Overhead-Projektoren haben ausgedient, grüne Tafeln bald ebenso: Es ist eine Zeitenwende in der Schulpädagogik, die aktuell an Singens Schulen stattfindet. Denn was schon seit Jahrzehnten im Einsatz ist, wird nun für eine moderne, digitale Unterrichtsform umgestellt. 47 große Bildschirme wurden in den vergangenen Wochen etwa am Friedrich-Wöhler-Gymnasium montiert, wie Schulleiterin Sabine Beck berichtet. Es sind smarte Tafeln, mit denen die Lehrer multi-medial arbeiten können.

Die Zeppelin-Realschule hat die Umstellung der Klassenzimmer noch vor sich, wie Schulleiter Johannes Briechle berichtet. „Wir sind schon auch noch analog unterwegs, zum Beispiel mit Schulheften. Aber wir dürfen uns der Zukunft auch nicht verwehren“, sagt er. Schüler, Lehrer und die Eltern würden sich nun an neue Medien und Möglichkeiten gewöhnen.

Smartboards wurden am FriWö schon ausprobiert

„Der digitale Unterricht kann losgehen“, sagt Sabine Beck auf dem Weg zum Klassenzimmer der 10a. Dort unterrichtet Florian Gauland gerade Mathe und steht dafür vor einem großen Bildschirm. Die Kurven darauf hat er vorbereitet. Farben zeigen, auf was die Schüler achten sollen. Solche Bildschirme, Smartboards genannt, sind am Friedrich-Wöhler-Gymnasium nicht ganz neu, denn es gab bereits Versuchsräume. Im Zuge des Medienentwicklungsplans habe man sich überlegt, welche Medien die Schule künftig nutzen soll, erklärt Schulleiterin Sabine Beck. „Wir wissen seit vielen Jahren, was wir wollen.“

So sehen die neuen Smartboards aus. Hegau-Gymnasium und Zeppelin-Realschule setzen lieber auf Whiteboards, die auch ganz ohne Technik ...
So sehen die neuen Smartboards aus. Hegau-Gymnasium und Zeppelin-Realschule setzen lieber auf Whiteboards, die auch ganz ohne Technik funktionieren sollen. | Bild: Arndt, Isabelle

Nun würden nur noch einige mobile Laptops oder Tablets fehlen, damit auch die Computerräume ausgedient haben.

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Welche Schulen als nächste dran sind

Das Friedrich-Wöhler-Gymnasium sei die erste Schule mit der neuen Ausstattung in Singen, sagt Leiterin Sabine Beck, direkt gefolgt vom Hegau-Gymnasium. Wie Bernd Walz als Fachbereichsleiter für Bildung und Sport der Stadtverwaltung auf Anfrage erklärt, sollen in den nächsten Monaten auch die anderen weiterführenden Schulen in der Kernstadt ausgestattet werden. Er listet auf: Johann-Peter-Hebel-Schule, Beethovenschule, Wessenbergschule, Zeppelin-Realschule und Ekkehard-Realschule.

„Medieninhalte sollen im Unterricht nicht nur konsumiert, sondern auch aktiv gestaltet und produziert werden.“Bernd Walz, ...
„Medieninhalte sollen im Unterricht nicht nur konsumiert, sondern auch aktiv gestaltet und produziert werden.“Bernd Walz, Fachbereich Bildung und Sport | Bild: Tesche, Sabine

Der Fachbereichsleiter erklärt auch, dass die Stadt sich über die moderne und zeitgemäße Ausstattung der Schulen freue – und was modern und zeitgemäß genau bedeutet. „Medieninhalte sollen im Unterricht nicht nur konsumiert, sondern auch aktiv gestaltet und produziert werden. Digitale Geräte werden somit zu Werkzeugen, um kreative Lernprodukte zu erstellen und sich somit aktiv und intensiv mit den Unterrichtsinhalten auseinanderzusetzen“, so Bernd Walz.

Lehrer müssen erstmal geschult werden

Wie die Lehrer dann konkret mit den Medien arbeiten, wird sich zeigen. Johannes Briechle leitet die Zeppelin-Realschule und kündigt Schulungen an. „Wir nehmen unsere Lehrer auch an die Hand. Ohne Schulung geht es nicht“, sagt er. Denn es sei ein Prozess und eine große Neuerung, digitaler zu arbeiten. Sie hätten sich wie auch das Hegau-Gymnasium für Whiteboards in Kombination mit Kurzdistanzbeamern entschieden. Das habe den Vorteil, dass man die Boards wie altbekannte Tafeln nutzen könne, falls die Technik doch mal streiken sollte. „Wir rechnen damit, dass wir zum neuen Schuljahr im September starten können“, sagt Briechle über die Umstellung.

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Schon jetzt habe jedes Zimmer eine Lan-Internetverbindung. In Zeiten der Pandemie habe die Zeppelin-Realschule auch 120 Schülerlaptops beschafft, dazu sollen bald Tablets kommen. Sie würden sich da relativ breit aufstellen, damit Schüler mit verschiedenen Medien arbeiten können. Die Corona-Pandemie habe da einen großen Schub gegeben. „Für die Schüler ist es oft schon normal, digital zu arbeiten“, beobachtet der Schulleiter. Und auch Eltern seien nicht zuletzt nach dem Unterricht zuhause, dem sogenannten Homeschooling, sensibilisiert. Bis zum neuen Schuljahr soll es in der Zeppelin-Realschule auch kabelloses Internet im ganzen Gebäude geben.

Gelder aus Digitalpakt Schule fördern Digitalisierung

Auch das gehört zu einer zeitgemäßen digitalen Ausstattung, wie Fachbereichsleiter Bernd Walz erklärt: „Unser Ziel ist es mittelfristig, alle Schulen mit Breitbandausschluss, entsprechender Infrastruktur und Präsentationsmedien auszustatten.“ Finanziert werde das mit Hilfe des Förderprogramms Digitalpakt Schulen, die Stadt müsse dabei einen Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent der Kosten leisten, wie Bernd Walz erklärt. Er will in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Sport am Mittwoch, 16. März, genauer über den Sachstand der Umsetzung des Digitalpakts Schule informieren.

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Was von den altbekannten Unterrichtsmitteln übrig bleibt

Am Friedrich-Wöhler-Gymnasium sei die Umsetzung sehr schnell gegangen, schildert Sabine Beck. Ende des vergangenen Jahres seien die Smartboards ausgeschrieben worten, im Januar kamen schon die Handwerker. Die neuen digitalen Tafeln seien in den meisten Räumen gegenüber der bisherigen grünen Tafeln montiert worden. „Wir werden das drei oder vier Jahre beobachten, dann kommen die grünen Tafeln vielleicht ganz raus“, sagt Sabine Beck. Damit sei jedoch auch eine gewisse Nostalgie verbunden.

In wenigen Jahren soll sich zeigen, ob die grünen Tafeln ganz aus dem FriWö entfernt werden sollen.
In wenigen Jahren soll sich zeigen, ob die grünen Tafeln ganz aus dem FriWö entfernt werden sollen. | Bild: Arndt, Isabelle

An der Zeppelin-Realschule müssen die grünen Tafeln laut Johannes Briechle aus Platzgründen direkt weichen, sobald die Whiteboards ankommen. Ein Overhead-Projektor ist dort allerdings noch übrig: Er werde für ein Schulfest mit Trödelmarkt aufbewahrt, erklärt Briechle. Dort soll es dann Dinge vergangener Zeiten zu sehen geben.

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