Langjährige Besucher des Singener Wochenmarktes beobachten die Entwicklung zum Teil mit Sorge. Die Zahl der Marktbeschicker geht zurück. Dienstags waren zuletzt nur noch zwei Anbieter auf dem Herz-Jesu-Platz zu finden. Doch die Sorge ist nicht angebracht, wie bei einem Bürgergespräch der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen aus dem Singener Gemeinderat deutlich wurde. Marktbeschicker und Bürger waren eingeladen, um über die Zukunft des Marktes zu sprechen.
Auch Vertreter von vier Marktständen folgten der Einladung von SPD und Grünen, um mit Bürgern über die Situation ins Gespräch zu kommen. Stefan Frank vom Hof Immensitz aus Kirchen-Hausen, Melanie Berner von Obstbau Fröhlich von der Höri, Walter und Matthias Käppeler vom Käppelerhof in Singen sowie Thomas und Jörg Hägele aus Duchtlingen waren beim konstruktiven Gespräch über die Situation dabei.
„Noch vor der Corona-Pandemie hatte es für Stände auf dem Singener Wochenmarkt eine Warteliste gegeben“, berichtet Walafried Schrott. Der Fraktionsvorsitzender der SPD hat aber auch beobachtet, wie in den letzten zwei, drei Jahren Marktbeschicker aus Altersgründen und weil sie keinen Nachfolger hatten, aufgehört haben. Kapazitäten für neue Anbieter wären da. „Für uns ist der Markt ein Kulturgut“, bringt es Walafried Schrott auf den Punkt.

An manchen Punkten könnte auch noch mehr Werbung gemacht werden. „Mir ist aufgefallen, dass beim Wohnmobilstellplatz auf der Off-Wiese zwar diverse Hinweise auf Attraktionen in der Umgebung zu finden sind. Aber ein Hinweis auf den Wochenmarkt und wann dieser stattfindet, fehlt“, beobachtet Wochenmarktnutzer Helmut Thau. Ein Thema, das die Händler kennen. Schon länger sei den Marktbeschickern versprochen worden, dass es Werbeschilder geben soll, die auf den Weg zum Markt hinweisen sollen. „Sogar einen Entwurf gibt es schon“, sagt Walter Käppeler.
Er erinnert sich an Zeiten, als noch 48 Marktstände auf dem Herz-Jesu-Platz waren. Heute sind es samstags noch 30 bis 35. Dass die Zahl der Marktstände auf Wochenmärkten etwas abnimmt und auch keine Wartelisten mehr da sind, konnte Stefan Frank nur bestätigen. Aber das sei kein Singener Phänomen. „Auch in Bad Dürrheim und Tuttlingen ist die Entwicklung ähnlich“, so Frank.
Entwicklung lässt sich nicht nur in Singen beobachten
Am Dienstagsmarkt, der ab Anfang Mai bis Ende Oktober ist, waren zuletzt nur noch zwei Anbieter präsent. Nun ist aber ein Metzger aus Donaueschingen hinzugekommen. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem neuen Angebot“, erklärt Wochenmarkt-Kundin Karin Becker. Aber was bedeutet das für die Händler? „Funktioniert der Dienstagsmarkt für Sie auch mit nur wenigen Verkaufsständen auf dem Herz-Jesu-Platz?“, wollte Grünen-Stadträtin Isabella Eisenhart wissen.
Für Melanie Berner von Obstbau Fröhlich und die Brüder Hägele aus Duchtlingen ist die Situation dienstags in Ordnung, ebenso wie die Öffnungszeiten von 6 bis 12.30 Uhr. Auch wenn sich nicht alle genau an diese Zeiten halten, weil manche noch nicht um Punkt 6 Uhr da sind oder andere schon um 12 Uhr wieder fahren.

„Wir haben schon um kurz nach sechs Kunden, die direkt von der Schicht kommen“, sagt Melanie Berner. Für sie und die Kollegen ist es in Ordnung, so früh ihre Ware anzubieten. Wem saisonale, natürliche Produkte und Regionalität am Herzen liegen, der wird beim Singener Wochenmarkt auf jeden Fall fündig, und das in bester Qualität ohne Plastikverpackung.
Es fehlt an schmackhaften Gewürzen
Allerdings wollten die Organisatoren des Gesprächs wissen, ob noch ein Sortiment fehle? „Ja. Gewürze“, sagt Melanie Berner. Es sei ja mal jemand mit diesem Angebot da gewesen, aber nicht lange, denn er hatte einen Platz in der hintersten Ecke zugewiesen bekommen.

Wie es denn wäre, wenn man ein oder zwei Mal im Jahr ein Marktfest veranstalten würde, wurde aus den Reihen der politischen Vertreter nachgefragt. „Das wäre sehr, sehr viel Aufwand und die Marktleute arbeiten alle schon am Limit“, entgegnet Walter Käppeler.
Mit Produkten aus Singens Partnerstädten punkten
Auf jeden Fall möchten die Fraktionen auf den Standortmarketingverein Singen aktiv zugehen, um eventuell besondere Veranstaltungen auf dem Wochenmarkt zu realisieren. „Wie wäre es denn, wenn man ein oder zwei Mal im Jahr auf dem Markt gezielt auch Produkte aus Singens Partnerstädten anbieten würde?“, schlägt beispielsweise Bernhard Grunewald vor. Er ist als vorsitzender im Singener Integrationsverein Insi aktiv.
Für viele Stammkunden ist der Marktbesuch aber nicht nur ein Anlass, sich mit regionalen Produkten zu versorgen. Da geht es auch um das soziale Miteinander, Leute treffen, reden und dabei gemeinsam einen Kaffee trinken. Diskutiert wurde auch über die Idee von Walafried Schrott, ob es nicht auch Gutscheine geben könnte, die auf dem Markt eingelöst werden könnten.
Weiteres Thema ist die Parksituation
Die Parksituation für die Marktbesucher wurde ebenfalls thematisiert. Als die Tiefgarage neu war, konnten Marktbesucher eine Zeit lang bis 10 Uhr kostenlos dort parken. Nun müssen die normalen Parkgebühren dort gezahlt werden.