Im Herbst 2025 ist die nächste Bundestagswahl geplant, wie ist ein Jahr davor die Stimmung im Land? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Standortmarketingverein Singen aktiv in der jüngsten Ausgabe der Veranstaltungsreihe Unternehmerforum. Zu Gast war Michael Sommer, Projektleiter am Institut für Demoskopie (IfD) in Allensbach. Etwa 70 Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft hörten seinem Vortrag zu.

Sommer hatte tief ins Zahlenmaterial gegriffen, das das IfD in repräsentativen Erhebungen erstellt. Die Demoskopen konnten darin so manchen Punkt mit Zahlen belegen, der für die meisten Menschen im Alltag wohl eher ein Gefühl bleibt. Zum Beispiel: Nach der Corona-Krise und angesichts des Krieges in der Ukraine sei die Stimmung zwar schlecht.

Trotzdem würden sich die Menschen historisch wenige Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz machen, sagte Sommer gleich zu Beginn seines Vortrags. Oder: Deutlich mehr Menschen in Deutschland sehen sich als Wohlstandsgewinner denn als -verlierer. „Die Bilanz der Bevölkerung ist positiver als die Stimmung“, formulierte Sommer.

Sorgen, aber auch Optimismus

Trotzdem seien nur noch 42 Prozent der Deutschen für die Zukunft positiv gestimmt, im Jahr 2022 hätten die Sorgen um den Standort Deutschland schlagartig zugenommen und auch das persönliche Bedrohungsgefühl sei auf einen Wert von 47 Prozent im Januar 2023 gewachsen (Januar 2022, vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs: 21 Prozent). Gleichzeitig nimmt laut den IfD-Daten die Zahl der Menschen zu, die bei Zuwanderung eher Nach- als Vorteile sehen. Doch 50 Prozent der Menschen würden auch sagen, dass Zuwanderung Vorteile mit sich bringe, wenn sie richtig gesteuert werde.

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Das passt ins Bild der Mehrheitsmeinung der 30- bis 59-Jährigen (62 Prozent), dass das Land eine gute Zukunft haben könne, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Gleichzeitig haben die Demoskopen große Unzufriedenheit mit der Ampelregierung in Berlin gemessen: Wirtschaft und Wissenschaft werde von der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen am ehesten die Lösung von Problemen zugetraut, der Politik am wenigsten.

Das verleitete Birgit Kloos, niedergelassene Ärztin und SÖS-Gemeinderätin in Singen, zu der Frage, warum im politischen Berlin auf solche Zahlen augenscheinlich nicht reagiert werde: „Wollen die nicht mehr gewählt werden?“ Laut Sommer höre man häufig, dass man in der Politik nicht nur auf Zahlen starren könne – obwohl das aber natürlich häufig getan werde.

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Und wie ist die Stimmung bei den Betrieben vor Ort? Der Singen-aktiv-Vorsitzende Wilfried Trah sagte dazu am Rande der Veranstaltung, diese sei sehr unterschiedlich. Manche würden Konjunkturprobleme gar nicht spüren, zum Beispiel wenn sie Spezialprodukte haben, die immer gefragt sind. Andere Betriebe würden die Lage eher als angespannt beurteilen.