Autofahrer halten sich brav an das vorgeschriebene Tempolimit, aber sie werden trotzdem geblitzt: In Frankreich wird seit Kurzem eine neue Radarfalle gegen Krach und Motorenlärm im dortigen Straßenverkehr eingesetzt. Die Maschine ist auf den Namen Méduse getauft, was auf Deutsch so viel wie Qualle heißt, und blitzt Motorrad- und Autofahrer, auch wenn diese sich ganz korrekt ans Tempolimit halten. Denn die Radarfalle ist auf lärmende Motoren ausgerichtet.
Auch in Singen ist man auf den neuen Lärmradar aufmerksam geworden. Dies hängt auch mit der Tuner- und Autoposerszene zusammen, die immer wieder in Singen aktiv ist. Auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt Oberbürgermeister Bernd Häusler, dass eine Installation auch in der Hohentwiel-Stadt grundsätzlich denkbar sei. „Der in Frankreich umgesetzte Lärmradar könnte, wenn er denn funktioniert, ein wirksames Mittel sein“, sagt er.
Noch kein Bußgeldkatalog
Aber Häusler macht auch deutlich: Derzeit gebe es für den Straßenverkehrslärm in Deutschland überhaupt noch keinen Bußgeldkatalog. Den brauche es laut Häusler allerdings auch gar nicht. Denn: „Eine unnötige Lärmbelästigung, die bei der Benutzung des Fahrzeugs über das bei sachgerechter Nutzung notwendige Maß hinaus entsteht, muss in Deutschland übrigens nicht durch eine lärmtechnische Messung ermittelt werden, sondern es können Zeugenaussagen genügen“, sagt er.
Im Gespräch macht der Singener Rathauschef aber auch deutlich: Neu ist die Idee aus Frankreich nicht. „Ein erster Schritt zur massiven Lärmreduktion wäre das Verbot von Klappenauspuffanlagen, das ich schon seit 2017 fordere“, betont er.

Dass es in der jüngsten Vergangenheit nicht mehr zu geballten Treffen der Tuner- und Poserszene in Singen gekommen sei, hängt für OB Häusler mit den von der Stadtverwaltung ergriffenen Maßnahmen zusammen: „Diese haben zu einer deutlichen Reduzierung von Ansammlungen der Tuner-Szene bei uns im Stadtgebiet geführt.“
Ein Baustein hiervon sei vor allem die im Juni eingeführte Allgemeinverfügung gegen Tuner. Diese bestehe laut Häusler noch bis zum 31. Oktober. Eine Verlängerung sei aktuell nicht geplant. „Aber natürlich beobachtet die Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei die Entwicklungen. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben aber gezeigt, dass Tuningtreffs in den Wintermonaten nicht stattgefunden haben“, sagt Häusler.
Tuner-Szene verlagert sich
Bisher hatten sich die Tuner und Autoposer mit ihren Treffen auf die Parkplätze am Obi-Kreisel in der Südstadt konzentriert. Durch die Verbote und Kontrollen haben sich die Treffen immer mehr in andere Regionen, wie nach Villingen-Schwenningen und in den Bodensee-Kreis, verlagert. Zuletzt trafen sich dutzende Autofans auch an der Autobahn-Rastanlage Hegau Ost und auf dem Parkplatz vor dem Stockacher Freibad.