Ein Programm auf dem Handy überwacht den Herzschlag, und für das Fingertraining stülpt man sich die Virtuell-Reality-Brille (VR-Brille) über den Kopf – willkommen in der schönen neuen Welt der Gesundheitsvorsorge. In der stehen nicht nur zahlreiche neue Möglichkeiten zu Verfügung, man muss auch sprachlich ein wenig bei der Stange bleiben, um noch mitzukommen: So machte jetzt in Steißlingen der Digital-Health-Truck der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg Station.
Er soll den Bürgern sowie Vertretern der Gesundheitsberufe vor Ort digitale Angebote näherbringen und ist deshalb seit zweieinhalb Jahren in Baden-Württemberg unterwegs. Die nötigen Mittel kommen vom Gesundheitsministerium. An Bord befindet sich eine Auswahl an Medizingeräten, die medizinische Daten erfassen können, reale Situationen simulieren und Gesundheitsanwendungen ermöglichen. Bei diesen Gesundheitsanwendungen handelt es sich um Apps auf Rezept, die von Ärzten verschrieben und deren Kosten von den Krankenkassen erstattet werden können.

Die digitalen Helfer für die Patienten unterstützen die Erkennung, Überwachung, Behandlung und Linderung von Krankheiten und lassen sich allein oder unter Anleitung nutzen. Im Truck können alle Besucher die Apps ausprobieren. Nützlich sind die digitalen Hilfsmittel auch in der Notfallmedizin sowie in der Physiotherapie, etwa bei Mobilitätsübungen. Die durfte Steißlingens Bürgermeister Benjamin Mors mit einer VR-Brille erleben und war ganz begeistert: „Anfangs ist es ungewöhnlich, in der virtuellen Welt zu hantieren. Dann macht es Spaß und ist bestimmt förderlich.“
Weitere Systeme, mit denen Arztpraxen schon heute zu tun haben, sind das elektronische Rezept, die elektronische Patientenakte, Videosprechstunden, digitale Stethoskope und digitales EKG. Tragfähige Medizingeräte können die unterschiedlichsten Daten erfassen und direkt am Körper getragen werden, etwa als Armbanduhren mit Zusatzfunktionen (Smart Watches). Viele Besucher waren interessiert und standen in angeregten Gesprächen beisammen, auch um Für und Wider moderner Technik zu diskutieren.

Die am EKG-Projekt beteiligte Gesine Hitschler (80 Jahre) ist jedenfalls überzeugt von der Anwendung: „Gerade für ältere Personen kann die digitale Blutdruckmessung mit Verbindung zur Arztpraxis oder zu Angehörigen sehr nützlich sein. Sie sind sofort informiert, wenn es mir nicht gut geht. Mit der Technik komme ich gut klar. Die Bedienung ist einfach.“
Heidrun Horn, Heilpraktikerin in Konstanz, betonte: „Sicher ist dieser digitale Fortschritt für einige Bereiche vorteilhaft. Wichtig bleibt aber für die behandelnden Ärzte und Mediziner sowie die Patienten der persönliche Kontakt.“ Wichtig seien zudem verlässlicher permanenter Internetzugang, Datenschutz und medizinisches Personal, das die Betreuung und Auswertung leistet.