In Stockach und Umgebung gibt es kein Tierheim, in das entlaufene oder ausgesetzte Tiere gebracht werden können. Umso wichtiger ist die Arbeit des Tierschutzvereins, der sich um herrenlose Tiere kümmert. Dieser Verein bestand zuletzt praktisch nur noch aus einer Person: Kerstin Riebesehl.
Sie hatte das Amt und das Notrufhandy im März von der früheren Vorsitzenden Julia Bertsche übernommen und seitdem versucht, alle Aufgaben allein zu stemmen. Neben ihrer Vollzeitarbeit war das fast unmöglich. Bei einer Infoveranstaltung hat sie jetzt viel Zuspruch erfahren. Sieben Personen haben sich spontan in die Mitgliederliste eingetragen. Bald soll es ein Treffen geben, bei dem sich der Verein neu aufstellt, einen Vorstand wählt und Aufgaben verteilt.
Stadtverwaltung unterstützt neue Organisation des Vereins
Gute Tipps zur Neubelebung des Vereins kamen von Christian Korb von der Stockacher Stadtverwaltung. Er riet dazu, zunächst allgemein über Aufgaben und Tätigkeit zu berichten und alles Weitere beim nächsten Termin zu organisieren. Man solle auch über eine Homepage und Auftritte auf Internet-Plattformen nachdenken, empfahl er.
Kerstin Riebesehl erzählte den knapp 20 Anwesenden, dass es seit Jahren keine Mitgliederversammlung gegeben habe und sie auch keinerlei Einblick in Mitgliederlisten habe. „2014 waren es 213 Mitglieder“, wusste sie nur. Sie sprach über die Vereinbarung, die der Tierschutzverein mit der Stadt Stockach und den fünf Gemeinden Mühlingen, Hohenfels, Eigeltingen, Orsingen-Nenzingen und Bodman-Ludwigshafen hat: „Wir sammeln herrenlose Tiere ein, beherbergen und versorgen sie.“ Der Verein sei auch für Wildtiere zuständig, diese würden aber meist an Wildtierstationen weitergegeben.
Das Einsatzgebiet ist sehr groß, man muss pragmatisch sein
Das Einsatzgebiet sei ziemlich groß, daraus resultieren viele Fahrten und Einsatzstunden. Kerstin Riebesehl schlug eine WhatsApp-Gruppe vor. So könne man schnell absprechen, wer kurzfristig einspringen könne und Fundorte übermitteln. Oft kämen Anrufe der Polizei oder besorgter Einwohner zu herrenlosen Tieren abends oder am Wochenende.
Aktive Mitglieder erhielten Warnwesten zur sicheren Kennzeichnung sowie einen Mitgliedsausweis, aus dem hervorgehe, dass sie berechtigt seien, das Tier zum Tierarzt und am Wochenende zum tierärztlichen Notdienst zu bringen. In Stockach arbeitet der Tierschutzverein mit der Tierarztpraxis Karl Sewastianiuk zusammen.
Es werden hauptsächlich Katzen eingefangen
Bei den eingesammelten Tieren handele es sich meist um Katzen, manchmal um Hunde, Kaninchen oder Vögel. Letztere seien später einfacher unterzubringen, aber: „Katzen und Hunde sind nicht immer zugänglich. Viele sind verängstigt und wollen nicht mitgenommen werden“, erklärte Kerstin Riebesehl.
Da viele Hunde inzwischen gechipt seien, ließen sich die Besitzer häufig schnell ausfindig machen. Für Hunde, die länger untergebracht werden müssen, habe die Stadt jetzt zwei Zwinger bereitgestellt. Das sei aber keinesfalls eine Dauerlösung, so Riebesehl. Und man brauche jemand, der dreimal täglich mit den Hunden an der Leine laufen gehe.
Christian Korb erläuterte, nach dem Auffinden müssten drei bis vier Wochen vergehen, bevor ein Hund unter Vorbehalt an einen neuen Besitzer vermittelt werden dürfe. „Nach sechs Monaten kann der Besitz dann auch in Eigentum übergehen.“ Für den Zeitraum bis zur möglichen Vermittlung sucht der Tierschutzverein Pflegestellen, wo die Tiere ein schöneres Leben haben als im Zwinger.
Zusammenarbeit mit Landwirten und der Stadt
Die Unterbringung von Katzen, vor allem von verwilderten Bauernhofkatzen ist laut Kerstin Riebesehl noch weitaus schwieriger. Daher rät sie: „Wir müssen den Bauern helfen, die Tiere kastrieren oder sterilisieren zu lassen. Wenn sie jung sind, lassen sie sich gut weitervermitteln und zähmen, ab einem gewissen Alter wollen sie lieber frei sein und draußen bleiben.“
Katzenkäfige für den Transport gebe es vorerst bei ihr. Sie selbst habe stets dicke Handschuhe, Hundeleinen, Halsbänder, Leckerlis für Katzen und Hunde und ein Chiplesegerät im Auto dabei. Die Auslagen für Fahrten, Futter und Ausrüstung würden den Mitgliedern natürlich erstattet. Der Verein wird von der Stadt finanziell unterstützt.