Nach sechs Wochen Sommerferien ist es am Mittwoch wieder soweit: Für die Kinder und Jugendlichen in ganz Baden-Württemberg startet ein neues Schuljahr. Aber wie sieht es in und um Stockach mit der Lehrerversorgung und den Schüleranmeldungen aus? Der SÜDKURIER hat sich bei vier weiterführenden Bildungseinrichtungen in Stockach, Eigeltingen und Mühlingen umgehört.
Platzmangel am Stockacher Gymnasium
Am Stockacher Nellenburg-Gymnasium sind laut Schulleiter Holger Seitz „noch nicht alle Lehrkräfte an Bord“. Grund dafür seien langwierige Krankheitsausfälle. „Ich bin guten Mutes, dass sich die Situation bis zum Unterrichtsbeginn bessert. Wir bekommen auch Unterstützung vom Regierungspräsidium Freiburg„, sagt Seitz. Am Nellenburg-Gymnasium herrsche Bedarf im gesellschaftlichen und sprachlichen Bereich, so der Schulleiter.
Bei den Anmeldezahlen neuer Schüler sehe es Holger Seitz zufolge ähnlich aus wie im vergangenen Schuljahr. „Wegen der Raumsituation können wir nur vier Klassen unterrichten“, erklärt er. Mehr als 120 Kinder und Jugendliche aber hätten sich um einen Platz am Stockacher Gymnasium beworben. Seitz: „Deswegen mussten wir auch einige Kinder abweisen.“

Das reichhaltige Angebot an Arbeitsgemeinschaften (AGs), so der Rektor, könne weiterhin aufrechterhalten werden. Teilweise werde es sogar ausgebaut. „Die Schüleraustausche funktionieren. Sie sind ein wichtiger Bestandteil in unserem Haus. Im außerunterrichtlichen Bereich sehen wir auch zukünftig eine unserer Stärken“, berichtet Holger Seitz weiter. Den Schwerpunkt bei den Austauschen bildet ihm zufolge die Kooperation mit einer französischen Schule. Darüber hinaus gibt es Projekte mit der Ukraine, Schweden, Spanien und Australien. Außerdem werden am Nellenburg-Gymnasium zum Beispiel Theater- und Musical-AGs angeboten.
Neue AGs am Schulverbund Nellenburg
Beate Clot ist Schulleiterin des Schulverbundes Nellenburg. Sie sagt mit Blick auf das neue Schuljahr: „Wir haben eine gute Lehrerversorgung, was aber nicht zwingend bedeutet, dass immer auch alle Fächer abgedeckt sind. Mit den Vorbereitungen sind wir soweit fertig.“ Die Anmeldungen von neuen Schülern seien dieses Mal nahezu identisch zum Vorjahr, so Clot.
Bei den AGs gebe es indes einige Neuheiten: „Im praktischen und technischen Bereich haben wir weitere Angebote geschaffen – beispielsweise gibt es nun die AGs Mensch und Umwelt sowie Kochen“, erläutert die Schulleiterin. Außerdem habe man das Förderkonzept der fünften Klassen ausgebaut. Beate Clot dazu: „Ziel ist es, das Basiswissen der Kinder noch mal gezielter zu verbessern.“
Die Abschlussklassen des Schulverbundes würden darüber hinaus von einer Kooperation mit dem Berufsschulzentrum (BSZ) profitieren. Noch während der Zeit auf der Werkreal- oder Realschule haben die Schüler laut Beate Clot die Möglichkeit, das BSZ näher kennenzulernen. „Sie können beispielsweise in den Unterricht schnuppern und vorab Lehrer kennenlernen. Das hilft bei der Orientierung, wie es nach dem Abschluss bei uns weitergehen soll“, führt die Rektorin aus.
Mehr Anmeldungen an der Gemeinschaftsschule
An der Gemeinschaftsschule Eigeltingen sind die Verantwortlichen ebenfalls zufrieden. „Wir haben genug Lehrer. Auch im abgelaufenen Schuljahr hat das schon überwiegend gepasst“, sagt Schulleiter Michael Wernersbach. Bei Ehrenamtlichen im außerunterrichtlichen Bereich dagegen herrsche Bedarf.
Stark gestiegen sind die Zahlen der Schüleranmeldungen an der Gemeinschaftsschule. „In Stufe fünf waren es insgesamt 70, das bedeutet ein Plus von 18 Schülern im Vergleich zum Vorjahr“, erklärt Wernersbach. Eine Besonderheit der Eigeltinger Bildungseinrichtung sei, dass man als eine von zwei Schulen im Kreis Konstanz und Tuttlingen das Profilfach Informatik, Mathematik und Physik (IMP) im Portfolio habe. „Dabei handelt es sich um ein modernes Fach, in dem es beispielsweise um das Programmieren und Roboter geht. Von vielen Unternehmen ist das wegen der zunehmenden Digitalisierung gefragt“, so der Rektor.
Weiherbachschule muss Lehrer selbst suchen
Renate Paul leitet die Weiherbachschule in Mühlingen. „Die Lehrerversorgung bei uns ist sehr gut. Wir sind gut aufgestellt. Weil wir eine private Schule sind, müssen wir unsere Lehrkräfte selbst suchen“, sagt sie. 45 Anmeldungen seien für das Schuljahr 2019/20 eingegangen. Die Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft beherberge Paul zufolge eine Klasse mit 28 Schülern. Dementsprechend konnten nicht alle Bewerbungen positiv beantwortet werden.
Mit Schuljahresbeginn bietet die Weiherbachschule unter anderem eine Neuheit an: „Klassen musizieren mit der Mundharmonika“ lautet die Bezeichnung. „Ich habe die Ausbildung dafür und unterrichte die Fünftklässler in Musik. Wir probieren das einfach mal aus“, so die Schulleiterin Renate Paul.
So ist es um die Lehrerversorgung in Baden-Württemberg bestellt
- Anmeldezahlen: Laut einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg (RP) lernen in 871 öffentlichen Schulen im gesamten Regierungsbezirk etwa 280 000 Schüler, die von rund 23 000 Lehrern unterrichtet werden. In diesem Schuljahr werden demnach rund 19 400 Erstklässler eingeschult. Beim Übergang in die weiterführenden Schulen liegt die Zahl der Anmeldungen für Haupt- und Werkrealschulen bei 1589. Bei den Realschul-Eingangsklassen gab es 6357 Anmeldungen und bei den öffentlichen Gymnasien wird es 6957 neue Fünftklässler geben. 2455 sind es in den Gemeinschaftsschulen, so das RP.
- Lehrersituation: Das RP sucht weiterhin Lehrkräfte. Die Zahl der für Neueinstellungen an den öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Freiburg zur Verfügung gestellten Stellen sei mit 1352 wie im Vorjahr sehr hoch. 456 davon entfielen laut der Pressemitteilung auf den Grundschulbereich, 304 auf die Realschulen, 128 auf die Werkrealschulen, 105 auf die Gymnasien, 41 gymnasiale Stellen auf die Gemeinschaftsschulen, 213 auf die beruflichen Schulen und 105 auf den sonderpädagogischen Bereich. Etwa 300 Stellen konnten aufgrund der angespannten Bewerberlage bisher nicht besetzt werden, teilt das RP mit. Davon betroffen sind insbesondere die Grundschulen und Realschulen.
- Lösung: Um alle Stellen zu besetzen, seien bereits etwa 530 befristete Verträge abgeschlossen. Auch Pensionäre unterrichten wieder. Außerdem sei eine große Zahl an Teilzeitanträgen zur Erhöhung des Lehrauftrags genehmigt worden. Das RP sucht besonders für die Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Waldshut-Tiengen Lehrer, heißt es weiter. Der Bewerbungszeitraum läuft noch bis Ende September.