Viele Jahre stand ein einfacher, figurenloser Brunnentrog auf dem Gustav-Hammer-Platz in Stockach. Das sollte sich ändern, fanden Hubert Kunicki und eine Reihe gleichgesinnter Stockacher. Der heute 88-Jährige, der früher auch Stadtrat war, erinnert sich noch genau daran, wie die konkrete Idee entstanden ist.
Kunicki habe den Bildhauer Hermann König vom Sehen her gekannt und sei eines Tages in der Stadt mit ihm über den Brunnen ins Gespräch gekommen. Rund zwei Wochen später die Überraschung: König habe Kunicki gesagt, er habe bereits mit der Arbeit begonnen.

90.000 D-Mark musste irgendwie her
Das sei für Kunicki im ersten Moment ein kleiner Schock gewesen, denn wie sollte das bezahlt werden? Noch niemand hatte eine Finanzierung besprochen oder angestoßen. So habe der lange, dornige Weg begonnen, um 90.000 D-Mark zusammenzubekommen.
Dazu sei im November 1994 auch ein Brunnenförderverein gegründet worden. Der Mitgliedsbeitrag floss dem Zweck zu und es gab auch verschiedene Aktionen wie Radi-Feste, bei denen Rettiche auf einer umgebauten Nähmaschine in Spiralen gedreht wurden, oder Mundartabende, Konzerte und vieles mehr, listet Willi Zöller auf, der dem Verein angehörte. „Wir mussten kreativ sein“, sagt er. Damals habe es noch keine Bürgerstiftung gegeben.

Die ersten Spenden kamen beim Drehorgel-Spiel
Sophie Schubert, die als d‘Nelleburgere bekannt ist, erzählt, sie habe am 8. Dezember 1994 beim Weihnachtsmarkt das erste Geld für den Brunnen hereingeorgelt – rund 200 D-Mark. Sie sei mit der Drehrorgel bei der Volksbank gestanden. „Jeder Cent ist angekommen, damit der Brunnen gemacht werden konnte“, sagt sie über die Einnahmen aus dieser und anderen Aktionen.

Erst gab es Gipsfiguren als Muster, über die man in der Stadt als weiße Nymphen gescherzt habe, so Kunicki. Um endlich den Bronzeguss bestellen zu können, habe der Verein die Mitglieder um zehn Jahresbeiträge im Voraus gebeten. Die meisten seien dazu bereit gewesen.
Was die Brunnen-Figuren symbolisieren
In den drei weiblichen Brunnenfiguren aus Bronze steckt neben der künstlerischen Arbeit eine Philosophie. Der Brunnen der Gemeinsamkeit symbolisiert laut Kunicki die drei Generationen. „Sie sind die verbindenden Elemente im Leben“, sagt er.

Auch Anordnung, Standort und Blickrichtung der Figuren hätten etwas Verbindendes: Alle geben sich gegenseitig Halt, eine schaue auf den Gustav-Hammer-Platz, eine zur Kronengasse und eine zur Kaufhausstraße. Dies stehe für die Lebenswege der Menschen. Das Wasser symbolisiere den Strom des Lebens. Der Brunnen sei zudem eine Hommage an die Weiblichkeit, die in der Kunst immer wieder zu kurz komme, ergänzt Kunicki.
Ratenzahlung der Restsumme nach der Einweihung
Obwohl das Geld immer noch nicht ganz reichte, sollten die Figuren gegossen und aufgestellt werden. Der Brunnen der Gemeinsamkeit konnte so am 17. Juni 2000 eröffnet werden. König, der inzwischen verstorben sei, habe den Brunnen noch zu Lebzeiten sehen wollen, erzählt Willi Zöller. Der Verein habe die Restsumme über mehrere Jahre abbezahlt dürfen.

In einer Metallkassette unter den Brunnenfiguren befindet sich eine Urkunde mit einem Text zum Brunnen sowie der Namen aller Spender, die ihn ermöglicht haben.

Kunicki und Zöller freuen sich jedes Mal über den Brunnen, wenn sie vorbeilaufen.