Der Radolfzeller Wochenmarkt gilt unter Kennern als einer der schönsten Märkte seiner Art in der Region. Die zentrale Lage auf dem Marktplatz und die Anzahl der Beschicker, die ihre Waren noch selbst produzieren, werden als besonders positiv bewertet. Doch die Kauflust der Menschen auf Wochenmärkten nimmt bundesweit ab. 2023 vermeldeten Wochenmärkte einen Umsatzverlust, wie Zahlen vom Statistischem Bundesamt und Branchenverbänden besagen – und zwar teilweise um mindestens 6,5 Prozent. Doch wie sieht es auf dem Radolfzeller Markt aus?

„Die Zahlen sind tatsächlich rückläufig“

Auch dort stellen einige der Beschicker in einer nicht repräsentativen Umfrage fest, dass weniger Besucher kommen und ihre Einkaufskörbe füllen. „Die Zahlen sind tatsächlich rückläufig. Wir kommen nicht mehr auf das Niveau in der Vor-Corona-Zeit“, sagt zum Beispiel Andrea Fürst. Ihre Familie ist in der fünften Generation auf dem Radolfzeller Wochenmarkt vertreten und sie selbst seit 23 Jahren. Damit kann sie die Situation gut einschätzen.

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Immerhin kann sich die Gemüseproduzentin aus Iznang auf der vorderen Höri aber auf ihre Stammkunden verlassen, wie sie erklärt. Gleichwohl kann das den generellen Rückgang der Käufer nicht kompensieren. Als Gründe für den Rückgang führt sie zum einen die geringere Anzahl an Touristen in der Stadt im verregneten Frühjahr an und zum anderen beobachtet sie eine generelle Sparsamkeit bei den Käufern. „Alles ist teurer geworden. Die Leute überlegen einfach, was sie ausgeben“, sagt sie.

Im Vergleich zu früheren Jahren konstatiert Andrea Fürst eine spürbare Verkürzung der Verkaufszeiten auf dem Wochenmarkt: „Früher kamen die Leute schon um 7 Uhr und standen an. Heute kommen sie erst später und trotzdem ist schon früher Schluss“, stellt sie fest. Offiziell ist der Radolfzeller Wochenmarkt am Mittwoch und am Samstag bis 14 Uhr geöffnet. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass etliche Betreiber dann schon einpacken.

Andrea Fürst an ihrem Stand am Radolfzeller Wochenmarkt.
Andrea Fürst an ihrem Stand am Radolfzeller Wochenmarkt. | Bild: Jarausch, Gerald

Nicht teurer als im Laden

Eine ähnliche Wahrnehmung hat auch Alexandra Löhle vom Obstproduzenten Blanhof in Wangen. „Ich bin seit acht Jahren auf dem Radolfzeller Wochenmarkt und es hat schon generell abgenommen“, erklärt sie auf Nachfrage. Auch wenn die Anzahl junger Familien wieder etwas zunehme, verzeichnet auch sie geringere Verkaufszahlen am Stand.

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Dabei sind die Preissteigerungen auf dem Markt aus ihrer Sicht oftmals nicht so hoch wie andernorts: „Viele sind immer noch der Meinung, dass im Supermarkt alles billiger ist. Aber das ist ein Irrglaube“, sagt sie. Auch sie verweist auf den Stellenwert der Touristen für den Wochenmarkt: „Wir leben im Sommer vom Tourismus“, erklärt Alexandra Löhle.

Alexandra Löhle vom Obstbau Blanhof in Wangen.
Alexandra Löhle vom Obstbau Blanhof in Wangen. | Bild: Jarausch, Gerald

Das sagt die Stadt zum Angebot

Aus Sicht der Stadtverwaltung wird der Radolfzeller Wochenmarkt besonders an den Samstagen gut frequentiert, wie die Pressestelle auf Anfrage erklärt. Derzeit gebe es insgesamt 35 Marktbeschicker. Einen spürbaren Rückgang bei den Anbietern könne man nicht verzeichnen. Lediglich ein Beschicker werde den Wochenmarkt demnächst aus Altersgründen verlassen.

Vor allem im Bereich der Feinkost und bei Antipasti-Händlern besteht laut der Stadt eine große Nachfrage nach dem Markt. Generell werde zwischen verschiedenen Warengruppen unterschieden. „Die Vergabe der Marktplätze richtet sich nach verschiedenen Warenbereichen. Den einzelnen Warengruppen werden verschiedene Standlängen zugeteilt. Diese sind aktuell ausgeschöpft“, lässt die Pressestelle der Stadt wissen.