Singen Mit Liedern aus fast fünf Jahrzehnten Narrenspiegel hat der Zunftmeister der Poppele-Zunft, Stephan Glunk, zahlreiche Ereignisse der Singener Stadtgeschichte in Erinnerung gerufen. In der Begrüßung entschuldigte die Leiterin der Färbe, Cornelia Hentschel, humorvoll ihren Fauxpas, Glunk der Zeit voraus als ehemaligen Zunftchef angekündigt zu haben, obwohl seine Amtszeit noch bis Sommer währt.
Der ehemalige Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule erinnerte in seinen Liedern an die führenden Köpfe der Verwaltung, die die Entwicklung der Stadt prägten, und an engagierte Bürger wie die frühere Stadträtin Emmi Kraus oder Ehrenbürger Willi Waibel. Nicht nur deren menschliche Schwächen nahm Glunk mit respektvoller Ironie aufs Korn, auch mancher Anwesender wurde an einen Streich erinnert, den ihm der Poppele gespielt haben muss.
Mancher Zuhörer malte sich sicher aus, wie die Stadt aussehen würde, wenn die manchmal übers Ziel hinausschießenden Pläne der Verwaltung verwirklicht worden wären. So hatte man Anfang der 1980er-Jahre den vierspurigen Ausbau der Ekkehardstraße über den Hohgarten hinweg, die Aach überquerend, im Sinn. Auch von Singen als einer Kulturhauptstadt träumte man, als es der IG Metall gelungen war, die Ruhrfestspiele mit ihrem Stück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ von Bertolt Brecht nach Singen zu holen. Die Bodenständigkeit der Bürger und sicher auch der eine oder andere Spottgesang des Zunftmeisters beim Narrenspiegel verhinderten, dass diese Pläne umgesetzt wurden.
Das Publikum amüsierte sich prächtig und so mancher umgeschriebener Gassenhauer wurde mitgesungen. „Ich bewundere seinen Humor, seine Kreativität und seine Fähigkeit, die Unvollkommenheit von Menschen mit feiner Ironie, aber nie verletzend, auf den Punkt zu bringen“, so Simone Hornstein aus Aach. Das Publikum verabschiedete Glunk mit lang anhaltendem Applaus. Der Förderverein der Färbe freute sich, da Glunk statt eines Eintritts um Spenden für den Verein gebeten hatte.