Und schon wieder hat ein Händler den Singener Wochenmarkt verlassen. Auf einer kleinen kleine Schiefertafel hat Familie Hägele ihren Abschied vom Wochenmarkt auf dem Herz-Jesu-Platz angekündigt. Darauf bedankt sich die Familie, die auch den insolventen Vitaminmarkt in Hilzingen betrieben hat, für langjährige Treue ihrer Kunden in Singen. Seit Ende Oktober ist der Stand, der sich direkt an den Füßen der Herz-Jesu-Kirche befunden hat, vom Marktplatzgeschehen verschwunden.
Damit hat sich bereits der dritte Gemüsehändler binnen kürzester Zeit aus Singen verabschiedet. Zuletzt hatten zwei weitere Händler im November 2023 ihre Stände geschlossen. Außerdem nimmt die Kauflust auf Wochenmärkten bundesweit ab: 2023 vermeldeten Wochenmärkte einen Umsatzverlust, wie Zahlen vom Statistischen Bundesamt und Branchenverbänden besagen – und zwar teilweise um mindestens 6,5 Prozent. Steht der Wochenmarkt in Singen nun vor einem Problem?

Eine Anfrage bei der Stadtverwaltung Singen ergibt: Dem Singener Wochenmarkt rennen die Händler nicht weg – noch nicht. Laut Pressestelle gebe es noch fünf Gemüsestände, zwei Kartoffelstände und zwei Obststände. „Aus unserer Sicht ist dies ein gutes Angebot, das die Versorgung der Kunden auch künftig umfassend abdeckt“, schreibt Lilian Gramlich aus der Presseabteilung auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Das Sortiment auf dem zentral auf dem Herz-Jesu-Platz gelegenen Wochenmarkt sei breit gefächert. Alle gängigen Bereiche seien abgedeckt, zudem gebe es italienische, polnische und ungarische Spezialitäten. Anders sehe es bei Fisch aus, denn frischer Fisch werde laut Stadtverwaltung nur von einem Händler verkauft.
Was man zum Singener Wochenmarkt wissen muss
Marcus Berger, Leiter des Ordnungsamtes bei der Stadt Singen, antwortete im November 2023 ähnlich gelassen: Sowohl im Segment Bio-Gemüse als auch beim konventionellen Gemüse gebe es verschiedene Betreiber, die zum Teil auch selbst produzieren.
Warteliste? Gibt es nicht mehr
Der Singener Wochenmarkt hat nicht nur bei Kunden eine große Tradition in Singen. Auch bei den Beschickern gibt es viele, die bereits seit Jahren ihre Waren dort anbieten. „Wenn sie dann altershalber aufhören, gibt es oftmals keine Nachfolger, die die Stände weiter betreiben möchten. Gerade der Gemüsehandel mit eigenem Anbau ist harte Arbeit, verbunden mit frühem Arbeitsbeginn an den Markttagen. Man muss mit dem Wetter zurechtkommen; im Sommer Hitze und im Winter Frost“, schreibt Lilian Gramlich.

Das mache sich auch bei der Warteliste bemerkbar, denn die gibt es nicht mehr. Wie Gramlich mitteilt, seien zuletzt keine Standplatzanfragen mehr abgelehnt worden. „Die Stadt lehnt seit rund zwei Jahren keine Beschicker mehr ab, die das Sortiment des Paragraph 67 Gewerbeordnung anbieten wollen und zuverlässig sind“, schreibt sie.
Wie Marcus Berger zuletzt im SÜDKURIER schilderte, sei die Warteliste vor Jahren noch bestens gefüllt und ein Platz auf dem Wochenmarkt in Singen heiß begehrt gewesen. Das habe sich zum einen gewandelt, da mögliche Nachrücker mittlerweile auf anderen Märkten einen Platz bekommen hätten. Zum anderen aber auch, da Nachrücker nach der Pandemie mit wirtschaftlichen Problem zu kämpfen hätten und eine Bewerbung nicht aufrecht erhalten konnten. „Wenn heute ein Gemüsedirekterzeuger anruft, der hätte wirklich extrem gute Chancen“, betonte Berger damals.
Und was passiert jetzt mit dem leeren Platz der Hägeles?
Die Lücke, die der Gemüsestand der Hägeles hinterlässt, wird erstmal nicht mit einem neuen Stand gefüllt. Stattdessen wird umgestellt, wie Lilian Gramlich erklärt: Die Beschicker auf dem Kirchplatz sollen weiter in Richtung Norden rücken und somit einen Halbkreis auf dem Platz bilden. Die Durchgänge auf den Kirchplatz sollen freigehalten werden.