Kaum auf dem Sportplatz angekommen, schon schütteln die jungen Fußballer dem unbekannten SÜDKURIER-Mitarbeiter fleißig die Hände. Stefan Hangarter, Sportvorstand des Jugendfördervereins (JFV) in Singen, zeigt sich darüber sichtlich erfreut. „Für uns gehört das dazu, es ist ein Zeichen des Anstands und des Respekts den wir hier von den Spielern einfordern“, erklärt Hangarter. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER wird deutlich, dass sich ein Jugendverein nicht nur mit sportlichen, sondern auch mit zwischenmenschlichen Aspekten der Jugendlichen auseinandersetzen muss.

Für die kommende Saison vermeldet der Jugendförderverein knapp 400 Spieler, 40 Trainer und 20 Mannschaften. „Das fühlt sich schon teilweise an, als würde man ein Unternehmen verwalten“, gibt Stefan Hangarter zu. Kein Wunder: Der JFV besteht aus Spielern von neun Stammvereinen aus dem Singener Einzugsgebiet. Gemeinsam wollen sie die Jugendlichen, entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten, eine gute fußballerische und persönlichkeitsbildende Ausbildung ermöglichen, so lautet das Leitbild des Vereins.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Miteinander steht im Fokus

Bei so vielen Spielern aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen stehe auch der integrative Gedanke im Vordergrund, verdeutlicht Hangarter. Respekt, Disziplin, Toleranz und ein anständiges Miteinander, auf und neben dem Platz, sind für Hangarter und Robert Zubcic, dem stellvertretenden Jugendvorstand, von großer Bedeutung. „Knapp 80 Prozent der Spieler haben einen Migrationshintergrund, das ist pure Integration“, betont Zubcic. Bei den teils langen Auswärtsfahrten, würden sich die Spieler über deren Kulturen, Bräuche und Religionen unterhalten, das steigere natürlich auch die Akzeptanz untereinander, so Zubcic weiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn das Miteinander stimmt, dann stimme auch der sportliche Erfolg, bekräftigen Hangarter und Zubcic. Ein Erfolg, der sich sehen lässt: Die jeweils ersten Mannschaften der A-, B- und D-Jugend gehören zu den Top-Drei Teams ihrer Liga. Alle drei verfolgen das gleiche Ziel: den Aufstieg.

Auswärtsspiele ohne Eltern

Und je höher die Liga, desto länger die Fahrt. Egal ob Lörrach, Freiburg oder Offenburg: die Auswärtsspiele gehören zum Liga-Alltag. Das Transportmittel stellt hierbei das Problem für den JFV dar. Immer weniger Eltern seien bereit, ihre Kinder bei Auswärtsspielen zu begleiten, stellt Zubcic fest. Dies sei ein genereller Trend und stelle die Trainer vor große Herausforderungen. Teilweise müssen Spieler aufgrund von Kapazitätsmangel in den Autos und Bussen zuhause bleiben, so Zubcic weiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Selbes Problem, andere Vereine

Das bestätigt auch Lars Kohler, Sportvorstand des Hegauer FV auf SÜDKURIER-Nachfrage. Es sei zwar kein akutes Problem vorhanden, allerdings sei der Trend abhängig vom Jahrgang auch beim Hegauer FV festzustellen, so Kohler. Auch Benny Aguilar, Sportlicher Jugendleiter des 1. FC Rielasingen-Arlen, schildert auf SÜDKURIER-Nachfrage ein ähnliches Problem. Die längeren Auswärtsfahrten seien für die höherklassigen Mannschaften in Rielasingen meist auch nur mit gemieteten Bussen zu bewerkstelligen. Zudem stelle das auf Dauer auch einen finanziellen Kraftakt dar, so Aguilar.

Die Jugendspieler des JFV können sich über ihren neuen Mannschaftsbus freuen (von links): Yahia Hamoudi, Moritz Ley, Dion Telaku, Jonah ...
Die Jugendspieler des JFV können sich über ihren neuen Mannschaftsbus freuen (von links): Yahia Hamoudi, Moritz Ley, Dion Telaku, Jonah Heim, Ben Hangarter und Jaskirat Singh. Nun gibt es etwas mehr Platz für die langen Auswärtsfahrten. | Bild: Julia Chislov - Foto Peppers

Der Jugendförderverein besitzt aktuell zwei 9er-Mannschaftsbusse. Diese reichen allerdings für alle Mannschaften nicht aus. Doch die Hilfe kam wie bestellt. „Durch eine Spende der Hilzinger Firma „Iozzo“, konnten wir einen weiteren Bus kaufen. Da haben wir großes Glück gehabt“, sagt Hangarter.

Alle Probleme werden durch den neuen Jugendbus des JFV zwar nicht gelöst, allerdings entlaste die Neuanschaffung ungemein. Durch den stetigen Zuwachs an Spielern, stoße man künftig eher vor Kapazitätsprobleme auf den Plätzen, sagt Stefan Hangarter. An einen Aufnahmestopp denken Zubcic und Hangarter deswegen aber nicht. Sie wollen keinem Jugendlichen das Fußballspielen verwehren, so die beiden Vorsitzenden.