Bei jedem zweiten Fall von Mord oder Totschlag in Baden-Württemberg ist ein Messer im Spiel. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf das Landesinnenministerium. 24 Menschen überlebten demnach einen solchen Angriff im vergangenen Jahr nicht. Das Ministerium hat daher die Idee aufgebracht, dass Kommunen messerfreie Zonen einführen können. Eine entsprechende Kabinettsvorlage ist auf dem Weg durch die Ministerien.

Könnte eine solche messerfreie Zone auch für die Singener Innenstadt eingeführt werden? Zuletzt hat eine Massenschlägerei zwischen Großfamilien Ende März in der Stadt für Aufsehen gesorgt. Dabei ging es auch um ein Stichwerkzeug, wie die Polizei damals mitteilte. Doch nach SÜDKURIER-Recherchen handelte es sich dabei um eine Schere, nicht um ein Messer. Marcel Da Rin, Leiter der Kriminalprävention bei der Singener Stadtverwaltung, ist skeptisch, ob eine messerfreie Zone in der Innenstadt angezeigt wäre: „Ich fände es gut, wenn es ein massives Problem gäbe“, sagt er.

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Aber Singen habe nicht im selben Maße unter Kriminalität mit Messern zu leiden wie manch eine Großstadt. Daher sehe er in der aktuellen Situation nicht die zwingende Notwendigkeit, eine messerfreie Zone einzuführen. Doch das könne sich auch ändern.

Verbote müssen auch durchgesetzt werden

Da Rin verweist darauf, dass es bereits verschiedene Reglementierungen wie ein Alkoholverbot am Heinrich-Weber-Platz gebe. Und er gibt zu bedenken, dass man ein Verbot auch kontrollieren und durchsetzen müsse. Doch wenn jemand eine verbotene Waffe mitführe, dann müsse das geahndet werden, da ist Da Rin unmissverständlich.

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Da Messer auch als Waffe benutzt werden können, stehen im Waffengesetz eine Reihe von Verboten. So dürfen Messer mit einer feststehenden Klinge von mehr als zwölf Zentimetern Länge schon nach derzeitiger Rechtslage nicht mitgeführt werden. Ebenso wenig wie beispielsweise Butterflymesser oder Klappmesser, die sich mit einer Hand öffnen lassen.

Einstellige Fallzahlen, die aber für Aufsehen sorgen

Ähnlich wie Da Rin schätzt auch die Polizei die Situation ein. Übermäßig viel Messerkriminalität gibt es demnach in Singen im Vergleich mit dem Landkreis nicht: „Singen weist im Fünf-Jahres-Mittelwert im Vergleich zu den anderen Gemeinden im Landkreis Konstanz keine überproportional höheren Fallzahlen bei Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum auf, bei deren Tatbegehung ein Messer eingesetzt wurde“, schreibt Polizeisprecherin Katrin Rosenthal auf Anfrage. Die Fallzahlen seien im einstelligen Bereich.

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Für 2021 erfasst die Polizeistatistik sieben Fälle, in denen das Tatmittel ein Messer war, 2020 neun Fälle – und zwar in der ganzen Gemeinde Singen, nicht nur in der Innenstadt. Zudem weist die Statistik nicht aus, wie viele dieser Delikte tatsächlich im öffentlichen Raum begangen wurden.