Kinder und Jugendliche werden diesen Satz kennen: „Ständig hängst du am Handy rum.“ Dass man im Umgang mit technischen Geräten aber auch sehr viel lernen kann, zeigte eine Veranstaltung des Ferienprogramms. 17 Kinder zwischen zehn und 14 Jahren setzten sich an zwei Tagen mit digitalen Themen und Videospielen auseinander. Medientrainer Julian Ruckdäschel aus der Nähe von München übernahm die Leitung. Er ist selbstständiger Digitalexperte und bietet auch Schulungen für Lehrer an. Ihnen erklärt er unter anderem den richtigen Einsatz von Tablet-Computern im Unterricht.

Spielend virtuelles Lernen

An Tag eins der Veranstaltung in der Stadtbücherei bastelte jeder Teilnehmer einen Merge Cube (Würfel), der eine erweiterte Realität, auch als Augmented Reality bekannt, ermöglicht.

Die Teilnehmer des Medienprojektes entwickeln ihr eigenes Videospiel. Dafür malen sie zunächst einzelne Level von Hand auf ein Blatt ...
Die Teilnehmer des Medienprojektes entwickeln ihr eigenes Videospiel. Dafür malen sie zunächst einzelne Level von Hand auf ein Blatt Papier, die danach abfotografiert und in eine App eingefügt werden. Dann wird das Gemalte quasi zu einem lebendigen Videospiel. In der Mitte des Tisches liegen drei Merge Cubes, mit der ein anderes Projekt verwirklicht wurde. | Bild: Singler, Julian

Mit dem Programm H5P wird der Würfel im Anschluss zum Leben erweckt. Dann können die Kinder in Apps beispielsweise spielend das Sonnensystem erkunden oder die menschlichen Organe einer virtuellen Person kennenlernen.

Das Sonnensystem Video: Singler, Julian
Mister Body Video: Singler, Julian

Außerdem erstellten die Kinder einen Lückentext, der von den anderen gelöst werden sollte. „Schleichen sich beim Programmieren von Lösungswörtern Rechtschreibfehler ein, ist das eine Herausforderung“, sagte Julian Ruckdäschel. Er ergänzte: „Ganz wichtig aber ist zu wissen, dass beim digitalen Lernen Fehler erlaubt sind. Es gibt immer Probleme, für die man Lösungen entwickeln muss.“ Das sei eine der wichtigsten Aufgaben. Weiterprobieren statt Aufgeben also lautet das Motto.

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Kinder werden zu Geschichten-Erzählern

Am zweiten Projekttag stand Game-Design auf dem Programm. Die Kinder entwickelten ihr eigenes Videospiel. „Ziel ist es, eine Geschichte zu erzählen und ein Spiel daraus zu machen“, erklärte Julian Ruckdäschel. Dabei würden sich die Kinder die Kompetenzen der Zukunft aneignen, die zunehmend digitaler werde. „Medien spielen eine immer wichtigere Rolle, egal, ob in der Schule oder im Berufsleben“, so der Medientrainer. Außerdem sei die Kreativität der Jungen und Mädchen gefragt und man arbeite im Team.

Daniel spielt sein Level Video: Singler, Julian

Die Gruppe um die elfjährigen Moritz, Daniel, Max und den zehnjährigen Hannes dachte sich folgende Geschichte aus: Ein Schiff läuft an Land auf und der Spielercharakter kämpft sich durch eine Höhle zurück in die Zivilisation. Zuerst malte jeder sein eigenes Level auf ein Blatt Papier, fotografierte es mit einem Tablet ab und integrierte die Zeichnung in eine kostenlose App. Danach wurden alle fünf Zeichnungen zu einem aneinanderhängenden Spiel. Bei Daniel stimmte etwas noch nicht. „Ein Bauteil hat die falsche Farbe. Es muss blau sein und nicht schwarz“, stellte er fest. Der elfjährige Moritz erklärte: „Die grünen Büsche wirken im Spiel wie ein Trampolin. Die blauen Linien fallen beim Berühren des Spielercharakters um und ich muss dann schnell darüber laufen, bevor sie sich auflösen.“ Krebse hat Moritz ebenfalls auf sein Blatt gemalt. Im Spiel stellen sie Hindernisse dar. „Über die Tiere muss ich herüberspringen“, so der Schüler.