Die letzten Wochen vor Ende des ersten Schulhalbjahrs waren eine stressige Zeit für Marieh Alshaher aus Singen. Jede Woche drei Klausuren liegen hinter ihr, aber die Elftklässlerin sagt: „Ich gehe gern in die Schule, die Fächer Mathe, Chemie und Bio machen mir besonders Spaß.“ Als ihre Lehrerin am Friedrich-Wähler-Gymnasium ihr dann vorschlug, sich für ein Schülerstipendium bei „Talent im Land“, zu bewerben, nahm sie teil und zählt zu den Gewinnern.

In Syrien geboren, kam Marieh 2016 als Siebenjährige mit ihrer Mutter und zwei Schwestern nach Deutschland, wo ihr Vater schon seit 2014 lebte. Sie lernte Deutsch und da sie von ihrem Vater schon schreiben gelernt hatte, begann ihre Schulzeit in der zweiten Klasse. „Meine Mutter war Lehrerin in Syrien, sie hat mich unterstützt und durch sie habe ich eine Liebe zur Schule entwickelt“, erzählt die 15-Jährige.

Als Jüngste war sie am gesprächigsten

Die Freude am Lernen blieb bis heute. Ohne groß nachzudenken, habe sie beim Wettbewerb einfach mal mitgemacht. Getragen von der Baden-Württemberg Stiftung und der Josef-Wund-Stiftung fördert „Talent im Land“ (TiL) begabte Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg, die aufgrund ihrer Biografie oder ihrer sozialen Herkunft auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife Hürden überwinden müssen.

Das könnte Sie auch interessieren

Beim Prüfungstermin in Stuttgart wurden die Aufgaben in der Gruppe gelöst, aber nicht jeder habe sich gleich getraut. „Ich rede gern und ich rede gern viel“, sagt Marieh lachend. „Für mich war das kein Problem, ich war mit 15 die Jüngste, aber am gesprächigsten von allen in der Gruppe.“ Sie hatte sich vorbereitet, aber besonders knifflige Fragen seien gar nicht gestellt worden. Dafür aber solche wie: „Warum sollen wir dich aussuchen?“ Mit einem Stipendium wird es wohl nichts, habe sie gedacht.

Jeder Zweite erhält mit Stipendium Unterstützung

Von 100 Bewerbern erhielten 55 Schüler und Schülerinnen aus 16 Geburtsländern ein Stipendium, das neben monatlicher finanzieller Förderung ein vielfältiges Seminar- und Workshop-Angebot sowie individuelle Beratung und Begleitung beinhaltet. Dass sie angenommen wurde, erfuhr Marieh während eines Praktikums in der Klinik in Singen durch einen Anruf ihrer Mutter. „Ich war noch nie so glücklich, diese kleine Nachricht hat für mich große Bedeutung“, sagt sie.

Für sie sei es ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung. Und Motivation, auf ihr Ziel hinzuarbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Marieh Alshaher möchte Ärztin werden. Für Hobbies habe sie gar keine Zeit, „außer ich vertrete meine Mutter beim Kochen und Backen“, erklärt sie. Neben der Schule lerne sie zusätzlich Deutsch als Fremdsprache, um noch besser sprechen und schreiben zu können. Die 15-Jährige lebt gern in Deutschland, fühle sich aber ihrem Heimatland Syrien und den Traditionen noch heute verbunden.