Anina Kemmerling

Jugendliche nehmen Singen mit anderen Augen wahr als ältere Generationen. Im Gemeinderat der Stadt sind junge Menschen jedoch eine deutliche Minderheit. Und das, obwohl nicht selten über Veränderungen diskutiert wird, die Singens Jugendliche betreffen. Das Jugendkomitee soll diese alteingesessenen Strukturen verändern. Nach der Wahl des Jugendkomitees im Juli dieses Jahres werden 15 Jugendliche bei Entscheidungen im Gemeinderat mitsprechen. „Das Komitee ist eine besondere Chance für unsere Stadt“, sagt Stadtjugendreferentin Jennifer Störk.

Mehr politische Beteiligung

Vor etwa einem Jahr entstand erstmals die Idee eines Stadt-Jugendkomitees. Um die Idee dem Gemeinderat vorzeigen zu können, musste zunächst aber ein Konzept erarbeitet werden, das den Aufbau, Zweck und die Funktionsweise des Komitees erklärt. „Wir haben lange an dem Entwurf gearbeitet. Als wir diesen zum ersten Mal dem Gemeinderat vorlegten, hatten die Abgeordneten noch viele Änderungsvorschläge“, sagt Störk rückblickend.

Umso stolzer war sie, als das überarbeitete Konzept im vergangenen Monat vom Gemeinderat akzeptiert wurde. Der Weg für mehr politische Beteilung der Singener Jugendlichen sei damit gesichert, so die Jugendreferentin.

„Von einer Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt profitiert jeder“

„Wir wollen auf keinen Fall als Feind im Gemeinderat angesehen werden“, sagt Sophia Adam, Mitglied der Planungsgruppe des Komitees. Ein fairer und direkter Austausch sollte stets im Vordergrund der gemeinsamen Kommunalpolitik stehen. „Von einer Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt profitiert jeder“, so Adam. Würden mehr junge Interessen an den Gemeinderat herangetragen, verbessere sich das Wohlbefinden der Jugendlichen und die Sicht auf die Stadt.

Auf der anderen Seite ermögliche die gemeinsame Arbeit dem Gemeinderat einen direkten Einblick in die Anliegen von Jugendlichen. Neue und innovative Perspektiven und Ideen könnten damit ermöglicht werden, erklärt Adam.

Viele können mitmachen

Ein Jugendkomitee ist das Gleiche wie ein Jugendgemeinderat. Den gibt es zum Beispiel in Engen schon seit mehr als 15 Jahren. Auch in Singen gab es ein solches Komitee schon einmal. Damals scheiterte es aber an einer zu geringen Beteiligung seitens der Singener Jugendlichen, wie Tizian Mattes, ebenfalls Planungsmitglied des Jugendkomitees, erklärt. Ein zweites Mal soll dieses Projekt nun aber nicht scheitern. Um möglichst viele junge Menschen für politisches Engagement zu begeistern, sind die Beteiligungsmöglichkeiten sehr offen.

„Im Grunde genommen kann jeder, der im Alter zwischen 14 und 21 Jahren ist und in Singen lebt oder dort seinen Lebensmittelpunkt hat, beim Jugendkomitee mitmachen“, so der 20-Jährige. Dabei ist es egal, ob man sich dauerhaft in die Planung einbringen möchte oder lediglich an einem einzelnen Projekt für kurze Zeit mitwirken möchte.

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Die 15 Abgeordneten des Jugendkomitees werden alle zwei Jahre beim Jugendforum gewählt. Davon bilden drei Jugendliche das Präsidium, das an Gemeinderatssitzungen teilnimmt und dort über ein Rede-, Antrags- und Anhörungsrecht verfügt. Innerhalb des Komitees können Ausschüsse für Bildung, Freizeit oder Umwelt gebildet werden. „Die Gruppe versteht sich als eine Art Expertengremium der jüngeren Generation. Wer könnte die Anliegen der Jugend besser an den Gemeinderat herantragen als die Jugendlichen selbst?“, sagt Störk.

Wahlen im Juli

Das Komitee erhält finanzielle Unterstützung von der Initiative Demokratie Leben, ein Förderprogramm des Bundesfamilienministeriums. Das Förderbudget in Höhe von 5000 Euro wird von der Abteilung Kinder und Jugend verwaltet, welche den Jugendlichen auch zur fachlichen Unterstützung zur Seite stehen soll.

Auf die Frage, ob es bereits Projekte gibt, die dem Gemeinderat vorgeschlagen werden sollen, hatten bislang weder Störk noch die Planungsgruppe eine Antwort. Der Fokus in den vergangenen Monaten sei die Ausarbeitung des Konzepts gewesen. „Nach den Wahlen können wir dann in die Planung der Projekte starten. Ich hoffe, die Jugendlichen bringen viele kreative Ideen mit, die Singen lebendiger machen“, erklärt die Stadtjugendreferentin.