Weniger Plastiktüten in den Supermärkten, Mehrwegverpackungen für das Essen zum Mitnehmen und keine Plastikröhrchen mehr in den Getränkebechern. Vieles veränderte sich in den letzten Jahren mit dem Ziel, weniger Plastikmüll zu produzieren. Für die meisten Menschen ist Plastik ein fester Bestandteil des Alltags, doch es ging auch schonmal anders: „Meine Kindheit war frei von Plastik“, berichtet Gabriele Glaser-Wuttke. Auf Einladung der grünen Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger klärte die Chemikerin über die Thematik des Mikroplastiks auf. Wie entsteht es? Woher kommt es? Was macht es? Auf all diese Fragen ging sie bei einem Spaziergang ein. Dort wurde jedoch nicht nur gelernt, sondern auch gehandelt und nebenbei noch achtlos entsorgter Müll aufgesammelt.

Denkt man an Plastik oder auch Kunststoff, gehen einem vor allem Tüten und Verpackungen durch den Kopf, doch auch in Reifen, handelsüblichen Kaugummis, Kleidung oder Kosmetikartikeln lassen sich Kunststoffpartikel finden. Letztere unterlägen laut der Verbraucherzentrale allerdings einem Verbot des absichtlichen Einsatzes von Mikroplastik in bestimmten Bereichen. Allerdings sei hierfür auch eine Übergangsfrist von zwölf Jahren vorgesehen.

Um wieviel Mikroplastik geht es eigentlich?

Das meiste Mikroplastik entstünde laut Glaser-Wuttke jedoch sowieso durch den Abrieb von Autoreifen. Ein Kilogramm Mikroplastik pro Person würde jedes Jahr durch den Abrieb der Reifen in Deutschland entstehen. Doch auch durch das achtlose Wegwerfen von Plastikprodukten gelange Mikroplastik schlussendlich in die Umwelt: „25 Prozent des Mikroplastiks gelangen durch achtloses Wegwerfen in die Umwelt“, weiß Glaser-Wuttke. 200.000 Tonnen Mikroplastik würden allein in Deutschland pro Jahr auf dem Acker landen, fügt sie hinzu.

130.000 Tonnen Kunststoffabfall im Jahr 2023

Für das Jahr 2022 vermeldete das statistische Bundesamt ein Aufkommen von knapp 130.000 Tonnen Kunststoffabfall, der allein in den deutschen Haushalten entstanden sei. Zusätzlich seien laut Glaser-Wuttke aber auch Klärschlamm oder Langzeitdünger Ursprünge von Mikroplastik. Das Problem an dem vielen Kunststoff? „Es zersetzt sich nicht einfach“, sagt Glaser-Wuttke, es würde zwar immer kleiner werden, jedoch als Mikroplastik weiterhin vorhanden sein.

„Das Mikroplastik, das über die Nahrung oder den Atem aufgenommen wird, gelangt in die Lunge, das Blut, die Leber und Lymphknoten. Auch in der Placenta wurde es nachgewiesen“, erklärt die Chemikerin. Zwar sei noch vieles über die Auswirkungen von Mikroplastik in Forschung, jedoch gäbe es auch schon einige Erkenntnisse. Auf der Oberfläche solcher Partikel könnten sich 1000 Mal mehr Schadstoffe befinden, als in umliegendem Wasser. „Sie schleusen toxische Stoffe in die Zellen unseres Körpers“, schlussfolgert Glaser-Wuttke. Neuere Forschungen hätten bei Tierversuchen sogar einen Zusammenhang zwischen dem im Tier vorkommendem Mikroplastik und der Ausbildung einer Demenzkrankheit feststellen können. Nach ihren Ausführungen erklärt sie: „Jeder kann für sich entscheiden, was er mit diesen Erkenntnissen macht“.

Wie vermeidet man Mikroplastik?

Als es um die Vermeidung oder Reduzierung von Kunststoffen geht, kommen schnell die früheren Unverpacktläden in Konstanz, Singen und Überlingen zur Sprache. Doch neben dem verpackungsfreien Einkaufen, gibt Gabriele Glaser-Wuttke auch noch weitere Tipps mit auf den Weg: „Wasser aus der Leitung oder aus Glasflaschen, Getränke für unterwegs ins Glas- oder Edelstahlflaschen abfüllen, Fläschchen für Babynahrung unbedingt aus Glas“. „In Plastik sollte nichts heißgemacht werden, denn gerade in der Hitze wird viel freigesetzt“, erklärt sie.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch bei Textilien und Spielsachen könne man sich für Produkte aus natürlichen Rohstoffen entscheiden. Bei der Körperpflege, würden Waschstücke zur Reduzierung von Mikroplastik beitragen. Natürlich sei auch die ordnungsgemäße Entsorgung von Müll relevant. Für Zigarettenstummel könnte man einen Taschenaschenbecher oder ein anderes Blechdöschen mitnehmen. „Ein Stummel kann bis zu 1000 Liter Oberflächenwasser verunreinigen“, meint Glaser-Wuttke. Die Thematik des Mikroplastiks sei kein kleines Problem: „Jeder Einzelne allein kann nicht viel machen. Aber wir alle zusammen können etwas verändern“, betont sie.