Schwarze, verkohlte Balken ragen in die Luft. Beinahe hat man den Eindruck, dass noch Rauchgeruch der Brandkatastrophe im November des vergangenen Jahres 2020 in der Luft hängt. Als Passant könnte man meinen, dass sich an der Ruine der ehemaligen Scheffelhalle nichts tut. „Der Eindruck trügt allerdings“, macht Peter Adrian Gäng, Vorsitzender des Fördervereins Freunde der Scheffelhalle, macht deutlich.

Denn im Hintergrund würden die Motoren für den Wiederaufbau laufen – und zwar auf Hochtouren. Ein Beispiel hierfür hat der Scheffelhallen-Freund gleich parat: Um das Ziel zu erreichen, setzt der Verein auch auf eigenes Wachstum. So konnte die Mitgliederzahl seit dem Brand um 118 Neumitglieder gesteigert werden. Aktuell hat der Förderverein 270 Mitglieder, über 5400 Unterstützer haben die Petition für den Wiederaufbau der Scheffelhalle unterzeichnet.
Peter Adrian Gäng ist mit dieser Entwicklung mehr als zufrieden. „Die Anteilnahme nach dem Brand ist weiterhin sehr groß. Die Singener stehen zu ihrer Scheffelhalle“, sagt er. Denn die Scheffelhalle wurde im Jahr 1925 als provisorischer Bau für ein großes Sängerfest gebaut. Ein solches Sängerfest soll 100 Jahre später – im Jahr 2025 – wieder in Singen stattfinden. Gäng ist zuversichtlich, dass eine neue Scheffelhalle als gute Stube von Singen dann wieder steht. „Es gab Zeiten, da war ich mir nicht mehr ganz so sicher, dass wir das schaffen. Heute habe ich keine Zweifel“, betont Gäng. Nach Rücksprache mit befreundeten Architekten rechne er damit, dass ein Wiederaufbau der Scheffelhalle mit Kosten von rund fünf Millionen Euro durchaus realistisch sein könnten.
Stadt prüft Neuwertgutachten
Ganz so optimistisch ist man im Singener Rathaus allerdings nicht. Noch nicht. Dies hängt mitunter auch damit zusammen, dass es noch keine belastbaren Aussagen der Versicherung gibt. Aber auch hier zeichnet sich Bewegung ab, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler bestätigte. „Letzte Woche wurde uns von der Versicherung das sogenannte Neuwertgutachten übergeben. Dieses Gutachten wird jetzt von unserer Seite geprüft, ob die gewählten Ansätze aus unserer Sicht belastbar sind“, sagte der Singener Rathauschef auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Da die Höhe der Versicherungssumme aufgrund der bislang nicht abgeschlossenen Prüfung durch die Stadt noch nicht exakt feststehe, könne er noch keine endgültige Summe nennen. „Sie bewegt sich aber im unteren einstelligen Millionenbereich“, so Häusler. Er betonte allerdings: Egal wie hoch die Versicherungssumme ausfalle, der Betrag werde nur dann ausgezahlt, wenn die Stadt Singen die Scheffelhalle nach Art und Zweckbestimmung wieder aufbaue. Peter Adrian Gäng soll das recht sein. Einen neuen Sportpalast wolle er mit einem Wiederaufbau nicht. Auch Helmut Thau vom Förderverein gibt zu Protokoll: „Wir wollen keine neue Sporthalle.“ Die Scheffelhalle hätte andere Aufgaben zu erfüllen.
Abbrucharbeiten sollen bald beginnen
Und auch in Sachen Abbrucharbeiten der Scheffelhallen-Brandruine scheint sich etwas zu tun. Laut Oberbürgermeister Häusler laufen aktuell die Vorbereitungen für den Abbruch der Brandruine. Auch der Zugang zum Aachbad solle zur Badesaison wieder möglich sein. „Ein Aufbau der Scheffelhalle zum Jubiläumsjahr 2025 ist durchaus denkbar“, so Häusler weiter.
Länger wird es auch noch dauern, bis dem geständigen mutmaßlichen Täter der Prozess gemacht werden kann. Wie Andreas Mathy, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz mitteilt, sitze der festgenommene Mann noch immer in Untersuchungshaft. Wann der Prozess gegen ihn stattfinden wird, stehe derzeit noch nicht fest, da der Abschluss der Ermittlungen noch auf sich warten lasse. „Wenn es zu einer Anklage kommt, dann wird diese vor dem Landgericht erfolgen“, sagt Mathy. Er begründet dies mit dem hohen Sachschaden, der bei dem Brand der Scheffelhalle entstanden ist.
Förderverein erhält großen Zuspruch
Der Förderverein ist im Übrigen nicht nur um 118 neue Mitglieder angewachsen. Auch finanziell hat sich der Zuwachs gelohnt. Denn die Thüga Energie gab dem Verein für jedes neu gewonnene Fördermitglied 20 Euro dazu. Oder anders formuliert: Der Förderverein kann sich über eine Spende von 2360 Euro freuen. „Die Singener Fasnet geht nicht ohne ehrenamtliche Helfer in den Vereinen. Und diese brauchen Unterstützung, denn sie sind eine wichtige Säule für eine funktionierende Gesellschaft. Wir wünschen uns, dass die Vereine möglichst schnell wieder eine Heimat finden“, sagte Regiocenter-Leiter Karl Mohr, der den Scheck überreichte.