Das Neubaugebiet Bettenäcker im Singener Stadtteil Schlatt unter Krähen sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Die Bürgerinitiative sieht die Bebauung weiterhin als kritisch. Nach einer zweiten öffentlichen Bürgerinformation vor Ort hat der Bauausschuss nun über den Satzungsbeschluss beraten. Die Stadtverwaltung hat sich dabei die Kritik der Bürgerinitiative zu Herzen genommen und abgearbeitet.
Die Kritikpunkte bezogen sich hauptsächlich auf die Themen Wasser, Boden und Umwelt. Stadtplanerin Sandra Fleschhut ist im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt auf diese Punkte nochmals eingegangen.
Das Gebiet Bettenäcker befindet sich in Dorfrandlage und soll das Wohngebiet dort erweitern. Laut der Hochwassergefahrenkarte gibt es im Erschließungsbereich ein erhöhtes Risiko für Hochwasser. Hier sollen laut Fleschhut Maßnahmen getroffen werden. „Die Straße wird etwas höher angehoben, sodass problemlos reingefahren werden kann.“ Im nördlichen Bereich sei das Risiko für Überflutungen sogar noch höher. Hier befinden sich nicht nur das Niedermoor, sondern auch die tiefsten Punkte im Gelände, wo das Wasser bei Regen dann auch hinfließe. „Hier werden wir nicht bauen“, betonte Fleschhut.
Arsen im Boden ist in geringen Mengen vorhanden
Geplant seien große Baumquartiere an der Straße, außerdem soll der Streuobstbestand geschützt und damit erhalten werden. Stadtplaner Adam Rosol erklärte zum Thema Bodenschutz, dass man dem Boden an vier Stellen Proben entnommen habe und die darin gefundenen Arsenmengen unbedenklich seien. Arsen ist ein giftiges Halbmetall, das in Böden, Wasser und Luft vorkommen kann. „Die Ergebnisse haben teilweise eine Menge von 45 Milligramm bei einer Tiefe von 60 Zentimetern ergeben“, so Rosol. Die Grenze liege für Wohnbaugebiete bei 50 Milligramm pro Kilogramm Erde. Andere Proben lagen deutlich unter diesem Grenzwert.
Anders sehe es für Kinderspielplätze aus. Da liege der Grenzwert bei 25 Milligramm pro Kilogramm. „Hier gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Erde rausgenommen und weggefahren oder es wird genügend Erde aufgeschüttet“, erklärte er. Dass die Werte so unterschiedlich seien, lasse darauf schließen, dass es sich um natürliches Arsen handle.

Forschungen hätten ergeben, dass in Moorböden immer höhere Werte von Arsen gefunden wurden. „Auch der Amtsleiter für Bodenschutz beim Landratsamt hat bestätigt, dass diese Werte verhältnismäßig gering sind“, ergänzte Fleschhut.
Zum Thema Wasser erklärte Fleschhut, dass die Flüssigkeit sich nicht statisch sammle, sondern den Hang hinabfließe. Im Neubaugebiet sei daher kein Kellerbau vorgesehen. „Wenn der Keller nicht abgedichtet ist, kann es sein, dass es in so einer Lage Probleme mit Wasser im Keller gibt“, so die Stadtplanerin.
Dass sich das Wasser rückstauen könnte, war ein Kritikpunkt der Bürgerinitiative, der nochmals überprüft wurde. Ein Rückstau sei in diesem Bereich jedoch nicht zu befürchten, erklärte Fleschhut abschließend.
Der Bebauungsplan in seiner aktuellen Fassung sei laut Stadtplanerin seit der Aufstellung im Großen und Ganzen gleich geblieben. Sämtliche Kritikpunkte und Hinweise seien von Anfang an ernst genommen und Experten hinzugezogen worden. Insgesamt sind 46 Wohnbaugrundstücke, zwischen 400 und 500 Quadratmetern groß, vorgesehen.
In dem Bereich, der am stärksten versiegelt sein wird, sei eine kleine Parkfläche mit Bäumen geplant. Auch ein Spielplatz ist im neuen Baugebiet vorgesehen, so Fleschhut.
Gemeinderäte loben Infoveranstaltung
Vonseiten der Stadträte gab es viel Lob an die Stadtverwaltung, wie mit der Kritik und der Informationsveranstaltung umgegangen wurde. Es sei ein vorbildliches und wertschätzendes Prozedere gewesen, so Walafried Schrott (SPD). „Deswegen ist es für uns nicht verständlich, wenn Menschen schreiben, es gab keinen Dialog, sondern nur öffentliche Einschüchterung. Diese Wahrnehmung kann unsere Fraktion nicht teilen“, so der Stadtrat.
Dem stimmten auch Markus Weber (Neue Linie) und Wolfgang Werkmeister (CDU) zu. Die Veranstaltung sei gut vorbereitet gewesen. Eberhard Röhm (Grüne) merkte an, dass es Irritationen über die Aussagen der Bürgerinitiative gab, sie hätten mit anderen Gutachtern gesprochen, die die Pläne als schlecht abgestempelt hätten. „Was sollen wir mit solchen Aussagen anfangen? Da braucht es schriftliche Unterlagen, damit man das nachvollziehen kann.“ Die Infoveranstaltung habe die Fraktion überzeugt, dass das Risiko, das man dort habe, vertretbar sei, so Röhm.
Auch der Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher Markus Moosbrugger steht hinter dem Vorhaben. „Es ist gut, dort zu bauen.“ Er und der Ortschaftsrat hätten die Veranstaltung ebenfalls als informativ und gut vorbereitet empfunden. Moosbrugger habe danach positive Rückmeldungen von den Bürgern bekommen. „Sie waren geplättet von der guten, sachlichen Information“, so der Ortsvorsteher.
Wie geht es weiter?
Nun hoffen die Verantwortlichen, der Kritik genüge getan zu haben. Zum Herbst soll nun der Flächennutzungsplan fertig werden. Die Erschließungsarbeiten sind ab 2028 möglich, sodass die Grundstücke ab 2029 bebaut werden können, stellte Fleschhut den weiteren Plan grob vor. Die Empfehlung für den Gemeinderat am Dienstag, 29. Juli, wurde einstimmig beschlossen. Dort wird dann final über den Bebauungsplan abgestimmt.