Die meisten Dinge im Leben sind nicht schwarz oder weiß, oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Doch bei der Deutschen Bahn scheint das anders zu sein. Denn die pendelt – aus Erfahrung der Redakteurin, die sich neulich wieder bestätigt hat – zuverlässig zwischen den Extremen. Entweder es läuft alles rund oder es ist eine Katastrophe.

Es kann so schön sein

Denn manchmal ist die Fahrt mit der Deutschen Bahn sehr angenehm. Es funktioniert die Klimaanlage, man kann es sich auf einem Sitzplatz gemütlich machen, es ist ruhig und alle Anschluss-Züge werden ohne Probleme erreicht. Dann lehnt man sich zurück, schließt kurz die Augen und es schleicht sich der Gedanke ein: Ich sollte öfter mit der Bahn fahren. Kein Stau, Zeit zur Entspannung oder zum Arbeiten und nachhaltiger ist es obendrein.

Doch der Gedanke hält meistens nicht lange an. Denn schneller, als einem lieb ist – oft schon bei der nächsten Bahnfahrt – wird man eines Besseren belehrt. In unserer Region funktionieren die Zugverbindung durch die Nähe zur Schweizer Grenze meistens noch ganz gut. So stellten die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) 2024 einen neuen Rekord in Sachen Pünktlichkeit auf: 93,2 Prozent der Züge sind im Nachbarland rechtzeitig angekommen, im Fernverkehr 91,2 Prozent.

Doch wehe, man betritt einen deutschen Zug, etwa die Schwarzwaldbahn. Sie verbindet Konstanz mit Karlsruhe und steht regelmäßig in der Kritik, etwa wegen überfüllten Wagons und verschmutzen Toiletten.

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Alles oder nichts beim Heimweg an den Bodensee

Die Pünktlichkeit im Regionalverkehr der Deutsche Bahn war 2024 mit 90,3 Prozent ähnlich hoch wie in der Schweiz. Doch im Fernverkehr lag sie nur bei 62,5 Prozent. Vor allem bei längeren Reisen gilt oft: Wenn erst einmal etwas schiefläuft, dann so richtig. Eine Verspätung? Bedeutet oft, dass der Anschluss nicht erreicht wird. Der nächste Anschluss? Auch weg. Die Sitzplatzreservierung? Durch den neuen Zug ungültig. Und dann muss der Ersatzzug wegen eines technischen Defekts auch noch komplett geräumt werden. So geschehen an einem Wochenende auf dem Weg von Leipzig zurück an den Bodensee.

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Also rein in die nächste, eigentlich bereits ausgebuchte Bahn. Dort steht man mit anderen Fahrgästen gedrängt im Gang, ohne Klimaanlage und mit stickiger Luft. Das Handy kann dank des mangelnden Sitzplatzes auch nicht geladen werden und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Schließlich muss trotz sinkenden Akkustandes regelmäßig in der DB-App nachgeschaut werden, wie und ob man an dem Tag überhaupt noch nach Hause kommt. Nach neun statt sieben Stunden ist der heimische Bahnsteig dann doch erreicht.

Während der Frust steigt, schleicht sich wieder ein Gedanke ein: „Beim nächsten Mal verzichte ich doch wieder, wenn irgendwie möglich, auf die Bahn.“ Dabei könnte es so schön sein.