeichnet Backman als gut: „Wir stehen in einem guten kontinuierlichen Austausch mit der Stadt. Gleichzeitig haben wir vor, die Singener Bevölkerung während der bedauerlichen Verzögerungsphase noch besser auf dem Laufenden zu halten und werden noch im Frühjahr unsere Kunden weiter informieren.“ Vor allem mit der Abteilung für Wirtschaftsförderung sowie mit dem Tiefbauamt gebe es enge Abstimmungen, und auch die Planungs- und Genehmigungsprozesse seien bereits sehr gut fortgeschritten.