Zahlreiche Besucher belebten am vergangenen Freitag erstmals wieder die Singener Innenstadt, wo vor wenigen Tagen noch gähnende Leere herrschte. Denn mit der Aufhebung der Bundes-Notbremse im Landkreis Konstanz am Donnerstag entfiel auch die Verpflichtung, beim Einkaufen einen negativen Corona-Test vorzuweisen. Und das nutzten zahlreiche Besucher zu einer ausgiebigen Shoppingtour, auch wenn bei manchen noch Unsicherheit angesichts der sich stetig ändernden Corona-Regeln herrschte.
Dabei konnten sie vielerorts besonders profitieren. Denn in zahlreichen Geschäften wird aktuell nicht nur die neue Sommerware präsentiert, sondern es wartet noch die Winterkollektion zu reduzierten Preisen auf Kundschaft.

Sichtlich erleichtert zeigten sich die Singener Einzelhändler angesichts der weiteren Lockerungen für ihre Besucher. Auch wenn schon ab 8. Mai Einkaufen nach dem Click and Meet-Verfahren möglich war, schreckte der dafür notwendige negative Coronatest, Impf- oder Genesenennachweis doch viele ab.

Ganz anders sah die Lage dann am Freitagmorgen aus. So seien zum ersten Mal seit langem Kunden zur Öffnung um 9.30 Uhr vor seiner Tür gestanden, berichtete Thomas Kornmayer, Inhaber des Bekleidungsgeschäfts Heikorn, und war froh, dass nun wieder ein Stück Normalität zurückkehrt. Darüber freute sich auch Kundin Petra Schneider aus Tuttlingen, die morgens schon auf Shoppingtour in Konstanz unterwegs war. Dort seien deutlich mehr Menschen unterwegs gewesen, insbesondere Schweizer, die am Freitag erstmals wieder auch nur zum Einkaufen über die Grenze durften.

In Singen hielt sich der Anteil an Schweizer Kunden noch in Grenzen. Selin Lara Zirek, Filialleiterin der Parfümerie Gradmann, vermutete, dass sich die neue Regelung bei den Nachbarn noch nicht herumgesprochen habe. Der Zugang zu den Läden in den Singener Innenstadt wurde unterschiedlich gehandhabt. Manche Händler waren durch das Click and Meet-Verfahren bereits so ausgebucht, dass ein spontaner Besuch nicht möglich war. Bei der Mehrheit jedoch stand dem Shoppingvergnügen nach Angabe der Kontaktdaten nichts mehr im Wege.

In einem der größten Geschäfte in Singen, der Galeria-Karstadt-Filiale, waren gleich zwei Mitarbeiter mit dieser Aufgabe betraut. Auffällig war, dass die mit den Gesundheitsämtern verbundene Luca-App zur Kontakterfassung fast nirgendwo zum Einsatz kam, sondern die Daten manuell in Listen eingetragen wurden.

Vor einer besonderen Herausforderung standen am Freitag die Gastronomen. Sie hatten am Tag zuvor unerwartet erfahren, dass sie ab Samstag unter Einhaltung eines Test- und Hygienekonzeptes sowohl im Außen- als auch im Innenbereich öffnen dürften. So liefen im Restaurant Bella Italia nach sieben Monaten Lockdown die Vorbereitungen auf Hochtouren. Einkaufen, Getränke bestellen und das Lokal auf Vordermann bringen stand auf dem Programm. Die Abstandsregeln einzuhalten, sei bei ihr kein Thema, berichtete Inhaberin Rosa Carnevale, zumal das Lokal über einen Außenbereich verfüge. Drinnen könne nur die Hälfte der Sitzplätze besetzt werden. Doch das sei alles besser, als nur auf den Liefer- und Abholservice angewiesen zu sein. Denn dieser habe nur einen Bruchteil des normalen Umsatzes ausgemacht. Als eindeutige Hürde sieht Carnevale die Coronatestpflicht für die Gastronomie und ist skeptisch, ob ihre Gäste dadurch nicht ausbleiben werden.

Eine Sorge, die sie mit Sami Neziri, dem Betreiber der Brasserie Chez Leon, teilt. Ihm hätte schon der ein oder andere Stammgast signalisiert, dass er keinen Coronatest machen würde, nur um kurz einen Kaffee auf der Terrasse zu trinken. Neziri rechnet damit, ab Mittwoch wieder öffnen zu können. Zwar habe er sein Mobiliar für den Außenbereich noch am Freitag geliefert bekommen, jedoch streikte die Spülmaschine. Da sei eine sofortige Öffnung definitiv nicht möglich.
Nur einen kleinen Außenbereich mit drei bis vier Tischen beabsichtigt das Lokal Hans im Glück im Cano zu öffnen. Dem Burgergrill-Restaurant, das seit der Eröffnung des Shoppingcenters im Dezember 2020 nicht einen einzigen Tag regulär öffnen konnte, fehlten schlichtweg die Mitarbeiter für eine spontane Öffnung des Innenbereiches, war zu erfahren.