Seit mehr als drei Jahren gibt es den Wunsch, nun sind die jungen Leute endlich am Ziel und können mit der Arbeit beginnen: Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren konnten vergangene Woche digital ihre Vertreter für das Singener Jugendkomitee wählen. Angefangen hat das Projekt im November 2017 mit der Einreichung einer Unterschriftenliste zur Einrichtung einer Jugendvertretung.

„Die Jugend fühlt sich oft unverstanden und mit ihren Wünschen vernachlässigt“, erzählt Stadtjugendreferentin Jennifer Störk am Rande des Delegiertentreffen der Planungsgruppe im Jugendkulturzentrum Blaues Haus. „Deshalb sind es heute die Erwachsenen, die den Jugendlichen zuhören. Schließlich wissen diese am besten, was Jugendliche in Singen brauchen“, so Jennifer Störk weiter.

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Dass die jungen Menschen es ernst meinen, zeigten sie schon nach wenigen Minuten. Einige Jugendliche der Singener Schulen brachten beim Speed-Dating an sechs Stationen innerhalb von jeweils sieben Minuten die Themen eindrucksvoll zur Sprache, die sie besonders bewegen. Unter anderem ging es um Sicherheit, Umwelt und Digitalisierung. Dabei sollen die erarbeiteten Themen eine erste Arbeitsgrundlage für das Jugendkomitee bilden, erklärt die städtische Jugendreferentin.

Junge Menschen fordern ein soziales Netz zwischen den Schulen

Auch die Kommunikation untereinander ist für die jungen Leute ein wichtiges Anliegen. „Zwischen den Schulen fehlt der Zusammenhalt, jede Institution bleibt für sich. Das Blaue Haus ist super, aber es fehlt einfach das soziale Netz, denn viele Schüler sind nicht aus Singen“, bemängelt etwa Nikita Bauser, Schüler der Ekkehard-Realschule.

15 Jugendvertreter gewählt

Zur Wahl aufstellen konnten sich junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren, die in Singen wohnen oder ihren Lebensmittelpunkt in der Stadt haben, hier zur Schule gehen, eine Ausbildung machen oder arbeiten. Diese Voraussetzungen galten auch für die Wahlbeteiligten. Gewählt wurde in den Schulen über einen QR-Code, der den Zugriff auf das Wahlportal im Internet ermöglichte. „Im Vorfeld der Wahl waren wir an den Schulen und haben Werbung gemacht. Die Kandidaten wurden mit einem Steckbrief auf der Homepage vorgestellt“, erklärt Jennifer Störk auf Nachfrage.

Abwarten und Tee trinken ist für die Singener Jugend keine Option.
Abwarten und Tee trinken ist für die Singener Jugend keine Option. | Bild: Verchio, Graziella

Die jungen Wähler konnten insgesamt 15 Stimmen vergeben und auf vier Alterslisten verteilen, jeweils eine für 14- bis 15-Jährige, 16- bis 17-Jährige, 18- bis 19-Jährige und 20- bis 21-Jährige. Damit soll auch gewährleistet werden, dass alle Altersgruppen im Jugendkomitee vertreten sind. Insgesamt 15 Plätze stehen zur Verfügung. Dabei erhält jede Liste automatisch drei Sitze im Gremium. Außerdem erhalten drei Personen mit den meisten Gesamtstimmen aller Alterslisten ebenfalls einen Sitz im Komitee. Dabei sollen zwei Drittel der Sitze im Gremium an Singener Jugendliche vergeben werden und ein Drittel an junge Menschen von außerhalb.

Jugend hat sich Gehör verschafft

Das Komitee hat nun die Möglichkeit, die Belange der Jugend im Singener Gemeinderat zu vertreten. Die jungen Menschen sind für zwei Jahre gewählt und sollen sich mindestens fünfmal pro Jahr treffen. Mit dem Rede-, Antrags- und Anhörungsrecht sind sie Teil des demokratischen Stadtgeschehens. Die Jugendvertretung agiert dabei im Sinne eines Sachverständigen, wenn es im Gemeinderat um Themen geht, die die Jugend betreffen. Dabei steht Stadtjugendreferentin Jennifer Störk mit ihrer Abteilung weiterhin beratend und unterstützend zur Seite.

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„Wir als Stadtverwaltung wollen Kommunalpolitik auch für Jugendliche erlebbar machen und ihnen die Möglichkeit geben, sich mit eigenen Themen einzubringen“, sagt Jennifer Störk. „Ziel ist es, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie mit ihren Anliegen ernst genommen werden.“ Dieser Aussage stimmt auch Waltraud Weber als Jugendreferentin des Landkreises zu. „Uns ist es wichtig, auch den Jugendlichen eine Stimme zu geben. Denn viele junge Menschen möchten mitsprechen und Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen, die sie betreffen.“ Geplant sei, die Mitglieder des Komitees noch im Juli offiziell ins Amt einzusetzen, so Jennifer Störk.