Die Macht der Gewohnheit ist nicht zu unterschätzen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, Milch im Getränkekarton zu kaufen, braucht der Griff zur Pfandflasche eine extra Überlegung. Wer immer ein Stück Fleisch zu Mittag isst, für den ist der Umstieg aufs Vegetarische eine Hürde. Und ist man für den Weg zur Arbeit gewöhnt, ins Auto zu steigen, dann muss man seinen Alltag schon absichtlich umorganisieren, um das Fahrrad zu nehmen. Eine Umgewöhnung steht nun auch in der Freiheit- und der Ekkehardstraße an.

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Mit Fahrrädern hat diese zunächst einmal nicht viel zutun. Auch wenn das Fahrrad, so das erklärte Ziel der Singener Stadtverwaltung, als Verkehrsmittel attraktiver werden soll. Schließlich will die Stadt bis 2035 klimaneutral sein. Auch das erfordert die Abkehr von manch einer Gewohnheit. Denn seien wir mal ehrlich: Jahrzehntelang wurden Städte in Deutschland rund um das Verkehrsmittel Auto geplant – was auch in Singen deutlich sichtbar ist. Singen ist die Autostadt im Landkreis. Und nun Radverkehr?

Für Radfahrer könnte es angenehmer werden – aufgrund von Lärmschutz

Vom Land Baden-Württemberg wurde die Stadt für ihre Bemühungen mit dem Bronzestatus als fahrradfreundliche Kommune ausgezeichnet, im Fahrradklimatest des ADFC landet Singen unter den Städten der Region immerhin auf dem vierten Platz. Doch Hilfe könnte für alle Unterstützer des Radverkehrs nun von unerwarteter Seite kommen. Nämlich vom Lärmaktionsplan.

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Einen solchen Plan müssen Städte in Baden-Württemberg aufgrund von europäischen Regelungen aufstellen. Und für Singen kam dabei heraus: Die Lärmpegel sind an vielen Straßen zu hoch. Im städtischen Lärmaktionsplan 2022 sind daher einige Straßen vorgesehen, in denen statt 50 nur noch 30 Kilometer in der Stunde gefahren werden darf. In der Nordstadt und den Ortsteilen stehen die Schilder schon – und unlängst hat die Stadtverwaltung auch angekündigt, diese neuen Limits auch zu kontrollieren.

Zwei Hauptverkehrsstraßen auch betroffen

Wer nun gerne mit 50 Sachen von Westen nach Osten oder umgekehrt über die Hauptstraßen der Innenstadt brettert, der muss sich nun auch umgewöhnen. Denn auch auf Freiheit- und Ekkehardstraße gilt nun Tempo 30, wie die Stadtverwaltung mitteilt – und zwar ganztägig, nicht mehr nur nachts. Die Blitzer, die dort installiert sind, geben also nun auch tagsüber ihren ungeliebten Lichtimpuls ab, wenn ein Autofahrer, wie seit Jahren gewöhnt, mit 50 über diese Straßen fährt. Mit der Nebenfolge, dass der Weg über die stark befahrenen Straßen auch für Radfahrer angenehmer werden dürfte.