Wo sie auftauchen, sucht man das Weite: Mit ihren blutsaugenden Rüsseln können Stechmücken zur Plage werden. Und wie zu hören ist, war dies Insekt nirgends so häufig zu finden wie in Schlatt unter Krähen. „Breame„ nannte man sie im Ort, wenn sie besonders dick waren und machte sie zur Hauptfigur der Narrenzunft Breame. Seit 70 Jahren schwirren sie durch die Fasnachtszeit, in diesem Jahr machen aber auch diese Blutsauger vor dem Corona-Virus Halt.
Anja Eichfeld gehört zur Gruppe der Breame, deren Masken einen schon das Fürchten lehren können: Wie Facettenaugen starren zwei Teesiebe aus dem mit Runzeln gespickten Gesicht, aus dem der Stachel forsch hervorragt. Sind die Breame in Aktion, kommt der in Form eines Holzstabs zum Einsatz: „Damit gehen wir auf die Leute zu und verpassen ihnen einen kleinen Piks“, aber nur sanft, fügt Anja Eichfeld gleich hinzu. Da viele den Häs mit Bienen oder dicken Hummeln verwechselten, wurde es zur Fasnacht 2019 überarbeitet und neu gestaltet. Die Kostüme wie auch die Masken werden aus den eigenen Reihen selbst angefertigt.
Als Maskenträger braucht es auch körperlichen Einsatz, wie Anja Eichfeld aus siebenjähriger Erfahrung weiß: „Die Maske ist gut gepolstert, aber sie hat Gewicht, dazu ist die Luftzufuhr eingeschränkt.“ Durch das Hüpfen bei längeren Umzügen gehe einem schon mal die Puste aus und man käme ins Schwitzen. Sie beklagt sich aber nicht, denn: „Ein Glück sind es Teesiebe als Augen, die sind groß genug, um zu sehen.“
Das ist bei der Hexengruppe nicht gegeben, für die Sicht lässt die Maske nur Schlitze frei. Die 1965 gegründeten „Brücklehexen“ beziehen sich auf eine Legende, die besagt, dass niemand mehr eine Holzbrücke überqueren wollte, weil dort Hexen ihr Unwesen trieben. Seit 2014 mischt bei den Breame auch die Familiengruppe „Die wilden Schlatter“ mit. Sie erinnern an einen Dorfbewohner, mit dem keiner etwas anfangen konnte und der in den Wald verbannt wurde. Der war aber gar nicht so wild und dumm, wie die Leute dachten.