Braucht Stockach ein neues Hotel? Und wenn ja, wo könnte es hinkommen? Diese Fragen treiben manch einen in der Stadt um. Und zuletzt wurden sie immer wieder zum Thema im Gemeinderat. So hatte Martin Bosch (CDU) bei der Beratung über einen Bebauungsplan für Grundstücke an der Dillstraße im Planungsausschuss des Rates gefragt, ob dort auch ein Hotel möglich wäre. Gemeint habe er damit das Gelände der früheren Gärtnerei Lutz, so Bosch auf Nachfrage. Dieses liegt zwischen Dillstraße und der Haarnadelkurve des Stadtwalls.

„Es gibt Leute, die sich um das Thema Hotel kümmern wollen.“ Rainer Stolz, Bürgermeister von Stockach.
„Es gibt Leute, die sich um das Thema Hotel kümmern wollen.“ Rainer Stolz, Bürgermeister von Stockach. | Bild: Arndt, Isabelle

Bürgermeister Rainer Stolz antwortete damals, dass auch ein Hotel an diesem Standort möglich wäre. Das war Anfang Mai. Später sagte Stolz auf Anfrage: „Es gibt Leute, die sich um das Thema Hotel kümmern wollen.“ Allerdings würden diese Pläne noch geprüft. Namen nenne er deswegen noch nicht, so Stolz. Und: Auch das Grundstück des früheren Hotels Linde in der Goethestraße soll in einem Bebauungsplan als Fläche für ein Hotel ausgewiesen werden. Offenbar sind beide Standorte im Rennen.

Oder ist hier der Platz für ein neues Hotel? Die Linde an der Goethestraße war schon einmal ein Hotel. Das Grundstück soll im ...
Oder ist hier der Platz für ein neues Hotel? Die Linde an der Goethestraße war schon einmal ein Hotel. Das Grundstück soll im Bebauungsplan als entsprechende Sonderfläche ausgewiesen werden. | Bild: Freißmann, Stephan

Tatsache ist: Wo es in der Kernstadt Stockach bis vor einigen Jahren vier Hotels gab, sind heute, nach der Schließung der Linde und des Hotels Paradies, noch zwei übrig. Aber braucht Stockach überhaupt ein weiteres Hotel? Ein Gutachten, das die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben habe, komme zu dem Schluss, dass dies er Fall sei, sagt Stolz. Ein endgültiges Ergebnis liege indes noch nicht vor.

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Aus touristischer Sicht pflichtet Reiner Kusch dem bei. Er arbeitet als Paketer in der Bus-Touristik. Grob gesagt, bedeutet das, dass Kusch mit seiner in Stockach ansässigen Agentur Touren für Busgruppen zusammenstellt, die Reiseanbieter von anderswo einkaufen können – inklusive Übernachtungen, Eintritten und Mahlzeiten. „Der Anbieter stellt dann im Prinzip nur noch seinen Bus zur Verfügung“, schildert Kusch das Geschäftsmodell.

Er sagt klar: „Ich könnte deutlich mehr Gäste nach Stockach bringen, als es derzeit der Fall ist.“ Einerseits seien die bestehenden Hotels derzeit eher zurückhaltend bei Busgruppen. Andererseits fehle ein weiteres Hotel. Deswegen wandere er mit seinen Gästen eher weg von Stockach, obwohl die Lage der Stadt für Touren im Bodensee-Raum sehr gut sei. Deswegen fragt er sich, warum man nicht schon früher Gegenmaßnahmen ergriffen hat, als Linde und Paradies ihren Hotelbetrieb eingestellt haben.

„Ich könnte deutlich mehr Gäste nach Stockach bringen, als es derzeit der Fall ist.“ Reiner Kusch, Unternehmer in der ...
„Ich könnte deutlich mehr Gäste nach Stockach bringen, als es derzeit der Fall ist.“ Reiner Kusch, Unternehmer in der Bustouristik. | Bild: Freißmann, Stephan

Doch es gibt auch die Ansicht von Daniel Birkenmayer. Seine Familie hat lange Jahre das Hotel Linde betrieben, er selbst ist ebenfalls vom Fach und als Berater in der Hotel-Branche aktiv. Er gibt zu bedenken: „Wenn ein Hotel sich rentieren soll, sollte es 100 Zimmer haben.“ Entsprechend hoch müsste man auf dem Linde-Grundstück oder an der Dillstraße bauen, denn allzu groß sind beide Flächen nicht.

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Und er vermutet, dass ein Investor ein Konzept mit möglichst wenig Personalaufwand verfolgen würde, also beispielsweise mit automatischer Rezeption: „Das wird dann nichts für die Gemeinde.“ Außerdem stellt er die Frage in den Raum, ob die Auslastungen ein neues Hotel hergeben (siehe Text unten). Familie Birkenmayer hätte auf dem Linde-Grundstück deswegen lieber Wohnungen errichtet – ein Plan, der bei der Stadtverwaltung aber nicht auf Gegenliebe gestoßen sei, so Daniel Birkenmayer. Doch für die nächsten sieben Jahre sei das Gebäude an die Stadt vermietet, die dort schwerpunktmäßig Obdachlose unterbringt. Das Thema stehe derzeit also ohnehin nicht zur Debatte.