Wolf-Dieter Karle gehört zu den alten Hasen in der Stockacher Kommunalpolitik. Seit 30 Jahren ist er Teil des Gemeinderats und konnte in dieser Zeit mit seinen Fraktionskollegen von den Freien Wählern einiges bewegen. In manchen Punkten mussten sie jedoch auch Niederlagen einstecken. Zum Ende der laufenden Legislaturperiode gehören zur Fraktion der Freien Wähler neben Wolf-Dieter Karle auch Nils Baser, Roland Fiedler, Jürgen Kempter, Udo Pelkner und Anja Schmidt.
Zur vergangenen Kommunalwahl im Jahr 2019 hatte sich die Freie Wählervereinigung ein ganzes Alphabet von Zielen vorgenommen, die sie mit ihren Kandidaten umsetzen wollten. „Das geht los mit A wie Arbeitsplätze schaffen“, sagt Karle. Bei vielen Entscheidungen habe man innerhalb der Fraktion die Kalkulation gemacht, wer städtische Investitionen ermöglicht. „Das sind die Betriebe durch die Gewerbesteuern“, erklärt Karle.
Als aktuelles Beispiel nennt er neben der Ansiedlung der Kammerer Medical Group den geplanten Neubau der Discounterkette Lidl. Zwar habe man erst versucht, durchzusetzen, dass das Unternehmen auf dem neuen Markt noch zusätzlichen Wohnraum schafft. Doch von Seiten des Unternehmens kam dahingehend eine Absage. Dennoch verbucht Karle das Projekt als Erfolg, denn den Neubau unterstützten die Freien Wähler auch ohne Wohnbebauung weiter mit Blick auf Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt, erklärt er.
Ziel verfehlt beim Osterholz-Stadion
Eine Niederlage gesteht Karle im Hinblick auf die Sanierung des Osterholz-Stadions ein. „Darüber habe ich mich sehr geärgert“, sagt er. Denn die Freien Wähler haben im Gemeinderat darum gekämpft, dass das Stadion im Zuge der Sanierung vier Laufbahnen bekommen soll.
„Man hätte ein komplett neues Stadion gegenüber dem Schulverbund bauen können oder das Stadtion am alten Standort etwas höher legen und drehen können, um den nötigen Platz zu gewinnen, doch das hätte 300.000 Euro mehr gekostet“, erinnert sich Karle. Am Ende konnte er dafür nicht die erforderliche Mehrheit im Gemeinderat gewinnen. „Damit hat man die Leichtathletik quasi aus dem Stadion ausgesperrt“, befindet Karle. Ein wichtiges Projekt sei für ihn noch der Ausbau der Sportstätten in den Ortsteilen, betont er. „Da sind wir noch lange nicht fertig.“
Ein großes Anliegen sei den Freien Wählern auch immer der Ausbau der Kindergartenplätze gewesen. „Wir haben versucht, rechtzeitig den Bedarf zu decken. Andere Kommunen sind da deutlich schlechter aufgestellt“, sagt Wolf-Dieter Karle. Allerdings haben sich auch die anderen Fraktionen für das Thema Kinderbetreuung starkgemacht. „Eigentlich kann man ohnehin nie sagen, wir haben etwas ganz alleine geschafft. Es ist immer eine Gesamtleistung des Gemeinderats und oft ist es auch ein Geben und Nehmen zwischen den Fraktionen“, erklärt Karle.
Viele Anliegen teilt man unter den Fraktionen
Einer dieser Punkte ist auch der Erhalt des Krankenhauses. Gemeinsam mit den anderen Fraktionen haben die Freien Wähler das Stockacher Krankenhaus stets unterstützt. „Wir haben uns immer einstimmig dafür entschieden, Investitionen und Abmangel des Hauses zu tragen. Wir kämpfen für dieses Krankenhaus“, betont Karle.
Bei Projekten wie dem umstrittenen Neubau in der Goethestraße, der ursprünglich über einen über 23 Meter hohen Turm hätte verfügen sollen, oder bei den geplanten Wohnblöcken in der Winterspürer Straße habe man die Sorgen der Bevölkerung aufgenommen und entsprechende Anträge in den Gemeinderat eingebracht, um die Gebäudehöhen zu beschränken. Bei der Goethestraße gab es indes noch einen zweiten Antrag aus den Reihen von CDU und Grünen, der weniger strenge Vorgaben enthielt als der Antrag der Freien Wähler und der am Schluss als Kompromiss das Rennen machte.
Für Wolf-Dieter Karle ist die Goethestraße dennoch ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie sich die Freien Wähler für die Belange und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger von Stockach eingesetzt haben. „An anderer Stelle wiederum ist es auch wichtig, mehr Gebäudehöhe zu ermöglichen, auch wenn es Kritik seitens der Anwohner gibt, beispielsweise im Baugebiet Kapellenäcker“, so Karle. Schließlich werde bezahlbarer Wohnraum auch in Stockach dringend benötigt.
Insgesamt ein positives Fazit
Im Hinblick auf sozialen Wohnungsbau müsse die Stadt gegebenenfalls auch als Investorin auftreten. Das habe aus Karles Sicht auch eine höhere Priorität als etwa Geld in Projekte wie den Aachpark zu investieren.
Insgesamt fällt Wolf-Dieter Karles Fazit über die Arbeit seiner Fraktion positiv aus. „Wir haben die Mehrheit dessen erreicht, was umsetzbar war. Mit Sachverstand haben wir uns für konstruktive Lösungen eingebracht und ohne Parteizwänge eine Politik von Bürgern für Bürger gemacht. Dabei haben wir gut mit den anderen Fraktionen des Gemeinderats zusammengearbeitet“, befindet Karle.