Die Stadtwerke Singen scheinen die Corona-Hürde überwunden zu haben. Dies wird auch mit Blick auf den Wirtschaftsplan 2022, der in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates beschlossen wurde, deutlich: Laut Stadtwerke-Geschäftsführer Axel Blüthgen geht der städtische Eigenbetrieb davon aus, dass man das Jahr 2022 mit einem Plus von 370.000 Euro abschließen werde. Oberbürgermeister Bernd Häusler nennt den Finanzplan einen „guten Wirtschaftsplan in sehr schwierigen Zeiten“. Die größte Investitionssumme stelle dabei laut Häusler die Beteiligung der Stadtwerke an der neuen Netzgesellschaft mit der Thüga dar.
So sehen die Zahlen aus
Erträge und Aufwendungen sollen sich laut Blüthgen die Waage halten. Beide Posten werden im Wirtschaftsplan 2022 mit rund 23 Millionen Euro kalkuliert. „Wir haben in vielen Bereichen positive Entwicklungen“, sagt der Stadtwerke-Chef. Etwa bei der Wasserversorgung: Aktuell gehen die Stadtwerke davon aus, diesen Bereich im Jahr 2022 mit einem Plus von rund 1,4 Millionen Euro abzuschließen.
Aber es gibt auch Sorgenkinder im Wirtschaftsplan 2022. Wie in den Jahren zuvor, sticht der Stadtbus hervor. Hier droht erneut ein Minus von rund 1,8 Millionen Euro. Erholt hat sich der Bereich Parkhäuser und Tiefgaragen. Dort wird mit einem Plus von 125.000 Euro kalkuliert. Dies hänge laut Blüthgen auch mit der Anhebung der Parkgebühren auf den oberirdischen Parkplätzen zusammen. Bei der Energiebeteiligung planen die Stadtwerke mit einem Plus von 660.000 Euro.
Hier soll investiert werden
14,2 Millionen Euro werden die Stadtwerke Singen laut Wirtschaftsplan im Jahr 2022 investieren. Das ist so viel wie schon lange nicht mehr. „Wir befinden uns in einem normalen Jahr zwischen acht und neun Millionen Euro“, schildert Blüthgen. Alleine für die Übernahme der Strom- und Gasleitungen durch die Stadtwerke werden 8,9 Millionen Euro kalkuliert. Diese sollen laut Blüthgen über Kredite finanziert werden. Weitere Investitionen sind zudem die Kanalsanierung im Masurengebiet (eine Millionen Euro) sowie am Obi-Kreisel (700.000 Euro), die Restfinanzierung für das neue Parkhaus „Am Gleis“ mit einer halben Millionen Euro und die Anschaffung eines neuen Abfallsammelfahrzeugs für 260.000 Euro.
Der Stadtbus bleibt ein Minus-Geschäft
Er bleibt erneut das Sorgenkind der Stadtwerke. Der Verlust beim Stadtbus wird aller Voraussicht nach auch 2022 hoch ausfallen – noch einmal ein bisschen höher als im Vorjahr 2021. Axel Blüthgen rechnet in 2022 mit einem Minus von rund 1,8 Millionen Euro. 2021 lag die Unterdeckung bei 1,7 Millionen Euro. Aber es gibt auch in dem tief in den roten Zahlen steckenden Bereich des Stadtbusses gute Nachrichten: Laut Blüthgen werde auf der Einnahmenseite davon ausgegangen, dass die Fahrgastzahlen – und damit die Umsatzerlöse – wieder in etwa das Niveau vor der Corona-Pandemie erreichen werden.
Trotzdem werde das Defizit des Stadtbusverkehres weiter steigen. Gründe dafür seien unter anderem die schrittweise Inbetriebnahme des digitalen Fahrgast-Informationssystems, aber auch allgemeine Kostensteigerungen. Blüthgen betont aber: „Der Stadtbus in Singen ist gut aufgestellt und das wollen wir mit einer neuen Werbeoffensive auch nach außen hin zeigen.“

Das größte Bauvorhaben der Stadtwerke, das neue Parkhaus in der Bahnhofstraße, soll Mitte 2022 in Betrieb genommen werden. „Da liegen wir voll im Zeitplan“, sagt Axel Blüthgen. Da dieses sowohl Kurz- als auch Dauerparkern zur Verfügung stehen werde, trage dies ebenfalls zu höheren Umsätzen bei. Große Hoffnung auf ein stückweit Normalität setzen die Stadtwerke bei den Zahlen in den Tiefgaragen Heinrich-Weber- und Herz-Jesu-Platz. Hier solle das Niveau vor der Pandemie erreicht werden. „Die Nutzerzahlen der Tiefgarage Stadthalle sind stark von den dort stattfindenden Veranstaltungen abhängig“, so Blüthgen. Zu einem besseren Ergebnis solle auch die im Jahr 2021 vom Singener Gemeinderat beschlossene und umgesetzte Erhöhung der oberirdischen Parkgebühren führen.
Das sagen die Stadträte
Für Eberhard Röhm (Grüne) war das Zahlenwerk ein positives Signal. „Wir müssen schauen, dass wir wieder zurück zur Normalität kommen“, betont er. Als ärgerlich bezeichnet er, dass die Echtzeitermittlung beim Stadtbus noch nicht wie angekündigt laufe. „Das ist ein stückweit auch Qualität“, so Röhm. Zudem vermisse er im Plan der Stadtwerke für 2022 das Thema Car-Sharing. „Ein Budget für das Car-Sharing wäre gut, damit wir hier in diesem Jahr einsteigen können“, so der Grünen-Stadtrat.
Auch Markus Weber (Neue Linie) zeigt sich zufrieden: „Es ist schön, dass sich das Jahresergebnis 2022 positiv entwickelt wird.“ Auf seine Frage, wie sehr die E-Tankstellen in den Tiefgaragen am Herz-Jesu-Platz und unter der Stadthalle angenommen werde, antwortete Blüthgen, dass man gerade dabei sei, die Nachfrage dort zu ermitteln. „Die Ladesäule in der Ekkehardstraße wird am besten angenommen in Singen“, sagt er. Hier sei man derzeit dabei zu überlegen, ob weitere angeboten werden sollen.
Benedikt Oexle (SPD) sieht dies kritisch. „Die Stadt sollte nicht in neue Ladesäulen investieren, bevor wir wissen, wohin die Reise damit geht“, sagt er. Er wolle erst verlässliche Zahlen bezüglich der Auslastung. Silke Stockebrand (SöS) fordert indes: „Die Mehreinnahmen durch die Parkgebührenerhöhung muss durch neue Rad- und Fußwege zurück zu den Menschen kommen.“ Neben den Ausschussmitgliedern hat auch der Gemeinderat dem Wirtschaftsplan der Stadtwerke Singen für das Jahr 2022 ohne Gegenstimme zugestimmt.